Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

[Beginn Spaltensatz] gebracht, dasselbige mit ihrer Milch gesäuget, und deren eine grosse Menge gehabt. Welche Geschichte in dem Journal de Trevoux, im Monat October 1703. pag. 82. aufgezeichnet zu befinden.

Um das Gebürge in Savoyen und Auvergne findet sich ein Geschlechte Maulesel, die werden Gemars genannt, und kommen von einem Stier und einer Mähre. Sie sind bey nahe so hoch als wie ein Esel, iedoch viel stärcker, und können eine weit schwerere Last tragen, weder ein gemeiner Maulesel. Das Maul gleicht einem Ochsen, der Leib aber sieht wie eines Maulesels: die Ohren sind viel kleiner.

Alle Theile vom Maulesel und dessen excrementa, führen viel Oel und flüchtiges Saltz.

Die Klaue des Maulesels ist dienlich, den Monatfluß und andere Blutstürtzungen zu verstellen; und wird ein halber Scrupel bis auf zwey gantze davon auf einmahl gegeben: man räuchert auch damit.

Der Mauleselmist dienet zu der rothen Ruhr und zum Blutfluß, zum Schmertzen der Miltz, und den Schweiß zu treiben: er wird gedörret und gestossen, und davon ein Scrupel bis auf ein Quintlein eingegeben.

Mumia.

Mumia, frantzösisch, Mumie, teutsch, Mumie ist ein Todtencörper, von einem Manne, oder einem Weibe, oder einem Kinde, der balsamiret und getrocknet worden. Die ersten Mumien sind aus den Begräbnissen der alten Egyptier genommen worden, unter den Pyramiden, davon annoch gar schöne Reste und Ruinen, einige Meilen von Groß Cairo zu sehen sind. Diese Balsamirung wurde mit Balsam verrichtet, mit Cedernhartz, Judenpeche, Myrrhen, Aloe und vielen andern dergleichen aromatischen Sachen, welche kräftig und tauglich, die Feuchtigkeit des Fleisches zu verzehren, die Schweißlöcher zu verstopfen, zu verhindern, daß die Luft nicht möge eintringen, und der Fäulung widerstanden werde. Wir brauchen zwar heutiges Tages bey nahe eben dergleichen Sachen zu Balsamirung todter Cörper: allein, es sey nun, daß ihre Materialien weit besser sind gewesen, als wie unsere, oder, weil sie eine viel vollkommenere Art und Weise zu balsamiren gehabt, als wie wir, oder, weil ihre Begräbnisse weit trockner gewesen, und mehr mit Saltz und Peche angefüllt, oder endlich, weil es nicht so sehr darinn gefaulet, wie in unsern; ihre balsamirten Cörper blieben eine weit längere Zeit gut und unverfault, als die anietzo balsamiret werden. Dann, wann dem Gerüchte zu glauben, so sind in Egypten Mumien zu sehen, von vier tausend Jahren her; da man hingegen in den letztern Zeiten Mühe gnug gehabt, die Cörper über die drey hundert Jahre lang, gut zu erhalten.

Unterweilen werden auf den Libyschen Seeküsten Menschencörper gefunden, welche die Wellen dahin ausgeworffen haben, die sind vom Sand durchtrungen und getrocknet worden; oder besser zu sagen, der von der Sonnen Hitze, welche in demselben Lande gantz ungemeine groß, verbrennt und calciniret worden. Es werden dergleichen auch in der Wüsten Zara gefunden, woselbst der Sand so gar subtil und zarte ist, daß er alles und iedes durchtringet, und ist kein Wasser [Spaltenumbruch] allda anzutreffen, damit man sich des Dursts erwehren könte. Wann nun reisende Personen den Caravanen nicht mehr folgen können, so verirren sie sich leicht, und kommen dann für Hunger und Durst um: ihre Cörper vertrocknen dergestalt, daß sie kaum den vierten Theil mehr wägen, als sie sollen. Diese ausgedörrten Cörper werden Mumies blanches, weisse Mumien, genannt.

Es gieb in manchen warmen Landen, wie z.E. zu Toulouse, und sonst anderswo, gewisse Hölen und Begräbnisse, darinne die todten Cörper gantz austrocknen, und bleiben, ohne Balsamirung, samt den Haaren wol auf zwey hundert Jahr lang, gut: weil die Hölen, Gewölbe oder Keller vor dem zu Kalchgruben gedienet haben. Dann, der Kalch hat alle Feuchtigkeit der Orten aufgezehret, und sehr viel feurige Cörperlein darinne hinterlassen, welche sodann fähig sind, das phlegma eines Cörpers auszutrocknen und alle dicke Luft daraus zu treiben. Diese Cörper sind gleichergestalt eine Gattung Mumien.

Man darff durchaus nicht glauben, daß die gemeine Mumie, wie sie uns zugeführet wird, die recht und wahre egyptische Mumie sey, welche aus den Begräbnissen der alten Egyptier genommen worden; dann, die ist viel zu rar, und wann ja noch ein Stücke davon überkommt, so wirds in Cabineten aufgehebt, als eine grosse Curiosität und Rarität. Die bey den Materialisten zu finden ist, kommt von den Cörpern allerhand Personen, welche die Jüden, und selbst auch wol die Christen, nachdem sie Eingeweide und Gehirn zuvor heraus genommen, mit Myrrhen, Aloe, Weyrauche, Judenpech und andern solchen Dingen zu balsamiren pflegen. Sie schieben diese also balsamirten Cörper in den Ofen, damit sie ihnen alles phlegma und Feuchtigkeiten benehmen, und daß die gummata viel besser sie durchtringen, und sie sich wol halten lassen mögen.

Die Mumie soll man erwehlen, welche rein und schöne ist, schwartz und gläntzend, von ziemlich starcken, nicht unangenehmen Geruch. Es wird auf chymische Weise viel Oel und flüchtig Saltz draus destilliret.

Sie reiniget, dient zu den Wunden, zertheilet, widerstehet dem kalten Brande, stärcket, ist gut zu Quetschungen und wehret, daß das Blut im Leibe nicht gerinnen kan.

Die weissen Mumien, oder die ausgedörten Cörper, die nicht balsamiret sind, haben nicht viel Kraft bey sich, weil sie die brennende Hitze der Sonnen gantz verbrennet hat, und fast alles Oel und flüchtig Saltz davon geführet.

Mumia ist ein arabisch Wort, und bedeutet einen balsamirten und vertrockneten Leichnam.

Mungo.

Mungo, Garziae.

Messe, Avicennae.

Mens, Bellunensi.

Ist ein Americanischer Samen, so starck als wie der Coriander, zu anfangs grün, doch, wann er zeitig wird, bekommt er eine schwartze Farbe; in Guzurate und Decan ist er so gemein, daß sie die Pferde [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] gebracht, dasselbige mit ihrer Milch gesäuget, und deren eine grosse Menge gehabt. Welche Geschichte in dem Journal de Trevoux, im Monat October 1703. pag. 82. aufgezeichnet zu befinden.

Um das Gebürge in Savoyen und Auvergne findet sich ein Geschlechte Maulesel, die werden Gémars genannt, und kommen von einem Stier und einer Mähre. Sie sind bey nahe so hoch als wie ein Esel, iedoch viel stärcker, und können eine weit schwerere Last tragen, weder ein gemeiner Maulesel. Das Maul gleicht einem Ochsen, der Leib aber sieht wie eines Maulesels: die Ohren sind viel kleiner.

Alle Theile vom Maulesel und dessen excrementa, führen viel Oel und flüchtiges Saltz.

Die Klaue des Maulesels ist dienlich, den Monatfluß und andere Blutstürtzungen zu verstellen; und wird ein halber Scrupel bis auf zwey gantze davon auf einmahl gegeben: man räuchert auch damit.

Der Mauleselmist dienet zu der rothen Ruhr und zum Blutfluß, zum Schmertzen der Miltz, und den Schweiß zu treiben: er wird gedörret und gestossen, und davon ein Scrupel bis auf ein Quintlein eingegeben.

Mumia.

Mumia, frantzösisch, Mumie, teutsch, Mumie ist ein Todtencörper, von einem Manne, oder einem Weibe, oder einem Kinde, der balsamiret und getrocknet worden. Die ersten Mumien sind aus den Begräbnissen der alten Egyptier genommen worden, unter den Pyramiden, davon annoch gar schöne Reste und Ruinen, einige Meilen von Groß Cairo zu sehen sind. Diese Balsamirung wurde mit Balsam verrichtet, mit Cedernhartz, Judenpeche, Myrrhen, Aloe und vielen andern dergleichen aromatischen Sachen, welche kräftig und tauglich, die Feuchtigkeit des Fleisches zu verzehren, die Schweißlöcher zu verstopfen, zu verhindern, daß die Luft nicht möge eintringen, und der Fäulung widerstanden werde. Wir brauchen zwar heutiges Tages bey nahe eben dergleichen Sachen zu Balsamirung todter Cörper: allein, es sey nun, daß ihre Materialien weit besser sind gewesen, als wie unsere, oder, weil sie eine viel vollkommenere Art und Weise zu balsamiren gehabt, als wie wir, oder, weil ihre Begräbnisse weit trockner gewesen, und mehr mit Saltz und Peche angefüllt, oder endlich, weil es nicht so sehr darinn gefaulet, wie in unsern; ihre balsamirten Cörper blieben eine weit längere Zeit gut und unverfault, als die anietzo balsamiret werden. Dann, wann dem Gerüchte zu glauben, so sind in Egypten Mumien zu sehen, von vier tausend Jahren her; da man hingegen in den letztern Zeiten Mühe gnug gehabt, die Cörper über die drey hundert Jahre lang, gut zu erhalten.

Unterweilen werden auf den Libyschen Seeküsten Menschencörper gefunden, welche die Wellen dahin ausgeworffen haben, die sind vom Sand durchtrungen und getrocknet worden; oder besser zu sagen, der von der Sonnen Hitze, welche in demselben Lande gantz ungemeine groß, verbrennt und calciniret worden. Es werden dergleichen auch in der Wüsten Zara gefunden, woselbst der Sand so gar subtil und zarte ist, daß er alles und iedes durchtringet, und ist kein Wasser [Spaltenumbruch] allda anzutreffen, damit man sich des Dursts erwehren könte. Wann nun reisende Personen den Caravanen nicht mehr folgen können, so verirren sie sich leicht, und kommen dann für Hunger und Durst um: ihre Cörper vertrocknen dergestalt, daß sie kaum den vierten Theil mehr wägen, als sie sollen. Diese ausgedörrten Cörper werden Mumies blanches, weisse Mumien, genannt.

Es gieb in manchen warmen Landen, wie z.E. zu Toulouse, und sonst anderswo, gewisse Hölen und Begräbnisse, darinne die todten Cörper gantz austrocknen, und bleiben, ohne Balsamirung, samt den Haaren wol auf zwey hundert Jahr lang, gut: weil die Hölen, Gewölbe oder Keller vor dem zu Kalchgruben gedienet haben. Dann, der Kalch hat alle Feuchtigkeit der Orten aufgezehret, und sehr viel feurige Cörperlein darinne hinterlassen, welche sodann fähig sind, das phlegma eines Cörpers auszutrocknen und alle dicke Luft daraus zu treiben. Diese Cörper sind gleichergestalt eine Gattung Mumien.

Man darff durchaus nicht glauben, daß die gemeine Mumie, wie sie uns zugeführet wird, die recht und wahre egyptische Mumie sey, welche aus den Begräbnissen der alten Egyptier genommen worden; dann, die ist viel zu rar, und wann ja noch ein Stücke davon überkommt, so wirds in Cabineten aufgehebt, als eine grosse Curiosität und Rarität. Die bey den Materialisten zu finden ist, kommt von den Cörpern allerhand Personen, welche die Jüden, und selbst auch wol die Christen, nachdem sie Eingeweide und Gehirn zuvor heraus genommen, mit Myrrhen, Aloe, Weyrauche, Judenpech und andern solchen Dingen zu balsamiren pflegen. Sie schieben diese also balsamirten Cörper in den Ofen, damit sie ihnen alles phlegma und Feuchtigkeiten benehmen, und daß die gummata viel besser sie durchtringen, und sie sich wol halten lassen mögen.

Die Mumie soll man erwehlen, welche rein und schöne ist, schwartz und gläntzend, von ziemlich starcken, nicht unangenehmen Geruch. Es wird auf chymische Weise viel Oel und flüchtig Saltz draus destilliret.

Sie reiniget, dient zu den Wunden, zertheilet, widerstehet dem kalten Brande, stärcket, ist gut zu Quetschungen und wehret, daß das Blut im Leibe nicht gerinnen kan.

Die weissen Mumien, oder die ausgedörten Cörper, die nicht balsamiret sind, haben nicht viel Kraft bey sich, weil sie die brennende Hitze der Sonnen gantz verbrennet hat, und fast alles Oel und flüchtig Saltz davon geführet.

Mumia ist ein arabisch Wort, und bedeutet einen balsamirten und vertrockneten Leichnam.

Mungo.

Mungo, Garziæ.

Messe, Avicennæ.

Mens, Bellunensi.

Ist ein Americanischer Samen, so starck als wie der Coriander, zu anfangs grün, doch, wann er zeitig wird, bekommt er eine schwartze Farbe; in Guzurate und Decan ist er so gemein, daß sie die Pferde [Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <p><pb facs="#f0395"/><cb type="start"/>
gebracht, dasselbige mit ihrer Milch gesäuget, und deren eine grosse Menge gehabt. Welche Geschichte in dem <hi rendition="#i">Journal de Trevoux,</hi> im Monat October 1703. pag. 82. aufgezeichnet zu befinden.</p><lb/>
          <p>Um das Gebürge in <hi rendition="#fr">Savoyen</hi> und <hi rendition="#fr">Auvergne</hi> findet sich ein Geschlechte Maulesel, die werden <hi rendition="#i">Gémars</hi> genannt, und kommen von einem Stier und einer Mähre. Sie sind bey nahe so hoch als wie ein Esel, iedoch viel stärcker, und können eine weit schwerere Last tragen, weder ein gemeiner Maulesel. Das Maul gleicht einem Ochsen, der Leib aber sieht wie eines Maulesels: die Ohren sind viel kleiner.</p><lb/>
          <p>Alle Theile vom Maulesel und dessen <hi rendition="#i">excrementa,</hi> führen viel Oel und flüchtiges Saltz.</p><lb/>
          <p>Die Klaue des Maulesels ist dienlich, den Monatfluß und andere Blutstürtzungen zu verstellen; und wird ein halber Scrupel bis auf zwey gantze davon auf einmahl gegeben: man räuchert auch damit.</p><lb/>
          <p>Der Mauleselmist dienet zu der rothen Ruhr und zum Blutfluß, zum Schmertzen der Miltz, und den Schweiß zu treiben: er wird gedörret und gestossen, und davon ein Scrupel bis auf ein Quintlein eingegeben.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Mumia.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Mumia</hi></hi>, frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Mumie</hi></hi>, teutsch, <hi rendition="#fr">Mumie</hi> ist ein Todtencörper, von einem Manne, oder einem Weibe, oder einem Kinde, der balsamiret und getrocknet worden. Die ersten Mumien sind aus den Begräbnissen der alten Egyptier genommen worden, unter den Pyramiden, davon annoch gar schöne Reste und Ruinen, einige Meilen von <hi rendition="#fr">Groß Cairo</hi> zu sehen sind. Diese Balsamirung wurde mit Balsam verrichtet, mit Cedernhartz, Judenpeche, Myrrhen, Aloe und vielen andern dergleichen aromatischen Sachen, welche kräftig und tauglich, die Feuchtigkeit des Fleisches zu verzehren, die Schweißlöcher zu verstopfen, zu verhindern, daß die Luft nicht möge eintringen, und der Fäulung widerstanden werde. Wir brauchen zwar heutiges Tages bey nahe eben dergleichen Sachen zu Balsamirung todter Cörper: allein, es sey nun, daß ihre Materialien weit besser sind gewesen, als wie unsere, oder, weil sie eine viel vollkommenere Art und Weise zu balsamiren gehabt, als wie wir, oder, weil ihre Begräbnisse weit trockner gewesen, und mehr mit Saltz und Peche angefüllt, oder endlich, weil es nicht so sehr darinn gefaulet, wie in unsern; ihre balsamirten Cörper blieben eine weit längere Zeit gut und unverfault, als die anietzo balsamiret werden. Dann, wann dem Gerüchte zu glauben, so sind in Egypten Mumien zu sehen, von vier tausend Jahren her; da man hingegen in den letztern Zeiten Mühe gnug gehabt, die Cörper über die drey hundert Jahre lang, gut zu erhalten.</p><lb/>
          <p>Unterweilen werden auf den Libyschen Seeküsten Menschencörper gefunden, welche die Wellen dahin ausgeworffen haben, die sind vom Sand durchtrungen und getrocknet worden; oder besser zu sagen, der von der Sonnen Hitze, welche in demselben Lande gantz ungemeine groß, verbrennt und <hi rendition="#i">calcini</hi>ret worden. Es werden dergleichen auch in der Wüsten Zara gefunden, woselbst der Sand so gar subtil und zarte ist, daß er alles und iedes durchtringet, und ist kein Wasser <cb/>
allda anzutreffen, damit man sich des Dursts erwehren könte. Wann nun reisende Personen den Caravanen nicht mehr folgen können, so verirren sie sich leicht, und kommen dann für Hunger und Durst um: ihre Cörper vertrocknen dergestalt, daß sie kaum den vierten Theil mehr wägen, als sie sollen. Diese ausgedörrten Cörper werden <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Mumies blanches</hi></hi>, <hi rendition="#fr">weisse Mumien,</hi> genannt.</p><lb/>
          <p>Es gieb in manchen warmen Landen, wie z.E. zu <hi rendition="#fr">Toulouse,</hi> und sonst anderswo, gewisse Hölen und Begräbnisse, darinne die todten Cörper gantz austrocknen, und bleiben, ohne Balsamirung, samt den Haaren wol auf zwey hundert Jahr lang, gut: weil die Hölen, Gewölbe oder Keller vor dem zu Kalchgruben gedienet haben. Dann, der Kalch hat alle Feuchtigkeit der Orten aufgezehret, und sehr viel feurige Cörperlein darinne hinterlassen, welche sodann fähig sind, das <hi rendition="#i">phlegma</hi> eines Cörpers auszutrocknen und alle dicke Luft daraus zu treiben. Diese Cörper sind gleichergestalt eine Gattung Mumien.</p><lb/>
          <p>Man darff durchaus nicht glauben, daß die gemeine Mumie, wie sie uns zugeführet wird, die recht und wahre egyptische Mumie sey, welche aus den Begräbnissen der alten Egyptier genommen worden; dann, die ist viel zu rar, und wann ja noch ein Stücke davon überkommt, so wirds in Cabineten aufgehebt, als eine grosse Curiosität und Rarität. Die bey den Materialisten zu finden ist, kommt von den Cörpern allerhand Personen, welche die Jüden, und selbst auch wol die Christen, nachdem sie Eingeweide und Gehirn zuvor heraus genommen, mit Myrrhen, Aloe, Weyrauche, Judenpech und andern solchen Dingen zu balsamiren pflegen. Sie schieben diese also balsamirten Cörper in den Ofen, damit sie ihnen alles <hi rendition="#i">phlegma</hi> und Feuchtigkeiten benehmen, und daß die <hi rendition="#i">gummata</hi> viel besser sie durchtringen, und sie sich wol halten lassen mögen.</p><lb/>
          <p>Die Mumie soll man erwehlen, welche rein und schöne ist, schwartz und gläntzend, von ziemlich starcken, nicht unangenehmen Geruch. Es wird auf chymische Weise viel Oel und flüchtig Saltz draus destilliret.</p><lb/>
          <p>Sie reiniget, dient zu den Wunden, zertheilet, widerstehet dem kalten Brande, stärcket, ist gut zu Quetschungen und wehret, daß das Blut im Leibe nicht gerinnen kan.</p><lb/>
          <p>Die weissen Mumien, oder die ausgedörten Cörper, die nicht balsamiret sind, haben nicht viel Kraft bey sich, weil sie die brennende Hitze der Sonnen gantz verbrennet hat, und fast alles Oel und flüchtig Saltz davon geführet.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Mumia</hi> ist ein arabisch Wort, und bedeutet einen balsamirten und vertrockneten Leichnam.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Mungo.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Mungo</hi>, Garziæ</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Messe</hi>, Avicennæ</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Mens</hi>, Bellunensi</hi>.</p><lb/>
          <p>Ist ein <hi rendition="#fr">Americanischer</hi> Samen, so starck als wie der Coriander, zu anfangs grün, doch, wann er zeitig wird, bekommt er eine schwartze Farbe; in <hi rendition="#i">Guzurate</hi> und <hi rendition="#i">Decan</hi> ist er so gemein, daß sie die Pferde <cb type="end"/>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0395] gebracht, dasselbige mit ihrer Milch gesäuget, und deren eine grosse Menge gehabt. Welche Geschichte in dem Journal de Trevoux, im Monat October 1703. pag. 82. aufgezeichnet zu befinden. Um das Gebürge in Savoyen und Auvergne findet sich ein Geschlechte Maulesel, die werden Gémars genannt, und kommen von einem Stier und einer Mähre. Sie sind bey nahe so hoch als wie ein Esel, iedoch viel stärcker, und können eine weit schwerere Last tragen, weder ein gemeiner Maulesel. Das Maul gleicht einem Ochsen, der Leib aber sieht wie eines Maulesels: die Ohren sind viel kleiner. Alle Theile vom Maulesel und dessen excrementa, führen viel Oel und flüchtiges Saltz. Die Klaue des Maulesels ist dienlich, den Monatfluß und andere Blutstürtzungen zu verstellen; und wird ein halber Scrupel bis auf zwey gantze davon auf einmahl gegeben: man räuchert auch damit. Der Mauleselmist dienet zu der rothen Ruhr und zum Blutfluß, zum Schmertzen der Miltz, und den Schweiß zu treiben: er wird gedörret und gestossen, und davon ein Scrupel bis auf ein Quintlein eingegeben. Mumia. Mumia, frantzösisch, Mumie, teutsch, Mumie ist ein Todtencörper, von einem Manne, oder einem Weibe, oder einem Kinde, der balsamiret und getrocknet worden. Die ersten Mumien sind aus den Begräbnissen der alten Egyptier genommen worden, unter den Pyramiden, davon annoch gar schöne Reste und Ruinen, einige Meilen von Groß Cairo zu sehen sind. Diese Balsamirung wurde mit Balsam verrichtet, mit Cedernhartz, Judenpeche, Myrrhen, Aloe und vielen andern dergleichen aromatischen Sachen, welche kräftig und tauglich, die Feuchtigkeit des Fleisches zu verzehren, die Schweißlöcher zu verstopfen, zu verhindern, daß die Luft nicht möge eintringen, und der Fäulung widerstanden werde. Wir brauchen zwar heutiges Tages bey nahe eben dergleichen Sachen zu Balsamirung todter Cörper: allein, es sey nun, daß ihre Materialien weit besser sind gewesen, als wie unsere, oder, weil sie eine viel vollkommenere Art und Weise zu balsamiren gehabt, als wie wir, oder, weil ihre Begräbnisse weit trockner gewesen, und mehr mit Saltz und Peche angefüllt, oder endlich, weil es nicht so sehr darinn gefaulet, wie in unsern; ihre balsamirten Cörper blieben eine weit längere Zeit gut und unverfault, als die anietzo balsamiret werden. Dann, wann dem Gerüchte zu glauben, so sind in Egypten Mumien zu sehen, von vier tausend Jahren her; da man hingegen in den letztern Zeiten Mühe gnug gehabt, die Cörper über die drey hundert Jahre lang, gut zu erhalten. Unterweilen werden auf den Libyschen Seeküsten Menschencörper gefunden, welche die Wellen dahin ausgeworffen haben, die sind vom Sand durchtrungen und getrocknet worden; oder besser zu sagen, der von der Sonnen Hitze, welche in demselben Lande gantz ungemeine groß, verbrennt und calciniret worden. Es werden dergleichen auch in der Wüsten Zara gefunden, woselbst der Sand so gar subtil und zarte ist, daß er alles und iedes durchtringet, und ist kein Wasser allda anzutreffen, damit man sich des Dursts erwehren könte. Wann nun reisende Personen den Caravanen nicht mehr folgen können, so verirren sie sich leicht, und kommen dann für Hunger und Durst um: ihre Cörper vertrocknen dergestalt, daß sie kaum den vierten Theil mehr wägen, als sie sollen. Diese ausgedörrten Cörper werden Mumies blanches, weisse Mumien, genannt. Es gieb in manchen warmen Landen, wie z.E. zu Toulouse, und sonst anderswo, gewisse Hölen und Begräbnisse, darinne die todten Cörper gantz austrocknen, und bleiben, ohne Balsamirung, samt den Haaren wol auf zwey hundert Jahr lang, gut: weil die Hölen, Gewölbe oder Keller vor dem zu Kalchgruben gedienet haben. Dann, der Kalch hat alle Feuchtigkeit der Orten aufgezehret, und sehr viel feurige Cörperlein darinne hinterlassen, welche sodann fähig sind, das phlegma eines Cörpers auszutrocknen und alle dicke Luft daraus zu treiben. Diese Cörper sind gleichergestalt eine Gattung Mumien. Man darff durchaus nicht glauben, daß die gemeine Mumie, wie sie uns zugeführet wird, die recht und wahre egyptische Mumie sey, welche aus den Begräbnissen der alten Egyptier genommen worden; dann, die ist viel zu rar, und wann ja noch ein Stücke davon überkommt, so wirds in Cabineten aufgehebt, als eine grosse Curiosität und Rarität. Die bey den Materialisten zu finden ist, kommt von den Cörpern allerhand Personen, welche die Jüden, und selbst auch wol die Christen, nachdem sie Eingeweide und Gehirn zuvor heraus genommen, mit Myrrhen, Aloe, Weyrauche, Judenpech und andern solchen Dingen zu balsamiren pflegen. Sie schieben diese also balsamirten Cörper in den Ofen, damit sie ihnen alles phlegma und Feuchtigkeiten benehmen, und daß die gummata viel besser sie durchtringen, und sie sich wol halten lassen mögen. Die Mumie soll man erwehlen, welche rein und schöne ist, schwartz und gläntzend, von ziemlich starcken, nicht unangenehmen Geruch. Es wird auf chymische Weise viel Oel und flüchtig Saltz draus destilliret. Sie reiniget, dient zu den Wunden, zertheilet, widerstehet dem kalten Brande, stärcket, ist gut zu Quetschungen und wehret, daß das Blut im Leibe nicht gerinnen kan. Die weissen Mumien, oder die ausgedörten Cörper, die nicht balsamiret sind, haben nicht viel Kraft bey sich, weil sie die brennende Hitze der Sonnen gantz verbrennet hat, und fast alles Oel und flüchtig Saltz davon geführet. Mumia ist ein arabisch Wort, und bedeutet einen balsamirten und vertrockneten Leichnam. Mungo. Mungo, Garziæ. Messe, Avicennæ. Mens, Bellunensi. Ist ein Americanischer Samen, so starck als wie der Coriander, zu anfangs grün, doch, wann er zeitig wird, bekommt er eine schwartze Farbe; in Guzurate und Decan ist er so gemein, daß sie die Pferde

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/395
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/395>, abgerufen am 21.11.2024.