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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz]

Caper, ist ein geschnittener Bock.

Capra, frantzösisch, Chevre, teutsch, eine Ziege, ist des Bockes Weiblein.

Hoedus, frantzösisch, Chevreau, teutsch ein Böcklein, ist ein junger Bock, davon an seinem Orte soll gehandelt werden.

Capella, frantzösisch, Chevrette, Chevrelle, oder petite Chevre, teutsch, ein Zickelgen, eine junge Ziege.

Diese Thiere sind alle mit einander vierfüßig und gehörnt, leicht und flüchtig, trotzig, springen und klettern überalle herum, sind gar gefrässig, und haben ein scharff Gehör. Sie führen viel flüchtig Saltz und Oel. Der Bock ist geil und stincket heftig.

Bouc-Estain, Capricornus, der Steinbock, ist ein wilder Bock, der in dem Schweitzergebürge sich pflegt aufzuhalten. Er ist so groß, als eine gemeine Ziege, und hat etwas von des Hirschen Natur an sich. Sein Haar ist kurtz und fahl, wird aber grau, wann er alt wird. Er hat einen grossen Bart, und vier bis fünff Fuß lange Hörner, desgleichen einen sehr scharffen Geruch.

Die Bockshörner und Ziegenhörner sind gut wider das böse Wesen, widerstehen dem Gift, und stillen den Durchlauff.

Die Bockshaut oder daß Bocksfell, frantzösisch, Peau de bouc, wird von den Handwercksleuten zu allerhand Arbeit gebraucht: es werden Säcke daraus bereitet, die dienen an statt der Fasse, zu Verführung des Oels, des Terpentins, und vieler andern flüßigen Materien. In Orient bedienen sie sich dieser Häute, wann sie schwimmend über die Flüsse setzen wollen; sie halten die Flösse über Wasser, darauf sie die Waaren über den Phrat und andere Ströme führen.

Der Corduan, frantzösisch, Maroquin, wird desgleichen aus den Bocks- und Ziegenfellen, roth und schwartz bereitet. Der schönste und beste rothe, oder Saffian, frantzösisch, Maroquin rouge, komt aus der Levante: wird mit Lacca und andern dergleichen Materialien zugerichtet.

Der schönst- und beste schwartze Corduan, frantzösisch, Maroquin noir, kommt aus der Barbarey.

Einer wie der andere müssen ausgesuchet werden, wann sie eine feine hohe Farbe haben, und ein schönes Korn, wann sie sich lind anfühlen lassen, und nicht unangenehme riechen.

Der Corduan wird zwar in vielen Städten in Franckreich zubereitet, ist aber nicht so schöne, noch so dauerhaftig, als wie der aus Levante und der Barbarey.

Das Bockunschlitt, lateinisch, Sevum hirci, frantzösisch, Suif de bouc, wird häuffig nach Paris gebracht, aus Auvergne, von Nivers, und vielen andern Orten mehr. Es wird hauptsächlich von den [Spaltenumbruch] Lichtziehern oder Seiffensiedern gebrauchet: ingleichen zu ein und andern emplastris, ceratis und unguentis. Man soll dasjenige erwehlen, welches hart, trocken und weiß ist. Es dienet gut zum erweichen, zum zertheilen und zum lindern.

Das Bocksmarck hat eben dergleichen Kraft, als wie das Unschlitt, ist auch gut zu den Nerven: doch wird es selten gebrauchet. Auf lateinisch heisset es Medulla hirci, frantzösisch, Mouelle de bouc.

Das Bocksblut, an oder in der Sonne getreuget, wird auf latein Sanguis hirci praeparatus, präpariret Bocksblut genennet, und auf frantzösisch, Bouquain. Es treibet den Schweiß, eröffnet, zertheilet; ist gut wider den Gift; zu Zertheilung des geronnenen Geblüts, zum Seitenstechen, zu geschwollenen Hälsen, zum Stein, zu Beförderung des Harns und der weiblichen Reinigung. Es wird von einem Scrupel bis auf zwey Quentlein auf einmahl gegeben. Van Helmont will haben, das Blut, welches aus des Bockes Hoden gezogen würde, hätte viel eine grössere Kraft, als wie das andere. Und ihrer viele ziehen das Blut von einem zahmen Bock dem wilden Bocksblut vor.

Die Ziegenmilch giebt eine gute Nahrung und neue Kraft, ist gut für die Brust, lindert, reiniget und trocknet ein wenig: ist für die Schwindsucht, und für andere auszehrende Kranckheiten gut.

Unterweilen werden in den Gallenbläslein dieser Thiere kleine Steinlein gefunden, die möchte man immer Pseudo-bezoar nennen; dann sie eröffnen, treiben den Schweiß und kommen dem recht- und ächten Bezoar an Kräften gleich.

Der Ziegenmist reiniget, trocknet zertheilet, macht zeitig, und führet viel flüchtiges und scharffes Saltz. Er dienet wol zum Stein, den Harn und monatliche Reinigung der Weibspersonen zu befördern, wie auch zu Verstopfung der Miltz, wann er innerlich gebrauchet wird. Aeusserlich wird er zu Grind und Raude gebrauchet, desgleichen zu verhärteter Miltz und Leber.

Hircus, quasi hirtus, hirsutus, rauch, haarig, dieweil der Bock einen starcken Bart hat.

Hircus, Griechisch, thragos, daher der Name Tragoedia entstanden: dann der Bock war bey den Heyden ein Opfer für den Bacchus, der der Tragoedien Vorsteher war, wie es bey ihnen hiesse.

Caper oder Capra kommen von carpendo, vom brechen und benagen her, dann die Ziege benaget und frist die jungen zarten Sprossen an den Sträuchern, insonderheit am Weinstock; deshalben war auch bey den Alten die Gewohnheit, daß sie dem Bacchus, bey gewissen Festen, ein Ziege opferten. Der frantzösische Name Bouc, kommt von dem teutschen Bock, und bedeutet einerley.

Hirudo.

Hirudo seu Sanguisuga, frantzösisch, Sangsue, teutsch, ein Blutigel, ein Blutsauger, ist ein Gewürm, das sich im Wasser aufzuhalten pfleget, und als ein dicker Wurm formiret ist, des kleinen Fingers lang. Am Kopfe stehen drey kleine, überaus sehr scharffe, starcke Zähne oder Stacheln, dann er mag nicht nur des Menschen Haut durchstechen, sondern auch das Pferd und Ochsenfell: von Farbe ist er bunt. Es giebt ihrer allerhand Gattungen, von unterschiedener Grösse. Deren wir uns bey der Medicin bedienen, [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]

Caper, ist ein geschnittener Bock.

Capra, frantzösisch, Chevre, teutsch, eine Ziege, ist des Bockes Weiblein.

Hœdus, frantzösisch, Chevreau, teutsch ein Böcklein, ist ein junger Bock, davon an seinem Orte soll gehandelt werden.

Capella, frantzösisch, Chevrette, Chevrelle, oder petite Chevre, teutsch, ein Zickelgen, eine junge Ziege.

Diese Thiere sind alle mit einander vierfüßig und gehörnt, leicht und flüchtig, trotzig, springen und klettern überalle herum, sind gar gefrässig, und haben ein scharff Gehör. Sie führen viel flüchtig Saltz und Oel. Der Bock ist geil und stincket heftig.

Bouc-Estain, Capricornus, der Steinbock, ist ein wilder Bock, der in dem Schweitzergebürge sich pflegt aufzuhalten. Er ist so groß, als eine gemeine Ziege, und hat etwas von des Hirschen Natur an sich. Sein Haar ist kurtz und fahl, wird aber grau, wann er alt wird. Er hat einen grossen Bart, und vier bis fünff Fuß lange Hörner, desgleichen einen sehr scharffen Geruch.

Die Bockshörner und Ziegenhörner sind gut wider das böse Wesen, widerstehen dem Gift, und stillen den Durchlauff.

Die Bockshaut oder daß Bocksfell, frantzösisch, Peau de bouc, wird von den Handwercksleuten zu allerhand Arbeit gebraucht: es werden Säcke daraus bereitet, die dienen an statt der Fasse, zu Verführung des Oels, des Terpentins, und vieler andern flüßigen Materien. In Orient bedienen sie sich dieser Häute, wann sie schwimmend über die Flüsse setzen wollen; sie halten die Flösse über Wasser, darauf sie die Waaren über den Phrat und andere Ströme führen.

Der Corduan, frantzösisch, Maroquin, wird desgleichen aus den Bocks- und Ziegenfellen, roth und schwartz bereitet. Der schönste und beste rothe, oder Saffian, frantzösisch, Maroquin rouge, kom̅t aus der Levante: wird mit Lacca und andern dergleichen Materialien zugerichtet.

Der schönst- und beste schwartze Corduan, frantzösisch, Maroquin noir, kommt aus der Barbarey.

Einer wie der andere müssen ausgesuchet werden, wann sie eine feine hohe Farbe haben, und ein schönes Korn, wann sie sich lind anfühlen lassen, und nicht unangenehme riechen.

Der Corduan wird zwar in vielen Städten in Franckreich zubereitet, ist aber nicht so schöne, noch so dauerhaftig, als wie der aus Levante und der Barbarey.

Das Bockunschlitt, lateinisch, Sevum hirci, frantzösisch, Suif de bouc, wird häuffig nach Paris gebracht, aus Auvergne, von Nivers, und vielen andern Orten mehr. Es wird hauptsächlich von den [Spaltenumbruch] Lichtziehern oder Seiffensiedern gebrauchet: ingleichen zu ein und andern emplastris, ceratis und unguentis. Man soll dasjenige erwehlen, welches hart, trocken und weiß ist. Es dienet gut zum erweichen, zum zertheilen und zum lindern.

Das Bocksmarck hat eben dergleichen Kraft, als wie das Unschlitt, ist auch gut zu den Nerven: doch wird es selten gebrauchet. Auf lateinisch heisset es Medulla hirci, frantzösisch, Mouëlle de bouc.

Das Bocksblut, an oder in der Sonne getreuget, wird auf latein Sanguis hirci præparatus, präpariret Bocksblut genennet, und auf frantzösisch, Bouquain. Es treibet den Schweiß, eröffnet, zertheilet; ist gut wider den Gift; zu Zertheilung des geronnenen Geblüts, zum Seitenstechen, zu geschwollenen Hälsen, zum Stein, zu Beförderung des Harns und der weiblichen Reinigung. Es wird von einem Scrupel bis auf zwey Quentlein auf einmahl gegeben. Van Helmont will haben, das Blut, welches aus des Bockes Hoden gezogen würde, hätte viel eine grössere Kraft, als wie das andere. Und ihrer viele ziehen das Blut von einem zahmen Bock dem wilden Bocksblut vor.

Die Ziegenmilch giebt eine gute Nahrung und neue Kraft, ist gut für die Brust, lindert, reiniget und trocknet ein wenig: ist für die Schwindsucht, und für andere auszehrende Kranckheiten gut.

Unterweilen werden in den Gallenbläslein dieser Thiere kleine Steinlein gefunden, die möchte man immer Pseudo-bezoar nennen; dann sie eröffnen, treiben den Schweiß und kommen dem recht- und ächten Bezoar an Kräften gleich.

Der Ziegenmist reiniget, trocknet zertheilet, macht zeitig, und führet viel flüchtiges und scharffes Saltz. Er dienet wol zum Stein, den Harn und monatliche Reinigung der Weibspersonen zu befördern, wie auch zu Verstopfung der Miltz, wann er innerlich gebrauchet wird. Aeusserlich wird er zu Grind und Raude gebrauchet, desgleichen zu verhärteter Miltz und Leber.

Hircus, quasi hirtus, hirsutus, rauch, haarig, dieweil der Bock einen starcken Bart hat.

Hircus, Griechisch, ϑραγὸς, daher der Name Tragœdia entstanden: dann der Bock war bey den Heyden ein Opfer für den Bacchus, der der Tragœdien Vorsteher war, wie es bey ihnen hiesse.

Caper oder Capra kommen von carpendo, vom brechen und benagen her, dann die Ziege benaget und frist die jungen zarten Sprossen an den Sträuchern, insonderheit am Weinstock; deshalben war auch bey den Alten die Gewohnheit, daß sie dem Bacchus, bey gewissen Festen, ein Ziege opferten. Der frantzösische Name Bouc, kommt von dem teutschen Bock, und bedeutet einerley.

Hirudo.

Hirudo seu Sanguisuga, frantzösisch, Sangsue, teutsch, ein Blutigel, ein Blutsauger, ist ein Gewürm, das sich im Wasser aufzuhalten pfleget, und als ein dicker Wurm formiret ist, des kleinen Fingers lang. Am Kopfe stehen drey kleine, überaus sehr scharffe, starcke Zähne oder Stacheln, dann er mag nicht nur des Menschen Haut durchstechen, sondern auch das Pferd und Ochsenfell: von Farbe ist er bunt. Es giebt ihrer allerhand Gattungen, von unterschiedener Grösse. Deren wir uns bey der Medicin bedienen, [Ende Spaltensatz]

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[0290] Caper, ist ein geschnittener Bock. Capra, frantzösisch, Chevre, teutsch, eine Ziege, ist des Bockes Weiblein. Hœdus, frantzösisch, Chevreau, teutsch ein Böcklein, ist ein junger Bock, davon an seinem Orte soll gehandelt werden. Capella, frantzösisch, Chevrette, Chevrelle, oder petite Chevre, teutsch, ein Zickelgen, eine junge Ziege. Diese Thiere sind alle mit einander vierfüßig und gehörnt, leicht und flüchtig, trotzig, springen und klettern überalle herum, sind gar gefrässig, und haben ein scharff Gehör. Sie führen viel flüchtig Saltz und Oel. Der Bock ist geil und stincket heftig. Bouc-Estain, Capricornus, der Steinbock, ist ein wilder Bock, der in dem Schweitzergebürge sich pflegt aufzuhalten. Er ist so groß, als eine gemeine Ziege, und hat etwas von des Hirschen Natur an sich. Sein Haar ist kurtz und fahl, wird aber grau, wann er alt wird. Er hat einen grossen Bart, und vier bis fünff Fuß lange Hörner, desgleichen einen sehr scharffen Geruch. 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Caper oder Capra kommen von carpendo, vom brechen und benagen her, dann die Ziege benaget und frist die jungen zarten Sprossen an den Sträuchern, insonderheit am Weinstock; deshalben war auch bey den Alten die Gewohnheit, daß sie dem Bacchus, bey gewissen Festen, ein Ziege opferten. Der frantzösische Name Bouc, kommt von dem teutschen Bock, und bedeutet einerley. Hirudo. Hirudo seu Sanguisuga, frantzösisch, Sangsue, teutsch, ein Blutigel, ein Blutsauger, ist ein Gewürm, das sich im Wasser aufzuhalten pfleget, und als ein dicker Wurm formiret ist, des kleinen Fingers lang. Am Kopfe stehen drey kleine, überaus sehr scharffe, starcke Zähne oder Stacheln, dann er mag nicht nur des Menschen Haut durchstechen, sondern auch das Pferd und Ochsenfell: von Farbe ist er bunt. Es giebt ihrer allerhand Gattungen, von unterschiedener Grösse. Deren wir uns bey der Medicin bedienen,

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/290>, abgerufen am 21.11.2024.