Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.[Beginn Spaltensatz] und es mehr oder weniger eröffnet hat. Die Venetianer und Holländer reinigen den Borras, als wie man mit andern Saltzen auch zu thun pfleget, lassen ihn im Wasser zergehen, filtriren solchen, lassens wiederum verdämpfen und zu Crystallen anschiessen. Diesen Borras übersenden sie uns unter dem Titel Borrax raffine: man kan ihn aber in Franckreich und sonst überalle eben also gut zurichten. Man soll den Borras aussuchen, der in feinen weissen, und saubern, wohl crystallisirten und durchsichtigen Stücken ist. Durch die Reinigung wird eine vitriolische Materie von dem Borras abgeschieden, die macht ihn eben also scharff: deshalben ist auch der geläuterte Borras viel gelinder, als der natürliche, und soll zur Artzney demselben vorgezogen werden. Er hat eine zertheilende und durchdringende Kraft, und vermag die Gekrösdrüslein von allerhand Schleim und Unrath zu befreyen, auch die Verhärtung der Leber und Miltz zu zertheilen, desgleichen die weibliche Reinigung zu befördern. Die dosis ist von vier Gran bis auf zwantzig. Aeusserlich wird er gleichfalls zu Wegbeissung des wilden rohen Fleisches gebraucht. Es kan auch aus dem Borax ein Spiritus, vermittelst heftigen Feuers gezogen werden, als wie aus der Alaune: der eröffnet trefflich starck, und seine Kräfte kommen mit der Kraft des Spiritus vom Saltze ziemlich überein. Borax kommt von boe, clamor, Geschrey, Geräusch, und reo, fluo, ich flüsse, als wolte man sagen, ich rinne oder fliesse mit grossem Geräusch: dann der Borras soll insgemein um solche Bäche wachsen, welche in den Gebirgen mit grossem Geräusch herab zu fallen pflegen. Chrysocolla ist von dem griechischen Worte khrusos, aururn, Gold, und dem lateinischen Colla, Leim, zusammengesetzt, und bedeutet soviel, als Goldleim: dieweil die Goldschmiede das Gold vermittelst desselben in den Fluß bringen, und zu Kalch und Staube machen, es hernach aber im Feuer in sein voriges Corpus wiederum zu bringen wissen. Eben darum wird er auch Gluten auri, capistrum anri und Auricolla genennet. Borrago. Borrago floribus caeruleis & albis, J.B. Buglossum larifolium, Borrago, C.B. Buglossum, sive Borrago, Matth. frantzösisch, Borrage. teutsch, Borragen, Borretsch. Dieses ist ein Küchen-Kraut, welches aus seiner Wurtzel breite, länglichte oder fast gantz runde, rauche Blätter treibet, die sind etwas stachlicht, rauh anzufühlen, und liegen mehrentheils auf dem Boden herum. Der Stengel wird etwan anderthalben Schuh hoch, ist rund und schwach, hol und zart, ästig, und mit stachlichten Borsten besetzet, beuget sich zur Erde, und erhebet sich sehr schwerlich. Auf den Spitzen trägt es blaue Blumen, die sich auf Purpur ziehen, oder auch bisweilen weisse, die gar schön und lieblich sehen. Ein iede siehet, nach Tourneforts erachten, wie ein Rädlein am Sporn. Wann die Blume verfallen, so wachsen an ihrer Stelle vier Samenkörner, die stehen beysammen in [Spaltenumbruch] dem Blumenkelche: ein iedes hat die Gestalt eines Natterkopfs, und siehet schwartz. Die Wurtzel ist lang und Fingers dicke. Das gantze Gewächs steckt voller schleimicht und dicken Saftes, ohne Geschmack. Es wird in den Gärten gebauet: und führet viel Oel und phlegma, wenig Saltz. Es mildert die Schärffe des Blutes und der andern Feuchtigkeiten im Leibe, indem es vermittelst seines schleimichten Saftes das Saltz verdicket und fesselt: es eröffnet den Leib. Die Blüte gehört unter die drey flores Cordiales der Alten in der Medicin. Bos. Bos, frantzösisch, Boeuf, teutsch, Kind oder Ochse, ist ein verschnitten und groß gezogen Kalb. Von dem Stier oder Brummer ist er darinne unterschieden, daß er, nachdem ihm ausgeschnitten, viel höher, dicker und fetter wird; sich auch leicht zähmen läst. Er solte wohl länger als zwantzig Jahr lang leben können, dafern er nicht geschlachtet würde. In allen seinen Theilen führet er viel Oel und flüchtig Saltz. Sein Fett wird auf lateinisch Sevum bovis, frantzösisch, Suif de boeuf, teutsch, Rindsfett, genennet, das dienet zum erweichen, zertheilen, die Schärffe in den Gedärmen zu dämpfen, wider den Stuhlzwang, und das Bluten, wann es in die Clystire gemenget wird. Das Marck, Medulla bovis, Rindermarck genannt, ist auch gut zum erweichen und zertheilen: es stärcket auch die Nerven. Die Galle, Fel bovis, Rindsgalle/Ochsengalle, ist gut wider das Sausen in Ohren, und vermag die Flecken im Gesichte weg zu bringen. Horn und Klauen, Ungula & Cornu bovis, Rindsklauen und Rindshörner sind gut wider das schwere Gebrechen, wann sie eines Quintleins schwer, gepülvert, eingenommen werden. Bey Frauenspersonen, die mit Mutterbeschwerung sind befallen, werden sie angesteckt und ihnen vor die Nase gehalten, das schläget die aufsteigenden Dünstenieder. Das Ochsenbein zertheilet, ist den Nerven gut und stärckt auch sonsten, wann es zu Pulver gestossen unter Salben und Pflaster gemischet wird: das Bein vom Schenckel wird denen andern allen vorgezogen. Der Ochsenmist, Stercus bovis, erweichet und zertheilet, wann er äusserlich aufgeleget wird. Zuweilen wird in der Gallenblase des Ochsen, die Galle steinhart befunden, und dieser Stein hat die Gestalt, Grösse und Farbe eines gekochten Eyerdotters, und lieget Schupen- oder Schalenweise über einander, als wie der Bezoar: daher er auch von einigen Bezoar bovis, Ochsen- oder Rindsbezoar genennet worden: von andern aber Alcheron lapis, und von den Arabern Haraczi. Dieser Stein zermorselt leichte, und zerfället von sich selbst in Staub- und Pulver, wann er lange aufgehebt ist worden; dann es wachsen kleine Würmer und Mülben drinne. Er führet viel flüchtiges Saltz und ein wenig Oel. Er treibet den Schweiß, eröffnet, widerstehet dem Gifte, stillet den Durchlauff, und das schwere Gebrechen. Die dosis ist von sechs Gran auf einen Scrupel: auch ziehet man ihn in die Nase, wann [Ende Spaltensatz] [Beginn Spaltensatz] und es mehr oder weniger eröffnet hat. Die Venetianer und Holländer reinigen den Borras, als wie man mit andern Saltzen auch zu thun pfleget, lassen ihn im Wasser zergehen, filtriren solchen, lassens wiederum verdämpfen und zu Crystallen anschiessen. Diesen Borras übersenden sie uns unter dem Titel Borrax raffiné: man kan ihn aber in Franckreich und sonst überalle eben also gut zurichten. Man soll den Borras aussuchen, der in feinen weissen, und saubern, wohl crystallisirten und durchsichtigen Stücken ist. Durch die Reinigung wird eine vitriolische Materie von dem Borras abgeschieden, die macht ihn eben also scharff: deshalben ist auch der geläuterte Borras viel gelinder, als der natürliche, und soll zur Artzney demselben vorgezogen werden. Er hat eine zertheilende und durchdringende Kraft, und vermag die Gekrösdrüslein von allerhand Schleim und Unrath zu befreyen, auch die Verhärtung der Leber und Miltz zu zertheilen, desgleichen die weibliche Reinigung zu befördern. Die dosis ist von vier Gran bis auf zwantzig. Aeusserlich wird er gleichfalls zu Wegbeissung des wilden rohen Fleisches gebraucht. Es kan auch aus dem Borax ein Spiritus, vermittelst heftigen Feuers gezogen werden, als wie aus der Alaune: der eröffnet trefflich starck, und seine Kräfte kommen mit der Kraft des Spiritus vom Saltze ziemlich überein. Borax kommt von βόη, clamor, Geschrey, Geräusch, und ρἕω, fluo, ich flüsse, als wolte man sagen, ich rinne oder fliesse mit grossem Geräusch: dann der Borras soll insgemein um solche Bäche wachsen, welche in den Gebirgen mit grossem Geräusch herab zu fallen pflegen. Chrysocolla ist von dem griechischen Worte χρύσος, aururn, Gold, und dem lateinischen Colla, Leim, zusammengesetzt, und bedeutet soviel, als Goldleim: dieweil die Goldschmiede das Gold vermittelst desselben in den Fluß bringen, und zu Kalch und Staube machen, es hernach aber im Feuer in sein voriges Corpus wiederum zu bringen wissen. Eben darum wird er auch Gluten auri, capistrum anri und Auricolla genennet. Borrago. Borrago floribus cæruleis & albis, J.B. Buglossum larifolium, Borrago, C.B. Buglossum, sive Borrago, Matth. frantzösisch, Borrage. teutsch, Borragen, Borretsch. Dieses ist ein Küchen-Kraut, welches aus seiner Wurtzel breite, länglichte oder fast gantz runde, rauche Blätter treibet, die sind etwas stachlicht, rauh anzufühlen, und liegen mehrentheils auf dem Boden herum. Der Stengel wird etwan anderthalben Schuh hoch, ist rund und schwach, hol und zart, ästig, und mit stachlichten Borsten besetzet, beuget sich zur Erde, und erhebet sich sehr schwerlich. Auf den Spitzen trägt es blaue Blumen, die sich auf Purpur ziehen, oder auch bisweilen weisse, die gar schön und lieblich sehen. Ein iede siehet, nach Tourneforts erachten, wie ein Rädlein am Sporn. Wann die Blume verfallen, so wachsen an ihrer Stelle vier Samenkörner, die stehen beysammen in [Spaltenumbruch] dem Blumenkelche: ein iedes hat die Gestalt eines Natterkopfs, und siehet schwartz. Die Wurtzel ist lang und Fingers dicke. Das gantze Gewächs steckt voller schleimicht und dicken Saftes, ohne Geschmack. Es wird in den Gärten gebauet: und führet viel Oel und phlegma, wenig Saltz. Es mildert die Schärffe des Blutes und der andern Feuchtigkeiten im Leibe, indem es vermittelst seines schleimichten Saftes das Saltz verdicket und fesselt: es eröffnet den Leib. Die Blüte gehört unter die drey flores Cordiales der Alten in der Medicin. Bos. Bos, frantzösisch, Bœuf, teutsch, Kind oder Ochse, ist ein verschnitten und groß gezogen Kalb. Von dem Stier oder Brummer ist er darinne unterschieden, daß er, nachdem ihm ausgeschnitten, viel höher, dicker und fetter wird; sich auch leicht zähmen läst. Er solte wohl länger als zwantzig Jahr lang leben können, dafern er nicht geschlachtet würde. In allen seinen Theilen führet er viel Oel und flüchtig Saltz. Sein Fett wird auf lateinisch Sevum bovis, frantzösisch, Suif de boeuf, teutsch, Rindsfett, genennet, das dienet zum erweichen, zertheilen, die Schärffe in den Gedärmen zu dämpfen, wider den Stuhlzwang, und das Bluten, wann es in die Clystire gemenget wird. Das Marck, Medulla bovis, Rindermarck genannt, ist auch gut zum erweichen und zertheilen: es stärcket auch die Nerven. Die Galle, Fel bovis, Rindsgalle/Ochsengalle, ist gut wider das Sausen in Ohren, und vermag die Flecken im Gesichte weg zu bringen. Horn und Klauen, Ungula & Cornu bovis, Rindsklauen und Rindshörner sind gut wider das schwere Gebrechen, wann sie eines Quintleins schwer, gepülvert, eingenommen werden. Bey Frauenspersonen, die mit Mutterbeschwerung sind befallen, werden sie angesteckt und ihnen vor die Nase gehalten, das schläget die aufsteigenden Dünstenieder. Das Ochsenbein zertheilet, ist den Nerven gut und stärckt auch sonsten, wann es zu Pulver gestossen unter Salben und Pflaster gemischet wird: das Bein vom Schenckel wird denen andern allen vorgezogen. Der Ochsenmist, Stercus bovis, erweichet und zertheilet, wann er äusserlich aufgeleget wird. Zuweilen wird in der Gallenblase des Ochsen, die Galle steinhart befunden, und dieser Stein hat die Gestalt, Grösse und Farbe eines gekochten Eyerdotters, und lieget Schupen- oder Schalenweise über einander, als wie der Bezoar: daher er auch von einigen Bezoar bovis, Ochsen- oder Rindsbezoar genennet worden: von andern aber Alcheron lapis, und von den Arabern Haraczi. Dieser Stein zermorselt leichte, und zerfället von sich selbst in Staub- und Pulver, wann er lange aufgehebt ist worden; dann es wachsen kleine Würmer und Mülben drinne. Er führet viel flüchtiges Saltz und ein wenig Oel. Er treibet den Schweiß, eröffnet, widerstehet dem Gifte, stillet den Durchlauff, und das schwere Gebrechen. 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Man soll den Borras aussuchen, der in feinen weissen, und saubern, wohl crystallisirten und durchsichtigen Stücken ist.
Durch die Reinigung wird eine vitriolische Materie von dem Borras abgeschieden, die macht ihn eben also scharff: deshalben ist auch der geläuterte Borras viel gelinder, als der natürliche, und soll zur Artzney demselben vorgezogen werden.
Er hat eine zertheilende und durchdringende Kraft, und vermag die Gekrösdrüslein von allerhand Schleim und Unrath zu befreyen, auch die Verhärtung der Leber und Miltz zu zertheilen, desgleichen die weibliche Reinigung zu befördern. Die dosis ist von vier Gran bis auf zwantzig. Aeusserlich wird er gleichfalls zu Wegbeissung des wilden rohen Fleisches gebraucht.
Es kan auch aus dem Borax ein Spiritus, vermittelst heftigen Feuers gezogen werden, als wie aus der Alaune: der eröffnet trefflich starck, und seine Kräfte kommen mit der Kraft des Spiritus vom Saltze ziemlich überein.
Borax kommt von βόη, clamor, Geschrey, Geräusch, und ρἕω, fluo, ich flüsse, als wolte man sagen, ich rinne oder fliesse mit grossem Geräusch: dann der Borras soll insgemein um solche Bäche wachsen, welche in den Gebirgen mit grossem Geräusch herab zu fallen pflegen.
Chrysocolla ist von dem griechischen Worte χρύσος, aururn, Gold, und dem lateinischen Colla, Leim, zusammengesetzt, und bedeutet soviel, als Goldleim: dieweil die Goldschmiede das Gold vermittelst desselben in den Fluß bringen, und zu Kalch und Staube machen, es hernach aber im Feuer in sein voriges Corpus wiederum zu bringen wissen. Eben darum wird er auch Gluten auri, capistrum anri und Auricolla genennet.
Borrago.
Borrago floribus cæruleis & albis, J.B.
Buglossum larifolium, Borrago, C.B.
Buglossum, sive Borrago, Matth.
frantzösisch, Borrage.
teutsch, Borragen, Borretsch.
Dieses ist ein Küchen-Kraut, welches aus seiner Wurtzel breite, länglichte oder fast gantz runde, rauche Blätter treibet, die sind etwas stachlicht, rauh anzufühlen, und liegen mehrentheils auf dem Boden herum. Der Stengel wird etwan anderthalben Schuh hoch, ist rund und schwach, hol und zart, ästig, und mit stachlichten Borsten besetzet, beuget sich zur Erde, und erhebet sich sehr schwerlich. Auf den Spitzen trägt es blaue Blumen, die sich auf Purpur ziehen, oder auch bisweilen weisse, die gar schön und lieblich sehen. Ein iede siehet, nach Tourneforts erachten, wie ein Rädlein am Sporn. Wann die Blume verfallen, so wachsen an ihrer Stelle vier Samenkörner, die stehen beysammen in
dem Blumenkelche: ein iedes hat die Gestalt eines Natterkopfs, und siehet schwartz. Die Wurtzel ist lang und Fingers dicke. Das gantze Gewächs steckt voller schleimicht und dicken Saftes, ohne Geschmack. Es wird in den Gärten gebauet: und führet viel Oel und phlegma, wenig Saltz.
Es mildert die Schärffe des Blutes und der andern Feuchtigkeiten im Leibe, indem es vermittelst seines schleimichten Saftes das Saltz verdicket und fesselt: es eröffnet den Leib. Die Blüte gehört unter die drey flores Cordiales der Alten in der Medicin.
Bos.
Bos, frantzösisch, Bœuf, teutsch, Kind oder Ochse, ist ein verschnitten und groß gezogen Kalb. Von dem Stier oder Brummer ist er darinne unterschieden, daß er, nachdem ihm ausgeschnitten, viel höher, dicker und fetter wird; sich auch leicht zähmen läst. Er solte wohl länger als zwantzig Jahr lang leben können, dafern er nicht geschlachtet würde. In allen seinen Theilen führet er viel Oel und flüchtig Saltz.
Sein Fett wird auf lateinisch Sevum bovis, frantzösisch, Suif de boeuf, teutsch, Rindsfett, genennet, das dienet zum erweichen, zertheilen, die Schärffe in den Gedärmen zu dämpfen, wider den Stuhlzwang, und das Bluten, wann es in die Clystire gemenget wird.
Das Marck, Medulla bovis, Rindermarck genannt, ist auch gut zum erweichen und zertheilen: es stärcket auch die Nerven.
Die Galle, Fel bovis, Rindsgalle/Ochsengalle, ist gut wider das Sausen in Ohren, und vermag die Flecken im Gesichte weg zu bringen.
Horn und Klauen, Ungula & Cornu bovis, Rindsklauen und Rindshörner sind gut wider das schwere Gebrechen, wann sie eines Quintleins schwer, gepülvert, eingenommen werden. Bey Frauenspersonen, die mit Mutterbeschwerung sind befallen, werden sie angesteckt und ihnen vor die Nase gehalten, das schläget die aufsteigenden Dünstenieder.
Das Ochsenbein zertheilet, ist den Nerven gut und stärckt auch sonsten, wann es zu Pulver gestossen unter Salben und Pflaster gemischet wird: das Bein vom Schenckel wird denen andern allen vorgezogen.
Der Ochsenmist, Stercus bovis, erweichet und zertheilet, wann er äusserlich aufgeleget wird.
Zuweilen wird in der Gallenblase des Ochsen, die Galle steinhart befunden, und dieser Stein hat die Gestalt, Grösse und Farbe eines gekochten Eyerdotters, und lieget Schupen- oder Schalenweise über einander, als wie der Bezoar: daher er auch von einigen Bezoar bovis, Ochsen- oder Rindsbezoar genennet worden: von andern aber Alcheron lapis, und von den Arabern Haraczi. Dieser Stein zermorselt leichte, und zerfället von sich selbst in Staub- und Pulver, wann er lange aufgehebt ist worden; dann es wachsen kleine Würmer und Mülben drinne. Er führet viel flüchtiges Saltz und ein wenig Oel.
Er treibet den Schweiß, eröffnet, widerstehet dem Gifte, stillet den Durchlauff, und das schwere Gebrechen. Die dosis ist von sechs Gran auf einen Scrupel: auch ziehet man ihn in die Nase, wann
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