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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Sydney.

Ein Reisender, welcher die Welt viel durchwandert hat, sagt
von Sydney: "Es ist mir unmöglich, meinen Lesern die überwältigende
Schönheit des Hafens von Sydney zu schildern. Ich habe nichts Lieb-
licheres gesehen. Weder Neapel noch Rio de Janeiro, noch Lissabon
besitzen eine solche Fülle von Reizen als sich hier vereinigt finden".

Wenn man die schmale Einfahrt in Port Jackson passirt hat,
zeigt sich auf einmal ein fesselndes Panorama. Die tiefblauen Wogen
heben sich wunderbar von den Ufern und den verschiedenen in der
Bucht befindlichen Inseln ab, die trotz ihrer felsigen Unterlage von
einer üppigen Vegetation bedeckt sind. Tiefe, schmale Buchten dringen
in das Land ein, langgestreckte Landzungen springen dagegen in die
blaue Fluth hinaus, welche von Fahrzeugen aller Art vielfach
durchkreuzt wird. Ein Berichterstatter sagt über Sydney: "Sydney
hat nicht den Charakter amerikanischer Städte, nicht jenen geome-
trischen Charakter, den wir bei anderen australischen Städten ge-
wahren. Sydney ist nicht mit der Eintönigkeit gebaut, welche das
Verfolgen mathematischer Regelmässigkeit mit sich bringt; es gleicht
in seiner Anlage mehr einer älteren europäischen Stadt ohne die
dort unvermeidlichen engen Strassen. Die Pracht und Gediegenheit
seiner Bauten würden den schönsten Hauptstädten Europas zur Ehre
und Zierde gereichen. Seine öffentlichen Gärten, recht eigentlich im
Herzen der Stadt gelegen, namentlich aber der botanische Garten am
Strande des Meeres, sind von ausserordentlicher Schönheit. Hier finden
wir nebeneinander Palmen und Eichen, Jacaranda aus Brasilien neben
Cypressen vom Himalaya, die Damaras der Tropen an der Seite der
Cedern, welche vom Libanon kamen, den unförmlichen Flaschenbaum
neben der californischen Sequoia, die deutsche Haselnuss an der
Seite des ostindischen Zimmtstrauches, kurz die Vegetation aller Zonen
ist hier in ihren charakteristischen Vertretern versammelt. Weiter
draussen in den Vorstädten wandern wir durch ganze Strassen mit

Sydney.

Ein Reisender, welcher die Welt viel durchwandert hat, sagt
von Sydney: „Es ist mir unmöglich, meinen Lesern die überwältigende
Schönheit des Hafens von Sydney zu schildern. Ich habe nichts Lieb-
licheres gesehen. Weder Neapel noch Rio de Janeiro, noch Lissabon
besitzen eine solche Fülle von Reizen als sich hier vereinigt finden“.

Wenn man die schmale Einfahrt in Port Jackson passirt hat,
zeigt sich auf einmal ein fesselndes Panorama. Die tiefblauen Wogen
heben sich wunderbar von den Ufern und den verschiedenen in der
Bucht befindlichen Inseln ab, die trotz ihrer felsigen Unterlage von
einer üppigen Vegetation bedeckt sind. Tiefe, schmale Buchten dringen
in das Land ein, langgestreckte Landzungen springen dagegen in die
blaue Fluth hinaus, welche von Fahrzeugen aller Art vielfach
durchkreuzt wird. Ein Berichterstatter sagt über Sydney: „Sydney
hat nicht den Charakter amerikanischer Städte, nicht jenen geome-
trischen Charakter, den wir bei anderen australischen Städten ge-
wahren. Sydney ist nicht mit der Eintönigkeit gebaut, welche das
Verfolgen mathematischer Regelmässigkeit mit sich bringt; es gleicht
in seiner Anlage mehr einer älteren europäischen Stadt ohne die
dort unvermeidlichen engen Strassen. Die Pracht und Gediegenheit
seiner Bauten würden den schönsten Hauptstädten Europas zur Ehre
und Zierde gereichen. Seine öffentlichen Gärten, recht eigentlich im
Herzen der Stadt gelegen, namentlich aber der botanische Garten am
Strande des Meeres, sind von ausserordentlicher Schönheit. Hier finden
wir nebeneinander Palmen und Eichen, Jacaranda aus Brasilien neben
Cypressen vom Himalaya, die Damaras der Tropen an der Seite der
Cedern, welche vom Libanon kamen, den unförmlichen Flaschenbaum
neben der californischen Sequoia, die deutsche Haselnuss an der
Seite des ostindischen Zimmtstrauches, kurz die Vegetation aller Zonen
ist hier in ihren charakteristischen Vertretern versammelt. Weiter
draussen in den Vorstädten wandern wir durch ganze Strassen mit

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[[781]/0797] Sydney. Ein Reisender, welcher die Welt viel durchwandert hat, sagt von Sydney: „Es ist mir unmöglich, meinen Lesern die überwältigende Schönheit des Hafens von Sydney zu schildern. Ich habe nichts Lieb- licheres gesehen. Weder Neapel noch Rio de Janeiro, noch Lissabon besitzen eine solche Fülle von Reizen als sich hier vereinigt finden“. Wenn man die schmale Einfahrt in Port Jackson passirt hat, zeigt sich auf einmal ein fesselndes Panorama. Die tiefblauen Wogen heben sich wunderbar von den Ufern und den verschiedenen in der Bucht befindlichen Inseln ab, die trotz ihrer felsigen Unterlage von einer üppigen Vegetation bedeckt sind. Tiefe, schmale Buchten dringen in das Land ein, langgestreckte Landzungen springen dagegen in die blaue Fluth hinaus, welche von Fahrzeugen aller Art vielfach durchkreuzt wird. Ein Berichterstatter sagt über Sydney: „Sydney hat nicht den Charakter amerikanischer Städte, nicht jenen geome- trischen Charakter, den wir bei anderen australischen Städten ge- wahren. Sydney ist nicht mit der Eintönigkeit gebaut, welche das Verfolgen mathematischer Regelmässigkeit mit sich bringt; es gleicht in seiner Anlage mehr einer älteren europäischen Stadt ohne die dort unvermeidlichen engen Strassen. Die Pracht und Gediegenheit seiner Bauten würden den schönsten Hauptstädten Europas zur Ehre und Zierde gereichen. Seine öffentlichen Gärten, recht eigentlich im Herzen der Stadt gelegen, namentlich aber der botanische Garten am Strande des Meeres, sind von ausserordentlicher Schönheit. Hier finden wir nebeneinander Palmen und Eichen, Jacaranda aus Brasilien neben Cypressen vom Himalaya, die Damaras der Tropen an der Seite der Cedern, welche vom Libanon kamen, den unförmlichen Flaschenbaum neben der californischen Sequoia, die deutsche Haselnuss an der Seite des ostindischen Zimmtstrauches, kurz die Vegetation aller Zonen ist hier in ihren charakteristischen Vertretern versammelt. Weiter draussen in den Vorstädten wandern wir durch ganze Strassen mit

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. [781]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/797>, abgerufen am 21.11.2024.