bis 1883 bestandenen Pferdebahnen wurden seither durch eine Dampf- tramway ersetzt. Diese geht vom Pinangthor aus durch die alte Stadt, dem Canal Molenvliet entlang, zwischen Rijswijk und Noord- wijk, längs der Post und des Theaters, über den Waterloo-Plein und an der "Concordia" vorbei bis zur Vorstadt Kramat, von wo eine Abzweigung über Meester Cornelis nach Kampong Malayu geht.
Eine Eisenbahn verbindet, wie vorher erwähnt, Batavia auch mit dem 62 km südlicher gelegenen Buitenzorg (Ausser Sorge), von den Eingeborenen Bogor genannt, welches seit 1746 die Residenz des Generalgouverneurs von Niederländisch-Indien ist. In einem herrlichen Thale am Fusse des Vulkans Salak gelegen und von einem mächtigen Wildbach durchzogen, gewährt Buitenzorg einen überaus prächtigen Anblick. Besonders schön liegt das Palais des Generalgouverneurs inmitten des botanischen Gartens, der unstreitig der grossartigste der Welt ist. In den verschiedenen Theilen desselben finden sich ungefähr 300 Pflanzenfamilien mit nahezu 10.000 Arten. Buitenzorg besitzt eine hübsche Simultankirche und eine grosse Zahl einladender Privat- gebäude, die Sommerwohnungen der Beamten und wohlhabender Familien Batavias, welche den Ort seiner sehr gesunden Lage wegen während der heissen Zeit aufsuchen.
In der Nähe Buitenzorgs, bei Ibu Kotta, liegen die Ruinen Bogors, der Hauptstadt des Padjadjaran'schen Reiches, welche im XIV. Jahrhundert durch den Muhammedaner Hassan Udin eingenommen und verbrannt wurde, und zwischen Buitenzorg und Batavia liegt Meester Cornelis, wo 1811 ein blutiges Treffen mit den englischen Occupationstruppen stattgefunden hat.
Soerabaya.
Gleichfalls an der Nordküste Javas, gegenüber der Insel Madura, befindet sich die Residentschaft Soerabaya mit der gleichnamigen Hauptstadt, welche Sitz der Regierung und des Militärcommandos von Ost-Java ist.
Soerabaya (Surabaja) hat eine bessere Rhede als Batavia und wurde dadurch eine rasch emporblühende, durch Handel und In- dustrie gleich bedeutsame Stadt; es liegt an der Meerenge von Madura unter 7° 14' südl. Breite und 120° 44' östl. Länge von Greenwich; sie zählt bereits 107.800 Einwohner, darunter 6421 Europäer, 8285 Chi- nesen und 1618 Araber. Die Flüsschen Mas und Pigirian durchschneiden den Häusercomplex der Stadt, die in früheren Zeiten eine Art Festung bildete. Die alten Festungswerke wurden vor etwa 10 Jahren geschleift.
Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 64
Javanische Häfen.
bis 1883 bestandenen Pferdebahnen wurden seither durch eine Dampf- tramway ersetzt. Diese geht vom Pinangthor aus durch die alte Stadt, dem Canal Molenvliet entlang, zwischen Rijswijk und Noord- wijk, längs der Post und des Theaters, über den Waterloo-Plein und an der „Concordia“ vorbei bis zur Vorstadt Kramat, von wo eine Abzweigung über Meester Cornelis nach Kampong Malayu geht.
Eine Eisenbahn verbindet, wie vorher erwähnt, Batavia auch mit dem 62 km südlicher gelegenen Buitenzorg (Ausser Sorge), von den Eingeborenen Bogor genannt, welches seit 1746 die Residenz des Generalgouverneurs von Niederländisch-Indien ist. In einem herrlichen Thale am Fusse des Vulkans Salak gelegen und von einem mächtigen Wildbach durchzogen, gewährt Buitenzorg einen überaus prächtigen Anblick. Besonders schön liegt das Palais des Generalgouverneurs inmitten des botanischen Gartens, der unstreitig der grossartigste der Welt ist. In den verschiedenen Theilen desselben finden sich ungefähr 300 Pflanzenfamilien mit nahezu 10.000 Arten. Buitenzorg besitzt eine hübsche Simultankirche und eine grosse Zahl einladender Privat- gebäude, die Sommerwohnungen der Beamten und wohlhabender Familien Batavias, welche den Ort seiner sehr gesunden Lage wegen während der heissen Zeit aufsuchen.
In der Nähe Buitenzorgs, bei Ibu Kotta, liegen die Ruinen Bogors, der Hauptstadt des Padjadjaran’schen Reiches, welche im XIV. Jahrhundert durch den Muhammedaner Hassan Udin eingenommen und verbrannt wurde, und zwischen Buitenzorg und Batavia liegt Meester Cornelis, wo 1811 ein blutiges Treffen mit den englischen Occupationstruppen stattgefunden hat.
Soerabaya.
Gleichfalls an der Nordküste Javas, gegenüber der Insel Madura, befindet sich die Residentschaft Soerabaya mit der gleichnamigen Hauptstadt, welche Sitz der Regierung und des Militärcommandos von Ost-Java ist.
Soerabaya (Surabaja) hat eine bessere Rhede als Batavia und wurde dadurch eine rasch emporblühende, durch Handel und In- dustrie gleich bedeutsame Stadt; es liegt an der Meerenge von Madura unter 7° 14′ südl. Breite und 120° 44′ östl. Länge von Greenwich; sie zählt bereits 107.800 Einwohner, darunter 6421 Europäer, 8285 Chi- nesen und 1618 Araber. Die Flüsschen Mas und Pigirian durchschneiden den Häusercomplex der Stadt, die in früheren Zeiten eine Art Festung bildete. Die alten Festungswerke wurden vor etwa 10 Jahren geschleift.
Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 64
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0521"n="505"/><fwplace="top"type="header">Javanische Häfen.</fw><lb/>
bis 1883 bestandenen Pferdebahnen wurden seither durch eine Dampf-<lb/>
tramway ersetzt. Diese geht vom Pinangthor aus durch die alte<lb/>
Stadt, dem Canal Molenvliet entlang, zwischen Rijswijk und Noord-<lb/>
wijk, längs der Post und des Theaters, über den Waterloo-Plein und<lb/>
an der „Concordia“ vorbei bis zur Vorstadt Kramat, von wo eine<lb/>
Abzweigung über Meester Cornelis nach Kampong Malayu geht.</p><lb/><p>Eine Eisenbahn verbindet, wie vorher erwähnt, Batavia auch<lb/>
mit dem 62 <hirendition="#i">km</hi> südlicher gelegenen <hirendition="#g">Buitenzorg</hi> (Ausser Sorge), von<lb/>
den Eingeborenen Bogor genannt, welches seit 1746 die Residenz des<lb/>
Generalgouverneurs von Niederländisch-Indien ist. In einem herrlichen<lb/>
Thale am Fusse des Vulkans Salak gelegen und von einem mächtigen<lb/>
Wildbach durchzogen, gewährt Buitenzorg einen überaus prächtigen<lb/>
Anblick. Besonders schön liegt das Palais des Generalgouverneurs<lb/>
inmitten des botanischen Gartens, der unstreitig der grossartigste der<lb/>
Welt ist. In den verschiedenen Theilen desselben finden sich ungefähr<lb/>
300 Pflanzenfamilien mit nahezu 10.000 Arten. Buitenzorg besitzt eine<lb/>
hübsche Simultankirche und eine grosse Zahl einladender Privat-<lb/>
gebäude, die Sommerwohnungen der Beamten und wohlhabender<lb/>
Familien Batavias, welche den Ort seiner sehr gesunden Lage wegen<lb/>
während der heissen Zeit aufsuchen.</p><lb/><p>In der Nähe Buitenzorgs, bei Ibu Kotta, liegen die Ruinen<lb/>
Bogors, der Hauptstadt des Padjadjaran’schen Reiches, welche im<lb/>
XIV. Jahrhundert durch den Muhammedaner Hassan Udin eingenommen<lb/>
und verbrannt wurde, und zwischen Buitenzorg und Batavia liegt<lb/>
Meester Cornelis, wo 1811 ein blutiges Treffen mit den englischen<lb/>
Occupationstruppen stattgefunden hat.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Soerabaya.</hi></head><lb/><p>Gleichfalls an der Nordküste Javas, gegenüber der Insel Madura,<lb/>
befindet sich die Residentschaft Soerabaya mit der gleichnamigen<lb/>
Hauptstadt, welche Sitz der Regierung und des Militärcommandos von<lb/>
Ost-Java ist.</p><lb/><p>Soerabaya (Surabaja) hat eine bessere Rhede als Batavia und<lb/>
wurde dadurch eine rasch emporblühende, durch Handel und In-<lb/>
dustrie gleich bedeutsame Stadt; es liegt an der Meerenge von Madura<lb/>
unter 7° 14′ südl. Breite und 120° 44′ östl. Länge von Greenwich; sie<lb/>
zählt bereits 107.800 Einwohner, darunter 6421 Europäer, 8285 Chi-<lb/>
nesen und 1618 Araber. Die Flüsschen Mas und Pigirian durchschneiden<lb/>
den Häusercomplex der Stadt, die in früheren Zeiten eine Art Festung<lb/>
bildete. Die alten Festungswerke wurden vor etwa 10 Jahren geschleift.<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 64</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[505/0521]
Javanische Häfen.
bis 1883 bestandenen Pferdebahnen wurden seither durch eine Dampf-
tramway ersetzt. Diese geht vom Pinangthor aus durch die alte
Stadt, dem Canal Molenvliet entlang, zwischen Rijswijk und Noord-
wijk, längs der Post und des Theaters, über den Waterloo-Plein und
an der „Concordia“ vorbei bis zur Vorstadt Kramat, von wo eine
Abzweigung über Meester Cornelis nach Kampong Malayu geht.
Eine Eisenbahn verbindet, wie vorher erwähnt, Batavia auch
mit dem 62 km südlicher gelegenen Buitenzorg (Ausser Sorge), von
den Eingeborenen Bogor genannt, welches seit 1746 die Residenz des
Generalgouverneurs von Niederländisch-Indien ist. In einem herrlichen
Thale am Fusse des Vulkans Salak gelegen und von einem mächtigen
Wildbach durchzogen, gewährt Buitenzorg einen überaus prächtigen
Anblick. Besonders schön liegt das Palais des Generalgouverneurs
inmitten des botanischen Gartens, der unstreitig der grossartigste der
Welt ist. In den verschiedenen Theilen desselben finden sich ungefähr
300 Pflanzenfamilien mit nahezu 10.000 Arten. Buitenzorg besitzt eine
hübsche Simultankirche und eine grosse Zahl einladender Privat-
gebäude, die Sommerwohnungen der Beamten und wohlhabender
Familien Batavias, welche den Ort seiner sehr gesunden Lage wegen
während der heissen Zeit aufsuchen.
In der Nähe Buitenzorgs, bei Ibu Kotta, liegen die Ruinen
Bogors, der Hauptstadt des Padjadjaran’schen Reiches, welche im
XIV. Jahrhundert durch den Muhammedaner Hassan Udin eingenommen
und verbrannt wurde, und zwischen Buitenzorg und Batavia liegt
Meester Cornelis, wo 1811 ein blutiges Treffen mit den englischen
Occupationstruppen stattgefunden hat.
Soerabaya.
Gleichfalls an der Nordküste Javas, gegenüber der Insel Madura,
befindet sich die Residentschaft Soerabaya mit der gleichnamigen
Hauptstadt, welche Sitz der Regierung und des Militärcommandos von
Ost-Java ist.
Soerabaya (Surabaja) hat eine bessere Rhede als Batavia und
wurde dadurch eine rasch emporblühende, durch Handel und In-
dustrie gleich bedeutsame Stadt; es liegt an der Meerenge von Madura
unter 7° 14′ südl. Breite und 120° 44′ östl. Länge von Greenwich; sie
zählt bereits 107.800 Einwohner, darunter 6421 Europäer, 8285 Chi-
nesen und 1618 Araber. Die Flüsschen Mas und Pigirian durchschneiden
den Häusercomplex der Stadt, die in früheren Zeiten eine Art Festung
bildete. Die alten Festungswerke wurden vor etwa 10 Jahren geschleift.
Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 64
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/521>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.