Das grösste und herrlichste Meeresbecken an der Ostküste der Vereinigten Staaten, welches die Fluten des atlantischen Oceans dem Herzen des Continentes näher bringt, ist die Chesapeake-Bai.
Von der am 37. Breitegrade liegenden, durch ein Leuchtschiff und die Leuchthürme von Smith-Island und Cap Henry gekennzeich- neten Einfahrt an erstreckt sich der prächtige Fjord über 160 See- meilen nordwärts.
In unzähligen, tief in das Land von Virginia und Maryland ein- schneidenden Buchten eilen die süssen Wässer eines fast unentwirr- baren Netzes von Wasseradern der salzigen Flut entgegen. Die wasser- reichen Ströme, welche sich in dieses Sammelbecken von Westen und Norden her ergiessen, erhöhen dessen unschätzbaren Werth für die Schiffahrt und bringen die Städte und Orte, die an ihren Ufern erblühten, in unmittelbare Verbindung mit der See.
Die Schwierigkeiten der Navigation in der Chesapeake-Bai mit ihren ausgedehnten Sandbänken und Untiefen, ihren vielen Riffen und Inseln sind längst überwunden, seitdem die Dampfkraft auch bei der Schiffahrt ihre Triumphe feiert. Auch die Segler durcheilen, den Spruch "time is money" beherzigend, die langwierigen und gefährlichen Pas- sagen der Binnengewässer im Schlepp von Dampfbooten unter Füh- rung bewährter Lootsen, welche die Schiffe durch das mit 54 Leucht- feuern markirte Fahrwasser der Bai zum Endziele hindurch steuern.
Die Uferstrecken, im unteren Theile der Bai flach und sandig, gehen im Norden allmälig in Hügelland über, und ein herrliches Klima kleidet die Gegend, in welcher Süd und Nord die Hände sich reichen, in die üppigsten Gewande.
Die in ihrer ganzen Längenausdehnung schiffbare Chesapeake- Bai ist infolge ihrer vielfachen Zerklüftung, der Beschaffenheit ihres Grundes und der reichen Stoffablagerung durch die zuströmenden
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Baltimore.
Das grösste und herrlichste Meeresbecken an der Ostküste der Vereinigten Staaten, welches die Fluten des atlantischen Oceans dem Herzen des Continentes näher bringt, ist die Chesapeake-Bai.
Von der am 37. Breitegrade liegenden, durch ein Leuchtschiff und die Leuchthürme von Smith-Island und Cap Henry gekennzeich- neten Einfahrt an erstreckt sich der prächtige Fjord über 160 See- meilen nordwärts.
In unzähligen, tief in das Land von Virginia und Maryland ein- schneidenden Buchten eilen die süssen Wässer eines fast unentwirr- baren Netzes von Wasseradern der salzigen Flut entgegen. Die wasser- reichen Ströme, welche sich in dieses Sammelbecken von Westen und Norden her ergiessen, erhöhen dessen unschätzbaren Werth für die Schiffahrt und bringen die Städte und Orte, die an ihren Ufern erblühten, in unmittelbare Verbindung mit der See.
Die Schwierigkeiten der Navigation in der Chesapeake-Bai mit ihren ausgedehnten Sandbänken und Untiefen, ihren vielen Riffen und Inseln sind längst überwunden, seitdem die Dampfkraft auch bei der Schiffahrt ihre Triumphe feiert. Auch die Segler durcheilen, den Spruch „time is money“ beherzigend, die langwierigen und gefährlichen Pas- sagen der Binnengewässer im Schlepp von Dampfbooten unter Füh- rung bewährter Lootsen, welche die Schiffe durch das mit 54 Leucht- feuern markirte Fahrwasser der Bai zum Endziele hindurch steuern.
Die Uferstrecken, im unteren Theile der Bai flach und sandig, gehen im Norden allmälig in Hügelland über, und ein herrliches Klima kleidet die Gegend, in welcher Süd und Nord die Hände sich reichen, in die üppigsten Gewande.
Die in ihrer ganzen Längenausdehnung schiffbare Chesapeake- Bai ist infolge ihrer vielfachen Zerklüftung, der Beschaffenheit ihres Grundes und der reichen Stoffablagerung durch die zuströmenden
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Baltimore.
Das grösste und herrlichste Meeresbecken an der Ostküste der
Vereinigten Staaten, welches die Fluten des atlantischen Oceans
dem Herzen des Continentes näher bringt, ist die Chesapeake-Bai.
Von der am 37. Breitegrade liegenden, durch ein Leuchtschiff
und die Leuchthürme von Smith-Island und Cap Henry gekennzeich-
neten Einfahrt an erstreckt sich der prächtige Fjord über 160 See-
meilen nordwärts.
In unzähligen, tief in das Land von Virginia und Maryland ein-
schneidenden Buchten eilen die süssen Wässer eines fast unentwirr-
baren Netzes von Wasseradern der salzigen Flut entgegen. Die wasser-
reichen Ströme, welche sich in dieses Sammelbecken von Westen
und Norden her ergiessen, erhöhen dessen unschätzbaren Werth für
die Schiffahrt und bringen die Städte und Orte, die an ihren Ufern
erblühten, in unmittelbare Verbindung mit der See.
Die Schwierigkeiten der Navigation in der Chesapeake-Bai mit
ihren ausgedehnten Sandbänken und Untiefen, ihren vielen Riffen und
Inseln sind längst überwunden, seitdem die Dampfkraft auch bei der
Schiffahrt ihre Triumphe feiert. Auch die Segler durcheilen, den Spruch
„time is money“ beherzigend, die langwierigen und gefährlichen Pas-
sagen der Binnengewässer im Schlepp von Dampfbooten unter Füh-
rung bewährter Lootsen, welche die Schiffe durch das mit 54 Leucht-
feuern markirte Fahrwasser der Bai zum Endziele hindurch steuern.
Die Uferstrecken, im unteren Theile der Bai flach und sandig,
gehen im Norden allmälig in Hügelland über, und ein herrliches Klima
kleidet die Gegend, in welcher Süd und Nord die Hände sich reichen,
in die üppigsten Gewande.
Die in ihrer ganzen Längenausdehnung schiffbare Chesapeake-
Bai ist infolge ihrer vielfachen Zerklüftung, der Beschaffenheit ihres
Grundes und der reichen Stoffablagerung durch die zuströmenden
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. [107]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/123>, abgerufen am 21.11.2024.
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