Auf dem von dichterischer Mythe umworbenen Strande von Corfu betreten wir wahrhaft classischen Boden.
Eine der herrlichsten Küstenlandschaften umgibt uns. Ausge- dehnte Olivenhaine und Gärten überziehen Hügel, Berge und Thäler und Ortschaften, Gehöfte, Villen und bescheidene Hütten liegen da in behaglicher Ruhe an schimmernden Buchten.
Die alte Doppelburg auf den Zwillingsklippen von Corfu, den berühmten "Koryphäen" der Byzantiner, erscheint im Süden mit ihrem scharf geschnittenen Profile über einer Front palastähnlicher, von Thürmen überragten Baulichkeiten, und westlich davon breitet die Stadt Corfu an der Lehne eines Höhenzuges bis zum Strande sich aus. Noch etwas weiter gegen Norden glitzern die Wässer des zwischen grünen Matten sanft dahinfliessenden Potamo, an dessen einladendem Ufer die lilienarmige odysseische Nausikaa und ihre Freundinnen durch Spiel sich vergnügten.
"... Da wo den kiesigen Grund am reinsten gespült das Gewässer, Badeten dann und salbten mit glänzendem Oele sich alle, -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- Als sie darauf sich am Mahle gelabt, sie selbst und die Jungfrauen, Warfen sie alle die Schleier sich ab, mit dem Balle zu spielen; Und mit dem Spiele begann Nausikaa, strahlend in Anmuth. -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- Und leicht wird sie vor Allen erkannt, von den Schönen die Schönste: So strahlt unter den Mädchen hervor die gefeierte Jungfrau!"
So schildert Homer die reizende Idylle am Potamo.
Mehrere Eilande tauchen malerisch aus der Flut, über der manch weisses Segel oder der dunkle Umriss eines qualmenden Dampfers in der Lichtung des Canales von Corfu sichtbar wird.
Auf der Festlandseite bauen von Butrinto bis weit nach Süden die dunklen zackigen Gebirgsmassen von Epirus schroff und ernst aus
8*
Corfù (Kerkyra).
Auf dem von dichterischer Mythe umworbenen Strande von Corfù betreten wir wahrhaft classischen Boden.
Eine der herrlichsten Küstenlandschaften umgibt uns. Ausge- dehnte Olivenhaine und Gärten überziehen Hügel, Berge und Thäler und Ortschaften, Gehöfte, Villen und bescheidene Hütten liegen da in behaglicher Ruhe an schimmernden Buchten.
Die alte Doppelburg auf den Zwillingsklippen von Corfù, den berühmten „Koryphäen“ der Byzantiner, erscheint im Süden mit ihrem scharf geschnittenen Profile über einer Front palastähnlicher, von Thürmen überragten Baulichkeiten, und westlich davon breitet die Stadt Corfù an der Lehne eines Höhenzuges bis zum Strande sich aus. Noch etwas weiter gegen Norden glitzern die Wässer des zwischen grünen Matten sanft dahinfliessenden Potamo, an dessen einladendem Ufer die lilienarmige odysseische Nausikaa und ihre Freundinnen durch Spiel sich vergnügten.
„… Da wo den kiesigen Grund am reinsten gespült das Gewässer, Badeten dann und salbten mit glänzendem Oele sich alle, — — — — — — — — — — Als sie darauf sich am Mahle gelabt, sie selbst und die Jungfrauen, Warfen sie alle die Schleier sich ab, mit dem Balle zu spielen; Und mit dem Spiele begann Nausikaa, strahlend in Anmuth. — — — — — — — — — — Und leicht wird sie vor Allen erkannt, von den Schönen die Schönste: So strahlt unter den Mädchen hervor die gefeierte Jungfrau!“
So schildert Homer die reizende Idylle am Potamo.
Mehrere Eilande tauchen malerisch aus der Flut, über der manch weisses Segel oder der dunkle Umriss eines qualmenden Dampfers in der Lichtung des Canales von Corfù sichtbar wird.
Auf der Festlandseite bauen von Butrinto bis weit nach Süden die dunklen zackigen Gebirgsmassen von Epirus schroff und ernst aus
8*
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0079"n="[59]"/><divn="2"><head><hirendition="#b">Corfù (Kerkyra).</hi></head><lb/><p>Auf dem von dichterischer Mythe umworbenen Strande von<lb/>
Corfù betreten wir wahrhaft classischen Boden.</p><lb/><p>Eine der herrlichsten Küstenlandschaften umgibt uns. Ausge-<lb/>
dehnte Olivenhaine und Gärten überziehen Hügel, Berge und Thäler<lb/>
und Ortschaften, Gehöfte, Villen und bescheidene Hütten liegen da in<lb/>
behaglicher Ruhe an schimmernden Buchten.</p><lb/><p>Die alte Doppelburg auf den Zwillingsklippen von Corfù, den<lb/>
berühmten „Koryphäen“ der Byzantiner, erscheint im Süden mit ihrem<lb/>
scharf geschnittenen Profile über einer Front palastähnlicher, von<lb/>
Thürmen überragten Baulichkeiten, und westlich davon breitet die<lb/>
Stadt Corfù an der Lehne eines Höhenzuges bis zum Strande sich<lb/>
aus. Noch etwas weiter gegen Norden glitzern die Wässer des zwischen<lb/>
grünen Matten sanft dahinfliessenden Potamo, an dessen einladendem<lb/>
Ufer die lilienarmige odysseische Nausikaa und ihre Freundinnen durch<lb/>
Spiel sich vergnügten.</p><lb/><cit><quote><hirendition="#et">„… Da wo den kiesigen Grund am reinsten gespült das Gewässer,<lb/>
Badeten dann und salbten mit glänzendem Oele sich alle,<lb/>——————————<lb/>
Als sie darauf sich am Mahle gelabt, sie selbst und die Jungfrauen,<lb/>
Warfen sie alle die Schleier sich ab, mit dem Balle zu spielen;<lb/>
Und mit dem Spiele begann Nausikaa, strahlend in Anmuth.<lb/>——————————<lb/>
Und leicht wird sie vor Allen erkannt, von den Schönen die Schönste:<lb/>
So strahlt unter den Mädchen hervor die gefeierte Jungfrau!“</hi></quote></cit><lb/><p>So schildert Homer die reizende Idylle am Potamo.</p><lb/><p>Mehrere Eilande tauchen malerisch aus der Flut, über der<lb/>
manch weisses Segel oder der dunkle Umriss eines qualmenden<lb/>
Dampfers in der Lichtung des Canales von Corfù sichtbar wird.</p><lb/><p>Auf der Festlandseite bauen von Butrinto bis weit nach Süden<lb/>
die dunklen zackigen Gebirgsmassen von Epirus schroff und ernst aus<lb/><fwplace="bottom"type="sig">8*</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[[59]/0079]
Corfù (Kerkyra).
Auf dem von dichterischer Mythe umworbenen Strande von
Corfù betreten wir wahrhaft classischen Boden.
Eine der herrlichsten Küstenlandschaften umgibt uns. Ausge-
dehnte Olivenhaine und Gärten überziehen Hügel, Berge und Thäler
und Ortschaften, Gehöfte, Villen und bescheidene Hütten liegen da in
behaglicher Ruhe an schimmernden Buchten.
Die alte Doppelburg auf den Zwillingsklippen von Corfù, den
berühmten „Koryphäen“ der Byzantiner, erscheint im Süden mit ihrem
scharf geschnittenen Profile über einer Front palastähnlicher, von
Thürmen überragten Baulichkeiten, und westlich davon breitet die
Stadt Corfù an der Lehne eines Höhenzuges bis zum Strande sich
aus. Noch etwas weiter gegen Norden glitzern die Wässer des zwischen
grünen Matten sanft dahinfliessenden Potamo, an dessen einladendem
Ufer die lilienarmige odysseische Nausikaa und ihre Freundinnen durch
Spiel sich vergnügten.
„… Da wo den kiesigen Grund am reinsten gespült das Gewässer,
Badeten dann und salbten mit glänzendem Oele sich alle,
— — — — — — — — — —
Als sie darauf sich am Mahle gelabt, sie selbst und die Jungfrauen,
Warfen sie alle die Schleier sich ab, mit dem Balle zu spielen;
Und mit dem Spiele begann Nausikaa, strahlend in Anmuth.
— — — — — — — — — —
Und leicht wird sie vor Allen erkannt, von den Schönen die Schönste:
So strahlt unter den Mädchen hervor die gefeierte Jungfrau!“
So schildert Homer die reizende Idylle am Potamo.
Mehrere Eilande tauchen malerisch aus der Flut, über der
manch weisses Segel oder der dunkle Umriss eines qualmenden
Dampfers in der Lichtung des Canales von Corfù sichtbar wird.
Auf der Festlandseite bauen von Butrinto bis weit nach Süden
die dunklen zackigen Gebirgsmassen von Epirus schroff und ernst aus
8*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. [59]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/79>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.