Lehmann, Henni: Das Kunst-Studium der Frauen. Darmstadt, 1914.Leitsätze: I. Bezüglich der Privatateliers und Schulen ist zu sagen:
a) 1. Der Lehrplan ist nie voll umfassend und gibt nicht genügend Gelegenheit zu vielseitiger Ausbildung. 2. Die Ausbildung ist erheblich kostspieliger als auf staatlichen Akademien. 3. Die Ausbildung ist vielfach uneinheitlich und nicht genügend systematisch. 4. Die Aufnahme bietet keine genügende Gewähr für die Be- urteilung des Talents und ist deshalb geeignet, die Schar der Dilettanten und Halbkünstler zu mehren. b) Die drei künstlerischen Frauenschulen zu Berlin, München und Karlsruhe sind größter Anerkennung wert. Sie vermögen eine künstlerische Ausbildung zu geben, ihr Verschwinden wäre be- klagenswert. - Sie vermögen nicht die Akademien zu ersetzen, da einerseits ihr Lehrplan weit weniger umfassend ist sowohl in bezug auf die Zahl der Lehrfächer als auf die Zahl der Unterrichtsstunden in den einzelnen Fächern, andererseits die Ausbildung auf ihnen erheblich kostspieliger ist. c) Auch die den Frauen geöffneten Akademien vermögen nicht die verschlossenen großen Akademien zu ersetzen, da auch ihr Lehr- plan zumeist enger ist, ihre Ziele zum Teil mit anderen Aus- bildungszwecken verquickt sind, da sie endlich teilweise in Städten liegen, die nicht genügend Kunstzentren sind, um den Werdenden mit historischer und zeitgenössischer Kunst vertraut zu machen. Leitsätze: I. Bezüglich der Privatateliers und Schulen ist zu sagen:
a) 1. Der Lehrplan ist nie voll umfassend und gibt nicht genügend Gelegenheit zu vielseitiger Ausbildung. 2. Die Ausbildung ist erheblich kostspieliger als auf staatlichen Akademien. 3. Die Ausbildung ist vielfach uneinheitlich und nicht genügend systematisch. 4. Die Aufnahme bietet keine genügende Gewähr für die Be- urteilung des Talents und ist deshalb geeignet, die Schar der Dilettanten und Halbkünstler zu mehren. b) Die drei künstlerischen Frauenschulen zu Berlin, München und Karlsruhe sind größter Anerkennung wert. Sie vermögen eine künstlerische Ausbildung zu geben, ihr Verschwinden wäre be- klagenswert. – Sie vermögen nicht die Akademien zu ersetzen, da einerseits ihr Lehrplan weit weniger umfassend ist sowohl in bezug auf die Zahl der Lehrfächer als auf die Zahl der Unterrichtsstunden in den einzelnen Fächern, andererseits die Ausbildung auf ihnen erheblich kostspieliger ist. c) Auch die den Frauen geöffneten Akademien vermögen nicht die verschlossenen großen Akademien zu ersetzen, da auch ihr Lehr- plan zumeist enger ist, ihre Ziele zum Teil mit anderen Aus- bildungszwecken verquickt sind, da sie endlich teilweise in Städten liegen, die nicht genügend Kunstzentren sind, um den Werdenden mit historischer und zeitgenössischer Kunst vertraut zu machen. <TEI> <text> <back> <pb facs="#f0032" n="26"/> <div type="appendix"> <head> <hi rendition="#b">Leitsätze:</hi> </head><lb/> <list> <item><hi rendition="#aq">I</hi>. Bezüglich der Privatateliers und Schulen ist zu sagen:<lb/><list><item><hi rendition="#aq">a</hi>) <list><item>1. Der Lehrplan ist nie voll umfassend und gibt nicht genügend<lb/> Gelegenheit zu vielseitiger Ausbildung.</item><lb/><item>2. Die Ausbildung ist erheblich kostspieliger als auf staatlichen<lb/> Akademien.</item><lb/><item>3. Die Ausbildung ist vielfach uneinheitlich und nicht genügend<lb/> systematisch.</item><lb/><item>4. Die Aufnahme bietet keine genügende Gewähr für die Be-<lb/> urteilung des Talents und ist deshalb geeignet, die Schar<lb/> der Dilettanten und Halbkünstler zu mehren.</item><lb/></list></item><item><hi rendition="#aq">b</hi>) Die drei künstlerischen Frauenschulen zu Berlin, München und<lb/> Karlsruhe sind größter Anerkennung wert. Sie vermögen eine<lb/> künstlerische Ausbildung zu geben, ihr Verschwinden wäre be-<lb/> klagenswert. – Sie vermögen nicht die Akademien zu ersetzen,<lb/> da einerseits ihr Lehrplan weit weniger umfassend ist sowohl<lb/> in bezug auf die Zahl der Lehrfächer als auf die Zahl der<lb/> Unterrichtsstunden in den einzelnen Fächern, andererseits die<lb/> Ausbildung auf ihnen erheblich kostspieliger ist.</item><lb/><item><hi rendition="#aq">c</hi>) Auch die den Frauen geöffneten Akademien vermögen nicht die<lb/> verschlossenen großen Akademien zu ersetzen, da auch ihr Lehr-<lb/> plan zumeist enger ist, ihre Ziele zum Teil mit anderen Aus-<lb/> bildungszwecken verquickt sind, da sie endlich teilweise in Städten<lb/> liegen, die nicht genügend Kunstzentren sind, um den Werdenden<lb/> mit historischer und zeitgenössischer Kunst vertraut zu machen.</item><lb/></list></item> </list> </div> </back> </text> </TEI> [26/0032]
Leitsätze:
I. Bezüglich der Privatateliers und Schulen ist zu sagen:
a) 1. Der Lehrplan ist nie voll umfassend und gibt nicht genügend
Gelegenheit zu vielseitiger Ausbildung.
2. Die Ausbildung ist erheblich kostspieliger als auf staatlichen
Akademien.
3. Die Ausbildung ist vielfach uneinheitlich und nicht genügend
systematisch.
4. Die Aufnahme bietet keine genügende Gewähr für die Be-
urteilung des Talents und ist deshalb geeignet, die Schar
der Dilettanten und Halbkünstler zu mehren.
b) Die drei künstlerischen Frauenschulen zu Berlin, München und
Karlsruhe sind größter Anerkennung wert. Sie vermögen eine
künstlerische Ausbildung zu geben, ihr Verschwinden wäre be-
klagenswert. – Sie vermögen nicht die Akademien zu ersetzen,
da einerseits ihr Lehrplan weit weniger umfassend ist sowohl
in bezug auf die Zahl der Lehrfächer als auf die Zahl der
Unterrichtsstunden in den einzelnen Fächern, andererseits die
Ausbildung auf ihnen erheblich kostspieliger ist.
c) Auch die den Frauen geöffneten Akademien vermögen nicht die
verschlossenen großen Akademien zu ersetzen, da auch ihr Lehr-
plan zumeist enger ist, ihre Ziele zum Teil mit anderen Aus-
bildungszwecken verquickt sind, da sie endlich teilweise in Städten
liegen, die nicht genügend Kunstzentren sind, um den Werdenden
mit historischer und zeitgenössischer Kunst vertraut zu machen.
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