Flusseisens, indem er wenigstens zum Theil durch seine eigene Oxy- dation den Kohlenstoff vor Verbrennung schützt.
Je kohlenstoff- und manganärmer aber das flüssige Eisen wird, desto grössere Mengen Sauerstoff vermag es aufzulösen (vergl. S. 275), welcher Rothbruch erzeugt. Es ist daher Regel, nach Beendigung des Schmelzens eine gewisse Menge Spiegeleisen, Eisenmangan, auch wohl Siliciumeisenmangan oder Siliciumeisen neben Eisenmangan zur Aus- scheidung dieses Sauerstoffgehaltes zuzusetzen; ein Siliciumgehalt des Zusatzes verfolgt den schon mehrfach erwähnten Zweck, die Gasaus- scheidung zu verringern, also zur Erzielung dichter Blöcke beizu- tragen.
Je kohlenstoffärmer das Eisen im Ofen geworden ist, desto grösser ist sein Sauerstoffgehalt, desto wichtiger ein solcher Zusatz. Nun führt man aber mit dem Mangan, welches vornehmlich als Desoxydations- mittel bestimmt ist, auch Kohlenstoff in das Bad. Ein Theil desselben wird zwar durch den anwesenden Sauerstoffgehalt oxydirt, ein anderer, gewöhnlich grösserer Theil bleibt im Eisen zurück, dessen Kohlenstoff- gehalt anreichernd. Je manganärmer nun der Zusatz ist, eine desto grössere Menge desselben ist erforderlich, um eine bestimmte Mangan- menge, entsprechend der anwesenden Sauerstoffmenge, in das Bad zu führen; die grössere Menge der zugesetzten Legirung aber führt dem Bade auch grössere Mengen Kohlenstoff zu. Dieser Umstand erklärt die Wichtigkeit, welche die manganreichen Eisenmangane gerade für die Darstellung kohlenstoffarmen Flusseisens besitzen; man bedarf nur eines geringen Zusatzes derselben, um dem Bade den Sauerstoff zu entziehen und reichert deshalb durch den Zusatz auch den Kohlenstoff- gehalt des letzteren nur unbedeutend an.
Der Martinofen.
Man verwendet in der Jetztzeit Oefen für Einsätze von 2--25 t, also in ausserordentlich abweichenden Grössen. Je grösser der Ofen ist, desto geringer pflegt aus nahe liegenden Gründen der Brennstoff- verbrauch zur Darstellung einer bestimmten Menge Eisen zu sein, und desto länger kann er im Betriebe erhalten werden, ohne einer Erneue- rung der dem Feuer ausgesetzten Theile zu bedürfen; aber desto schwieriger wird auch die Bedienung des Ofens, insbesondere die Er- zielung eines gleichförmigen Erzeugnisses. Eine Grösse des Ofens für einen Einsatz von etwa 8 t berechnet pflegt man daher in der Jetzt- zeit als die geeignetste zu betrachten.
Die Abbildungen Fig. 250--253 stellen die Einrichtung eines im Jahre 1883 auf einem deutschen Eisenwerke nach englischem Vorbilde erbauten Martinofens für 7.5 t Einsatz mit Siemensfeuerung dar.
Die Einrichtung der Gaszuführung und der Regeneratoren ist im Wesentlichen die nämliche wie bei allen Siemensöfen (vergl. S. 116). Die Regeneratoren A A für das Gas haben je 8.56 cbm, die Regenera- toren B B für Luft je 12.48 cbm Inhalt. Aus den Gasgeneratoren führen je zwei Kanäle a, aus den Luftregeneratoren je drei Kanäle b nach dem Verbrennungsraume. Fig. 253 zeigt die Anordnung dieser Kanäle neben einander, Fig. 250 die Art und Weise, wie Luft und Gas
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Der Martinprocess.
Flusseisens, indem er wenigstens zum Theil durch seine eigene Oxy- dation den Kohlenstoff vor Verbrennung schützt.
Je kohlenstoff- und manganärmer aber das flüssige Eisen wird, desto grössere Mengen Sauerstoff vermag es aufzulösen (vergl. S. 275), welcher Rothbruch erzeugt. Es ist daher Regel, nach Beendigung des Schmelzens eine gewisse Menge Spiegeleisen, Eisenmangan, auch wohl Siliciumeisenmangan oder Siliciumeisen neben Eisenmangan zur Aus- scheidung dieses Sauerstoffgehaltes zuzusetzen; ein Siliciumgehalt des Zusatzes verfolgt den schon mehrfach erwähnten Zweck, die Gasaus- scheidung zu verringern, also zur Erzielung dichter Blöcke beizu- tragen.
Je kohlenstoffärmer das Eisen im Ofen geworden ist, desto grösser ist sein Sauerstoffgehalt, desto wichtiger ein solcher Zusatz. Nun führt man aber mit dem Mangan, welches vornehmlich als Desoxydations- mittel bestimmt ist, auch Kohlenstoff in das Bad. Ein Theil desselben wird zwar durch den anwesenden Sauerstoffgehalt oxydirt, ein anderer, gewöhnlich grösserer Theil bleibt im Eisen zurück, dessen Kohlenstoff- gehalt anreichernd. Je manganärmer nun der Zusatz ist, eine desto grössere Menge desselben ist erforderlich, um eine bestimmte Mangan- menge, entsprechend der anwesenden Sauerstoffmenge, in das Bad zu führen; die grössere Menge der zugesetzten Legirung aber führt dem Bade auch grössere Mengen Kohlenstoff zu. Dieser Umstand erklärt die Wichtigkeit, welche die manganreichen Eisenmangane gerade für die Darstellung kohlenstoffarmen Flusseisens besitzen; man bedarf nur eines geringen Zusatzes derselben, um dem Bade den Sauerstoff zu entziehen und reichert deshalb durch den Zusatz auch den Kohlenstoff- gehalt des letzteren nur unbedeutend an.
Der Martinofen.
Man verwendet in der Jetztzeit Oefen für Einsätze von 2—25 t, also in ausserordentlich abweichenden Grössen. Je grösser der Ofen ist, desto geringer pflegt aus nahe liegenden Gründen der Brennstoff- verbrauch zur Darstellung einer bestimmten Menge Eisen zu sein, und desto länger kann er im Betriebe erhalten werden, ohne einer Erneue- rung der dem Feuer ausgesetzten Theile zu bedürfen; aber desto schwieriger wird auch die Bedienung des Ofens, insbesondere die Er- zielung eines gleichförmigen Erzeugnisses. Eine Grösse des Ofens für einen Einsatz von etwa 8 t berechnet pflegt man daher in der Jetzt- zeit als die geeignetste zu betrachten.
Die Abbildungen Fig. 250—253 stellen die Einrichtung eines im Jahre 1883 auf einem deutschen Eisenwerke nach englischem Vorbilde erbauten Martinofens für 7.5 t Einsatz mit Siemensfeuerung dar.
Die Einrichtung der Gaszuführung und der Regeneratoren ist im Wesentlichen die nämliche wie bei allen Siemensöfen (vergl. S. 116). Die Regeneratoren A A für das Gas haben je 8.56 cbm, die Regenera- toren B B für Luft je 12.48 cbm Inhalt. Aus den Gasgeneratoren führen je zwei Kanäle a, aus den Luftregeneratoren je drei Kanäle b nach dem Verbrennungsraume. Fig. 253 zeigt die Anordnung dieser Kanäle neben einander, Fig. 250 die Art und Weise, wie Luft und Gas
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Der Martinprocess.
Flusseisens, indem er wenigstens zum Theil durch seine eigene Oxy-
dation den Kohlenstoff vor Verbrennung schützt.
Je kohlenstoff- und manganärmer aber das flüssige Eisen wird,
desto grössere Mengen Sauerstoff vermag es aufzulösen (vergl. S. 275),
welcher Rothbruch erzeugt. Es ist daher Regel, nach Beendigung des
Schmelzens eine gewisse Menge Spiegeleisen, Eisenmangan, auch wohl
Siliciumeisenmangan oder Siliciumeisen neben Eisenmangan zur Aus-
scheidung dieses Sauerstoffgehaltes zuzusetzen; ein Siliciumgehalt des
Zusatzes verfolgt den schon mehrfach erwähnten Zweck, die Gasaus-
scheidung zu verringern, also zur Erzielung dichter Blöcke beizu-
tragen.
Je kohlenstoffärmer das Eisen im Ofen geworden ist, desto grösser
ist sein Sauerstoffgehalt, desto wichtiger ein solcher Zusatz. Nun führt
man aber mit dem Mangan, welches vornehmlich als Desoxydations-
mittel bestimmt ist, auch Kohlenstoff in das Bad. Ein Theil desselben
wird zwar durch den anwesenden Sauerstoffgehalt oxydirt, ein anderer,
gewöhnlich grösserer Theil bleibt im Eisen zurück, dessen Kohlenstoff-
gehalt anreichernd. Je manganärmer nun der Zusatz ist, eine desto
grössere Menge desselben ist erforderlich, um eine bestimmte Mangan-
menge, entsprechend der anwesenden Sauerstoffmenge, in das Bad zu
führen; die grössere Menge der zugesetzten Legirung aber führt dem
Bade auch grössere Mengen Kohlenstoff zu. Dieser Umstand erklärt
die Wichtigkeit, welche die manganreichen Eisenmangane gerade für
die Darstellung kohlenstoffarmen Flusseisens besitzen; man bedarf nur
eines geringen Zusatzes derselben, um dem Bade den Sauerstoff zu
entziehen und reichert deshalb durch den Zusatz auch den Kohlenstoff-
gehalt des letzteren nur unbedeutend an.
Der Martinofen.
Man verwendet in der Jetztzeit Oefen für Einsätze von 2—25 t,
also in ausserordentlich abweichenden Grössen. Je grösser der Ofen
ist, desto geringer pflegt aus nahe liegenden Gründen der Brennstoff-
verbrauch zur Darstellung einer bestimmten Menge Eisen zu sein, und
desto länger kann er im Betriebe erhalten werden, ohne einer Erneue-
rung der dem Feuer ausgesetzten Theile zu bedürfen; aber desto
schwieriger wird auch die Bedienung des Ofens, insbesondere die Er-
zielung eines gleichförmigen Erzeugnisses. Eine Grösse des Ofens für
einen Einsatz von etwa 8 t berechnet pflegt man daher in der Jetzt-
zeit als die geeignetste zu betrachten.
Die Abbildungen Fig. 250—253 stellen die Einrichtung eines im
Jahre 1883 auf einem deutschen Eisenwerke nach englischem Vorbilde
erbauten Martinofens für 7.5 t Einsatz mit Siemensfeuerung dar.
Die Einrichtung der Gaszuführung und der Regeneratoren ist im
Wesentlichen die nämliche wie bei allen Siemensöfen (vergl. S. 116).
Die Regeneratoren A A für das Gas haben je 8.56 cbm, die Regenera-
toren B B für Luft je 12.48 cbm Inhalt. Aus den Gasgeneratoren führen
je zwei Kanäle a, aus den Luftregeneratoren je drei Kanäle b nach
dem Verbrennungsraume. Fig. 253 zeigt die Anordnung dieser Kanäle
neben einander, Fig. 250 die Art und Weise, wie Luft und Gas
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 859. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/939>, abgerufen am 21.11.2024.
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