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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Allgemeines. Die älteren Rennarbeiten.
bleibt, d. h. wenn ein grösserer Theil des Eisens verschlackt wird.
Es entsteht also stets bei diesen Processen eine eisenreiche Schlacke;
die Verschlackung des Eisens aber ist gleichbedeutend mit einem Eisen-
verluste, dessen Bedeutung um so schwerer wiegt, je höher die Erze
im Preise stehen.

Aehnliche Schwierigkeiten zeigen sich, wenn man die Reduction,
statt durch Kohle, durch Kohlenoxyd in einer niedrigeren Temperatur,
als zum Schmelzen der Schlacke nothwendig ist, bewirkt und soge-
nannten Eisenschwamm darstellt. Die Gangarten bleiben hier natürlich
dem reducirten Eisen beigemengt und vor allen Dingen ist deshalb die
Anwendung möglichst reiner Erze erforderlich. Eine vollständige Re-
duction aber ist auch hier kaum möglich, ohne dass Kohle aus dem
Kohlenoxyd sich ablagert und von dem Eisen aufgenommen wird (vergl.
S. 230), und erfahrungsmässig bleibt deshalb ein Theil der Erze unvoll-
ständig reducirt; endlich kommt noch hinzu, dass das solcherart redu-
cirte Eisen seiner lockeren Beschaffenheit halber sehr leicht oxydirbar
ist, wenn es erhitzt wird, ein Umstand, welcher zu einem aber-
maligen Eisenverluste bei der erforderlichen weiteren Verarbeitung Ver-
anlassung giebt.

Ein Phosphorsäuregehalt der Erze wird bei der directen Dar-
stellung schmiedbaren Eisens weniger vollständig reducirt als im Hoch-
ofen, wie schon auf S. 245 erwähnt wurde. Dieselbe eisenreiche Schlacke,
welche die Aufnahme grösserer Mengen von Kohlenstoff durch das ent-
stehende Eisen verhindert, tritt auch der Phosphorreduction hemmend
in den Weg. Dieses Verhalten des Phosphors ist jedenfalls zum Theile
die Veranlassung dafür, dass man in einzelnen Gegenden (Nordamerika,
Finnland), wo reiche aber phosphorhaltige Erze und neben denselben
Holzkohlen zu billigen Preisen zur Verwendung stehen, noch heute
uralte Processe zur directen Darstellung schmiedbaren Eisens in Be-
nutzung findet. Man erzeugt hierbei ein verhältnissmässig phosphor-
armes schmiedbares Eisen, welches, solange Holzkohlen das Brenn-
material bilden, in dieser Qualität durch einen Frischprocess kaum zu
erlangen sein, vielleicht auch kostspieliger ausfallen würde.

Trotz jener unverkennbaren Schwächen der auf directe Darstellung
schmiedbaren Eisens gerichteten Methoden haben die Versuche, in loh-
nenderer Weise als bisher Schweisseisen, beziehentlich Eisenschwamm,
aus den Erzen darzustellen, nicht aufgehört. Auch den neueren hierher
gehörigen Processen lässt sich jedoch um so weniger eine Zukunft vor-
hersagen, als voraussichtlich, wie schon erwähnt wurde, das gesammte
Schweisseisen von Jahr zu Jahr durch das Flusseisen mehr verdrängt
werden wird, je grössere Vervollkommnung die für Darstellung des
letzteren bestimmten neueren Methoden erlangen.

2. Die älteren Rennarbeiten.

Unter Rennarbeit pflegt man allgemein die Darstellung schmied-
baren Eisens aus Erzen, vorzugsweise aber die älteren Methoden hier-
für, zu verstehen.

Die Art und Weise, wie man vor Jahrtausenden Eisen darstellte,
lässt sich mit ziemlicher Deutlichkeit aus den noch vorgefundenen

Allgemeines. Die älteren Rennarbeiten.
bleibt, d. h. wenn ein grösserer Theil des Eisens verschlackt wird.
Es entsteht also stets bei diesen Processen eine eisenreiche Schlacke;
die Verschlackung des Eisens aber ist gleichbedeutend mit einem Eisen-
verluste, dessen Bedeutung um so schwerer wiegt, je höher die Erze
im Preise stehen.

Aehnliche Schwierigkeiten zeigen sich, wenn man die Reduction,
statt durch Kohle, durch Kohlenoxyd in einer niedrigeren Temperatur,
als zum Schmelzen der Schlacke nothwendig ist, bewirkt und soge-
nannten Eisenschwamm darstellt. Die Gangarten bleiben hier natürlich
dem reducirten Eisen beigemengt und vor allen Dingen ist deshalb die
Anwendung möglichst reiner Erze erforderlich. Eine vollständige Re-
duction aber ist auch hier kaum möglich, ohne dass Kohle aus dem
Kohlenoxyd sich ablagert und von dem Eisen aufgenommen wird (vergl.
S. 230), und erfahrungsmässig bleibt deshalb ein Theil der Erze unvoll-
ständig reducirt; endlich kommt noch hinzu, dass das solcherart redu-
cirte Eisen seiner lockeren Beschaffenheit halber sehr leicht oxydirbar
ist, wenn es erhitzt wird, ein Umstand, welcher zu einem aber-
maligen Eisenverluste bei der erforderlichen weiteren Verarbeitung Ver-
anlassung giebt.

Ein Phosphorsäuregehalt der Erze wird bei der directen Dar-
stellung schmiedbaren Eisens weniger vollständig reducirt als im Hoch-
ofen, wie schon auf S. 245 erwähnt wurde. Dieselbe eisenreiche Schlacke,
welche die Aufnahme grösserer Mengen von Kohlenstoff durch das ent-
stehende Eisen verhindert, tritt auch der Phosphorreduction hemmend
in den Weg. Dieses Verhalten des Phosphors ist jedenfalls zum Theile
die Veranlassung dafür, dass man in einzelnen Gegenden (Nordamerika,
Finnland), wo reiche aber phosphorhaltige Erze und neben denselben
Holzkohlen zu billigen Preisen zur Verwendung stehen, noch heute
uralte Processe zur directen Darstellung schmiedbaren Eisens in Be-
nutzung findet. Man erzeugt hierbei ein verhältnissmässig phosphor-
armes schmiedbares Eisen, welches, solange Holzkohlen das Brenn-
material bilden, in dieser Qualität durch einen Frischprocess kaum zu
erlangen sein, vielleicht auch kostspieliger ausfallen würde.

Trotz jener unverkennbaren Schwächen der auf directe Darstellung
schmiedbaren Eisens gerichteten Methoden haben die Versuche, in loh-
nenderer Weise als bisher Schweisseisen, beziehentlich Eisenschwamm,
aus den Erzen darzustellen, nicht aufgehört. Auch den neueren hierher
gehörigen Processen lässt sich jedoch um so weniger eine Zukunft vor-
hersagen, als voraussichtlich, wie schon erwähnt wurde, das gesammte
Schweisseisen von Jahr zu Jahr durch das Flusseisen mehr verdrängt
werden wird, je grössere Vervollkommnung die für Darstellung des
letzteren bestimmten neueren Methoden erlangen.

2. Die älteren Rennarbeiten.

Unter Rennarbeit pflegt man allgemein die Darstellung schmied-
baren Eisens aus Erzen, vorzugsweise aber die älteren Methoden hier-
für, zu verstehen.

Die Art und Weise, wie man vor Jahrtausenden Eisen darstellte,
lässt sich mit ziemlicher Deutlichkeit aus den noch vorgefundenen

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[743/0815] Allgemeines. Die älteren Rennarbeiten. bleibt, d. h. wenn ein grösserer Theil des Eisens verschlackt wird. Es entsteht also stets bei diesen Processen eine eisenreiche Schlacke; die Verschlackung des Eisens aber ist gleichbedeutend mit einem Eisen- verluste, dessen Bedeutung um so schwerer wiegt, je höher die Erze im Preise stehen. Aehnliche Schwierigkeiten zeigen sich, wenn man die Reduction, statt durch Kohle, durch Kohlenoxyd in einer niedrigeren Temperatur, als zum Schmelzen der Schlacke nothwendig ist, bewirkt und soge- nannten Eisenschwamm darstellt. Die Gangarten bleiben hier natürlich dem reducirten Eisen beigemengt und vor allen Dingen ist deshalb die Anwendung möglichst reiner Erze erforderlich. Eine vollständige Re- duction aber ist auch hier kaum möglich, ohne dass Kohle aus dem Kohlenoxyd sich ablagert und von dem Eisen aufgenommen wird (vergl. S. 230), und erfahrungsmässig bleibt deshalb ein Theil der Erze unvoll- ständig reducirt; endlich kommt noch hinzu, dass das solcherart redu- cirte Eisen seiner lockeren Beschaffenheit halber sehr leicht oxydirbar ist, wenn es erhitzt wird, ein Umstand, welcher zu einem aber- maligen Eisenverluste bei der erforderlichen weiteren Verarbeitung Ver- anlassung giebt. Ein Phosphorsäuregehalt der Erze wird bei der directen Dar- stellung schmiedbaren Eisens weniger vollständig reducirt als im Hoch- ofen, wie schon auf S. 245 erwähnt wurde. Dieselbe eisenreiche Schlacke, welche die Aufnahme grösserer Mengen von Kohlenstoff durch das ent- stehende Eisen verhindert, tritt auch der Phosphorreduction hemmend in den Weg. Dieses Verhalten des Phosphors ist jedenfalls zum Theile die Veranlassung dafür, dass man in einzelnen Gegenden (Nordamerika, Finnland), wo reiche aber phosphorhaltige Erze und neben denselben Holzkohlen zu billigen Preisen zur Verwendung stehen, noch heute uralte Processe zur directen Darstellung schmiedbaren Eisens in Be- nutzung findet. Man erzeugt hierbei ein verhältnissmässig phosphor- armes schmiedbares Eisen, welches, solange Holzkohlen das Brenn- material bilden, in dieser Qualität durch einen Frischprocess kaum zu erlangen sein, vielleicht auch kostspieliger ausfallen würde. Trotz jener unverkennbaren Schwächen der auf directe Darstellung schmiedbaren Eisens gerichteten Methoden haben die Versuche, in loh- nenderer Weise als bisher Schweisseisen, beziehentlich Eisenschwamm, aus den Erzen darzustellen, nicht aufgehört. Auch den neueren hierher gehörigen Processen lässt sich jedoch um so weniger eine Zukunft vor- hersagen, als voraussichtlich, wie schon erwähnt wurde, das gesammte Schweisseisen von Jahr zu Jahr durch das Flusseisen mehr verdrängt werden wird, je grössere Vervollkommnung die für Darstellung des letzteren bestimmten neueren Methoden erlangen. 2. Die älteren Rennarbeiten. Unter Rennarbeit pflegt man allgemein die Darstellung schmied- baren Eisens aus Erzen, vorzugsweise aber die älteren Methoden hier- für, zu verstehen. Die Art und Weise, wie man vor Jahrtausenden Eisen darstellte, lässt sich mit ziemlicher Deutlichkeit aus den noch vorgefundenen

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 743. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/815>, abgerufen am 22.12.2024.