Diese, für die gesammte Metallurgie höchst wichtigen Brennstoffe treten in den oberen primären und unteren secundären Erdformationen, vorwiegend aber in der nach ihnen benannten Steinkohlenformation in oft mächtigen Flötzen auf, die sich, wie z. B. in Nordamerika, über Hunderte von Quadratmeilen ausdehnen und nicht selten mehr als 15 m Mächtigkeit erreichen.
Von den ihnen an Alter nachstehenden Braunkohlen unterscheiden sie sich äusserlich durch ihre schwarze Farbe (nur wenige Braunkohlen- arten besitzen ebenfalls eine so dunkle Farbe), schwarzes Strichpulver, grösseres specifisches Gewicht, beim Erhitzen durch einen erheblich grösseren Destillationsrückstand. Die Textur des Holzes, aus dem be- kanntlich auch die Steinkohlen ursprünglich entstanden, ist nicht mehr erkennbar.
Unter sich aber zerfallen die Steinkohlen wieder in eine Reihe verschiedener Arten, welche in physikalischer wie in chemischer Hinsicht ganz erhebliche Unterscheidungsmerkmale besitzen. Verfolgt man diese Arten von denjenigen an, welche in ihrer Beschaffenheit den Braun- kohlen am nächsten stehen, bis zu den Anthraciten hin, welche ihnen am wenigsten ähnlich sind, in der Reihenfolge, wie sie unten gegeben ist, so sieht man eine stete Zunahme des Kohlenstoffgehaltes unter ent- sprechender Abnahme des Wasser- und Sauerstoffgehaltes; infolge davon wird der Rückstand beim Erhitzen immer beträchtlicher 1), die Ent- zündlichkeit geringer, die Flamme beim Verbrennen, welche durch ent- weichende und verbrennende Kohlenwasserstoffe wie durch Kohlenoxyd gebildet wird, immer kleiner, aber die Wärmeleistung des Brennstoffes grösser, und erst bei der kohlenstoffreichsten Sorte, dem Anthracit, tritt wieder eine Verringerung der letzteren ein. Eine eigenthümliche und für viele Verwendungen wichtige Eigenschaft zeigen die mittleren Glieder der Reihe: sie nehmen beim Erhitzen eine klebrige, teigartige Beschaffen- heit an, sie backen. Sowohl denjenigen Arten, welche den Braun- kohlen nahe stehen, als auch den anthracitartigen fehlt diese Eigenschaft; den ersteren wegen eines zu reichlichen Sauerstoffgehaltes, den letzteren wegen zu beträchtlichen Kohlenstoffgehaltes.
Die chemische Zusammensetzung · der reinen Steinkohlenmasse sämmtlicher Steinkohlen bewegt sich innerhalb folgender Grenzen:
Kohlenstoff 75--93
Wasserstoff 6-- 4
Sauerstoff und Stickstoff 19-- 3.
Der Destillationsrückstand beträgt 50--90 Proc., die Menge der entweichenden flüchtigen Erzeugnisse demnach 50--10 Proc.
1) Beachtenswerth ist jedoch, dass zwei Kohlen von annähernd gleicher chemischer Zusammensetzung doch bei der Destillation einen verschieden grossen Rückstand an Kohle hinterlassen können, ein Umstand, der sich durch Verschiedenheit in der molekularen Anordnung recht wohl erklären lässt; und die Grösse dieses Destillations- rückstandes kennzeichnet gewöhnlich schärfer das übrige Verhalten der Kohle als die eigentliche chemische Zusammensetzung.
Die Brennstoffe.
6. Die Steinkohle und der Anthracit.
Diese, für die gesammte Metallurgie höchst wichtigen Brennstoffe treten in den oberen primären und unteren secundären Erdformationen, vorwiegend aber in der nach ihnen benannten Steinkohlenformation in oft mächtigen Flötzen auf, die sich, wie z. B. in Nordamerika, über Hunderte von Quadratmeilen ausdehnen und nicht selten mehr als 15 m Mächtigkeit erreichen.
Von den ihnen an Alter nachstehenden Braunkohlen unterscheiden sie sich äusserlich durch ihre schwarze Farbe (nur wenige Braunkohlen- arten besitzen ebenfalls eine so dunkle Farbe), schwarzes Strichpulver, grösseres specifisches Gewicht, beim Erhitzen durch einen erheblich grösseren Destillationsrückstand. Die Textur des Holzes, aus dem be- kanntlich auch die Steinkohlen ursprünglich entstanden, ist nicht mehr erkennbar.
Unter sich aber zerfallen die Steinkohlen wieder in eine Reihe verschiedener Arten, welche in physikalischer wie in chemischer Hinsicht ganz erhebliche Unterscheidungsmerkmale besitzen. Verfolgt man diese Arten von denjenigen an, welche in ihrer Beschaffenheit den Braun- kohlen am nächsten stehen, bis zu den Anthraciten hin, welche ihnen am wenigsten ähnlich sind, in der Reihenfolge, wie sie unten gegeben ist, so sieht man eine stete Zunahme des Kohlenstoffgehaltes unter ent- sprechender Abnahme des Wasser- und Sauerstoffgehaltes; infolge davon wird der Rückstand beim Erhitzen immer beträchtlicher 1), die Ent- zündlichkeit geringer, die Flamme beim Verbrennen, welche durch ent- weichende und verbrennende Kohlenwasserstoffe wie durch Kohlenoxyd gebildet wird, immer kleiner, aber die Wärmeleistung des Brennstoffes grösser, und erst bei der kohlenstoffreichsten Sorte, dem Anthracit, tritt wieder eine Verringerung der letzteren ein. Eine eigenthümliche und für viele Verwendungen wichtige Eigenschaft zeigen die mittleren Glieder der Reihe: sie nehmen beim Erhitzen eine klebrige, teigartige Beschaffen- heit an, sie backen. Sowohl denjenigen Arten, welche den Braun- kohlen nahe stehen, als auch den anthracitartigen fehlt diese Eigenschaft; den ersteren wegen eines zu reichlichen Sauerstoffgehaltes, den letzteren wegen zu beträchtlichen Kohlenstoffgehaltes.
Die chemische Zusammensetzung · der reinen Steinkohlenmasse sämmtlicher Steinkohlen bewegt sich innerhalb folgender Grenzen:
Kohlenstoff 75—93
Wasserstoff 6— 4
Sauerstoff und Stickstoff 19— 3.
Der Destillationsrückstand beträgt 50—90 Proc., die Menge der entweichenden flüchtigen Erzeugnisse demnach 50—10 Proc.
1) Beachtenswerth ist jedoch, dass zwei Kohlen von annähernd gleicher chemischer Zusammensetzung doch bei der Destillation einen verschieden grossen Rückstand an Kohle hinterlassen können, ein Umstand, der sich durch Verschiedenheit in der molekularen Anordnung recht wohl erklären lässt; und die Grösse dieses Destillations- rückstandes kennzeichnet gewöhnlich schärfer das übrige Verhalten der Kohle als die eigentliche chemische Zusammensetzung.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0070"n="42"/><fwplace="top"type="header">Die Brennstoffe.</fw><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">6. Die Steinkohle und der Anthracit.</hi></head><lb/><p>Diese, für die gesammte Metallurgie höchst wichtigen Brennstoffe<lb/>
treten in den oberen primären und unteren secundären Erdformationen,<lb/>
vorwiegend aber in der nach ihnen benannten Steinkohlenformation in<lb/>
oft mächtigen Flötzen auf, die sich, wie z. B. in Nordamerika, über<lb/>
Hunderte von Quadratmeilen ausdehnen und nicht selten mehr als 15 m<lb/>
Mächtigkeit erreichen.</p><lb/><p>Von den ihnen an Alter nachstehenden Braunkohlen unterscheiden<lb/>
sie sich äusserlich durch ihre schwarze Farbe (nur wenige Braunkohlen-<lb/>
arten besitzen ebenfalls eine so dunkle Farbe), schwarzes Strichpulver,<lb/>
grösseres specifisches Gewicht, beim Erhitzen durch einen erheblich<lb/>
grösseren Destillationsrückstand. Die Textur des Holzes, aus dem be-<lb/>
kanntlich auch die Steinkohlen ursprünglich entstanden, ist nicht mehr<lb/>
erkennbar.</p><lb/><p>Unter sich aber zerfallen die Steinkohlen wieder in eine Reihe<lb/>
verschiedener Arten, welche in physikalischer wie in chemischer Hinsicht<lb/>
ganz erhebliche Unterscheidungsmerkmale besitzen. Verfolgt man diese<lb/>
Arten von denjenigen an, welche in ihrer Beschaffenheit den Braun-<lb/>
kohlen am nächsten stehen, bis zu den Anthraciten hin, welche ihnen<lb/>
am wenigsten ähnlich sind, in der Reihenfolge, wie sie unten gegeben<lb/>
ist, so sieht man eine stete Zunahme des Kohlenstoffgehaltes unter ent-<lb/>
sprechender Abnahme des Wasser- und Sauerstoffgehaltes; infolge davon<lb/>
wird der Rückstand beim Erhitzen immer beträchtlicher <noteplace="foot"n="1)">Beachtenswerth ist jedoch, dass zwei Kohlen von annähernd gleicher chemischer<lb/>
Zusammensetzung doch bei der Destillation einen verschieden grossen Rückstand an<lb/>
Kohle hinterlassen können, ein Umstand, der sich durch Verschiedenheit in der<lb/>
molekularen Anordnung recht wohl erklären lässt; und die Grösse dieses Destillations-<lb/>
rückstandes kennzeichnet gewöhnlich schärfer das übrige Verhalten der Kohle als die<lb/>
eigentliche chemische Zusammensetzung.</note>, die Ent-<lb/>
zündlichkeit geringer, die Flamme beim Verbrennen, welche durch ent-<lb/>
weichende und verbrennende Kohlenwasserstoffe wie durch Kohlenoxyd<lb/>
gebildet wird, immer kleiner, aber die Wärmeleistung des Brennstoffes<lb/>
grösser, und erst bei der kohlenstoffreichsten Sorte, dem Anthracit, tritt<lb/>
wieder eine Verringerung der letzteren ein. Eine eigenthümliche und<lb/>
für viele Verwendungen wichtige Eigenschaft zeigen die mittleren Glieder<lb/>
der Reihe: sie nehmen beim Erhitzen eine klebrige, teigartige Beschaffen-<lb/>
heit an, sie <hirendition="#g">backen</hi>. Sowohl denjenigen Arten, welche den Braun-<lb/>
kohlen nahe stehen, als auch den anthracitartigen fehlt diese Eigenschaft;<lb/>
den ersteren wegen eines zu reichlichen Sauerstoffgehaltes, den letzteren<lb/>
wegen zu beträchtlichen Kohlenstoffgehaltes.</p><lb/><p>Die chemische Zusammensetzung · der reinen Steinkohlenmasse<lb/>
sämmtlicher Steinkohlen bewegt sich innerhalb folgender Grenzen:</p><lb/><list><item>Kohlenstoff <spacedim="horizontal"/> 75—93</item><lb/><item>Wasserstoff <spacedim="horizontal"/> 6— 4</item><lb/><item>Sauerstoff und Stickstoff <spacedim="horizontal"/> 19— 3.</item></list><lb/><p>Der Destillationsrückstand beträgt 50—90 Proc., die Menge der<lb/>
entweichenden flüchtigen Erzeugnisse demnach 50—10 Proc.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[42/0070]
Die Brennstoffe.
6. Die Steinkohle und der Anthracit.
Diese, für die gesammte Metallurgie höchst wichtigen Brennstoffe
treten in den oberen primären und unteren secundären Erdformationen,
vorwiegend aber in der nach ihnen benannten Steinkohlenformation in
oft mächtigen Flötzen auf, die sich, wie z. B. in Nordamerika, über
Hunderte von Quadratmeilen ausdehnen und nicht selten mehr als 15 m
Mächtigkeit erreichen.
Von den ihnen an Alter nachstehenden Braunkohlen unterscheiden
sie sich äusserlich durch ihre schwarze Farbe (nur wenige Braunkohlen-
arten besitzen ebenfalls eine so dunkle Farbe), schwarzes Strichpulver,
grösseres specifisches Gewicht, beim Erhitzen durch einen erheblich
grösseren Destillationsrückstand. Die Textur des Holzes, aus dem be-
kanntlich auch die Steinkohlen ursprünglich entstanden, ist nicht mehr
erkennbar.
Unter sich aber zerfallen die Steinkohlen wieder in eine Reihe
verschiedener Arten, welche in physikalischer wie in chemischer Hinsicht
ganz erhebliche Unterscheidungsmerkmale besitzen. Verfolgt man diese
Arten von denjenigen an, welche in ihrer Beschaffenheit den Braun-
kohlen am nächsten stehen, bis zu den Anthraciten hin, welche ihnen
am wenigsten ähnlich sind, in der Reihenfolge, wie sie unten gegeben
ist, so sieht man eine stete Zunahme des Kohlenstoffgehaltes unter ent-
sprechender Abnahme des Wasser- und Sauerstoffgehaltes; infolge davon
wird der Rückstand beim Erhitzen immer beträchtlicher 1), die Ent-
zündlichkeit geringer, die Flamme beim Verbrennen, welche durch ent-
weichende und verbrennende Kohlenwasserstoffe wie durch Kohlenoxyd
gebildet wird, immer kleiner, aber die Wärmeleistung des Brennstoffes
grösser, und erst bei der kohlenstoffreichsten Sorte, dem Anthracit, tritt
wieder eine Verringerung der letzteren ein. Eine eigenthümliche und
für viele Verwendungen wichtige Eigenschaft zeigen die mittleren Glieder
der Reihe: sie nehmen beim Erhitzen eine klebrige, teigartige Beschaffen-
heit an, sie backen. Sowohl denjenigen Arten, welche den Braun-
kohlen nahe stehen, als auch den anthracitartigen fehlt diese Eigenschaft;
den ersteren wegen eines zu reichlichen Sauerstoffgehaltes, den letzteren
wegen zu beträchtlichen Kohlenstoffgehaltes.
Die chemische Zusammensetzung · der reinen Steinkohlenmasse
sämmtlicher Steinkohlen bewegt sich innerhalb folgender Grenzen:
Kohlenstoff 75—93
Wasserstoff 6— 4
Sauerstoff und Stickstoff 19— 3.
Der Destillationsrückstand beträgt 50—90 Proc., die Menge der
entweichenden flüchtigen Erzeugnisse demnach 50—10 Proc.
1) Beachtenswerth ist jedoch, dass zwei Kohlen von annähernd gleicher chemischer
Zusammensetzung doch bei der Destillation einen verschieden grossen Rückstand an
Kohle hinterlassen können, ein Umstand, der sich durch Verschiedenheit in der
molekularen Anordnung recht wohl erklären lässt; und die Grösse dieses Destillations-
rückstandes kennzeichnet gewöhnlich schärfer das übrige Verhalten der Kohle als die
eigentliche chemische Zusammensetzung.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/70>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.