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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Der Hochofenbetrieb.
ganz oder theilweise durch Braunkohle zu ersetzen, wurde schon früher
gedacht.

Verschiedene Kokshochöfen sind im Laufe der siebenziger Jahre
erbaut worden; aber sie sind gezwungen, ihre Koks aus ziemlich
weiten Entfernungen zu beziehen (Mähren, England), wodurch deren
Preis natürlich sich entsprechend vertheuert (Hochöfen bei Wien, zu
Prävali in Kärnten, Zeltweg in Steiermark zu Schwechat).1)

Auch in Ungarn verhindert der Mangel an geeigneten Stein-
kohlen für den Hochofenprocess wie an billigen Verkehrsmitteln ein
lebhafteres Aufblühen des Hochofenbetriebes. Erze, und zwar theil-
weise vorzügliche Erze, sind in einzelnen Gegenden in grosser Mächtig-
keit und Ausdehnung vorhanden. Spatheisensteine liefern das Zipser,
Abaujer, Tornaer, Sohler, Liptauer und Szörenyer Comitat, und die
Lagerstöcke dieser Erze erreichen an einzelnen Stellen eine Mächtig-
keit von mehr als 36 m (Dobschauer Erzberg). Brauneisenerze treten
theils neben diesen Spatheisensteinen als Zersetzungsgebilde derselben,
theils selbstständig auf; der Gömörer Erzberg bei Röcze, aus mulmigen
oder lockeren Brauneisenerzen bestehend, ist in einer Erstreckung von
41/2 km und in einer Mächtigkeit von 4--37 m aufgeschlossen; von
noch grösserer Bedeutung ist der Erzberg im Hunyader Comitate,
dessen Haupterzlager bei Gyalar eine Mächtigkeit von 100 m erreicht,
während die Gliederungen dieses Eisensteinzuges auf mehr als 30 km
Erstreckung bekannt sind. Neben den Brauneisenerzen liefert dieser
Erzberg auch Rotheisensteine. An anderen Orten findet sich Magnet-
eisenstein in mächtigen Stöcken (Reschitza) und Eisenglanz. Von den
68 Hochöfen Ungarns werden 64 ausschliesslich mit Holzkohlen, einer
zur Hälfte mit Holzkohlen und Koks (Theissholz), einer mit Steinkohlen
und Koks (Kalan) und einer mit Koks allein (Reschitza) betrieben.

Die Erze aber werden, sofern ihre Lage die Abfuhr ermöglicht,
nicht selten auf auswärtigen Werken verarbeitet. Oberschlesische Hoch-
öfen setzen ihren eigenen Erzen ungarische Spatheisensteine zu, wenn
sie phosphorreinere Roheisensorten darstellen wollen; grosse Mengen
Braun- und Rotheisenerze bezieht alljährlich das Eisenwerk Witkowitz
in Mähren aus einem vom Staate gepachteten Erzrevier im Borsoder
Comitate; auch Eisenwerke in Oesterreichisch-Schlesien besitzen Spath-
eisensteingruben im Zipser Comitate und beziehen von dort den grössten
Theil ihres Erzbedarfes.

Russland.

Jenes Hemmniss für das lebhafte Aufblühen der Eisenindustrie in
manchen anderen erzreichen Ländern, die grossen Entfernungen zwischen
der Lagerstätte der Erze und derjenigen mineralischer Brennstoffe, be-
ziehentlich auch zwischen dem Erzeugungsorte des Roheisens und dem
Verbrauchsorte desselben bei beschränkten Verkehrsmitteln, zeigt in
Russland noch deutlicher als in den zuletzt besprochenen Ländern seinen

1) Eine ausführliche Darstellung sämmtlicher Verhältnisse des Hochofenbetriebes
in Steiermark und Kärnten findet der Leser in der unter Literatur aufgeführten,
schon früher mehrfach erwähnten Abhandlung von M. E. Gruner.

Der Hochofenbetrieb.
ganz oder theilweise durch Braunkohle zu ersetzen, wurde schon früher
gedacht.

Verschiedene Kokshochöfen sind im Laufe der siebenziger Jahre
erbaut worden; aber sie sind gezwungen, ihre Koks aus ziemlich
weiten Entfernungen zu beziehen (Mähren, England), wodurch deren
Preis natürlich sich entsprechend vertheuert (Hochöfen bei Wien, zu
Prävali in Kärnten, Zeltweg in Steiermark zu Schwechat).1)

Auch in Ungarn verhindert der Mangel an geeigneten Stein-
kohlen für den Hochofenprocess wie an billigen Verkehrsmitteln ein
lebhafteres Aufblühen des Hochofenbetriebes. Erze, und zwar theil-
weise vorzügliche Erze, sind in einzelnen Gegenden in grosser Mächtig-
keit und Ausdehnung vorhanden. Spatheisensteine liefern das Zipser,
Abaújer, Tornaer, Sohler, Liptauer und Szörényer Comitat, und die
Lagerstöcke dieser Erze erreichen an einzelnen Stellen eine Mächtig-
keit von mehr als 36 m (Dobschauer Erzberg). Brauneisenerze treten
theils neben diesen Spatheisensteinen als Zersetzungsgebilde derselben,
theils selbstständig auf; der Gömörer Erzberg bei Röcze, aus mulmigen
oder lockeren Brauneisenerzen bestehend, ist in einer Erstreckung von
4½ km und in einer Mächtigkeit von 4—37 m aufgeschlossen; von
noch grösserer Bedeutung ist der Erzberg im Hunyader Comitate,
dessen Haupterzlager bei Gyalár eine Mächtigkeit von 100 m erreicht,
während die Gliederungen dieses Eisensteinzuges auf mehr als 30 km
Erstreckung bekannt sind. Neben den Brauneisenerzen liefert dieser
Erzberg auch Rotheisensteine. An anderen Orten findet sich Magnet-
eisenstein in mächtigen Stöcken (Reschitza) und Eisenglanz. Von den
68 Hochöfen Ungarns werden 64 ausschliesslich mit Holzkohlen, einer
zur Hälfte mit Holzkohlen und Koks (Theissholz), einer mit Steinkohlen
und Koks (Kalán) und einer mit Koks allein (Reschitza) betrieben.

Die Erze aber werden, sofern ihre Lage die Abfuhr ermöglicht,
nicht selten auf auswärtigen Werken verarbeitet. Oberschlesische Hoch-
öfen setzen ihren eigenen Erzen ungarische Spatheisensteine zu, wenn
sie phosphorreinere Roheisensorten darstellen wollen; grosse Mengen
Braun- und Rotheisenerze bezieht alljährlich das Eisenwerk Witkowitz
in Mähren aus einem vom Staate gepachteten Erzrevier im Borsoder
Comitate; auch Eisenwerke in Oesterreichisch-Schlesien besitzen Spath-
eisensteingruben im Zipser Comitate und beziehen von dort den grössten
Theil ihres Erzbedarfes.

Russland.

Jenes Hemmniss für das lebhafte Aufblühen der Eisenindustrie in
manchen anderen erzreichen Ländern, die grossen Entfernungen zwischen
der Lagerstätte der Erze und derjenigen mineralischer Brennstoffe, be-
ziehentlich auch zwischen dem Erzeugungsorte des Roheisens und dem
Verbrauchsorte desselben bei beschränkten Verkehrsmitteln, zeigt in
Russland noch deutlicher als in den zuletzt besprochenen Ländern seinen

1) Eine ausführliche Darstellung sämmtlicher Verhältnisse des Hochofenbetriebes
in Steiermark und Kärnten findet der Leser in der unter Literatur aufgeführten,
schon früher mehrfach erwähnten Abhandlung von M. E. Gruner.
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[578/0638] Der Hochofenbetrieb. ganz oder theilweise durch Braunkohle zu ersetzen, wurde schon früher gedacht. Verschiedene Kokshochöfen sind im Laufe der siebenziger Jahre erbaut worden; aber sie sind gezwungen, ihre Koks aus ziemlich weiten Entfernungen zu beziehen (Mähren, England), wodurch deren Preis natürlich sich entsprechend vertheuert (Hochöfen bei Wien, zu Prävali in Kärnten, Zeltweg in Steiermark zu Schwechat). 1) Auch in Ungarn verhindert der Mangel an geeigneten Stein- kohlen für den Hochofenprocess wie an billigen Verkehrsmitteln ein lebhafteres Aufblühen des Hochofenbetriebes. Erze, und zwar theil- weise vorzügliche Erze, sind in einzelnen Gegenden in grosser Mächtig- keit und Ausdehnung vorhanden. Spatheisensteine liefern das Zipser, Abaújer, Tornaer, Sohler, Liptauer und Szörényer Comitat, und die Lagerstöcke dieser Erze erreichen an einzelnen Stellen eine Mächtig- keit von mehr als 36 m (Dobschauer Erzberg). Brauneisenerze treten theils neben diesen Spatheisensteinen als Zersetzungsgebilde derselben, theils selbstständig auf; der Gömörer Erzberg bei Röcze, aus mulmigen oder lockeren Brauneisenerzen bestehend, ist in einer Erstreckung von 4½ km und in einer Mächtigkeit von 4—37 m aufgeschlossen; von noch grösserer Bedeutung ist der Erzberg im Hunyader Comitate, dessen Haupterzlager bei Gyalár eine Mächtigkeit von 100 m erreicht, während die Gliederungen dieses Eisensteinzuges auf mehr als 30 km Erstreckung bekannt sind. Neben den Brauneisenerzen liefert dieser Erzberg auch Rotheisensteine. An anderen Orten findet sich Magnet- eisenstein in mächtigen Stöcken (Reschitza) und Eisenglanz. Von den 68 Hochöfen Ungarns werden 64 ausschliesslich mit Holzkohlen, einer zur Hälfte mit Holzkohlen und Koks (Theissholz), einer mit Steinkohlen und Koks (Kalán) und einer mit Koks allein (Reschitza) betrieben. Die Erze aber werden, sofern ihre Lage die Abfuhr ermöglicht, nicht selten auf auswärtigen Werken verarbeitet. Oberschlesische Hoch- öfen setzen ihren eigenen Erzen ungarische Spatheisensteine zu, wenn sie phosphorreinere Roheisensorten darstellen wollen; grosse Mengen Braun- und Rotheisenerze bezieht alljährlich das Eisenwerk Witkowitz in Mähren aus einem vom Staate gepachteten Erzrevier im Borsoder Comitate; auch Eisenwerke in Oesterreichisch-Schlesien besitzen Spath- eisensteingruben im Zipser Comitate und beziehen von dort den grössten Theil ihres Erzbedarfes. Russland. Jenes Hemmniss für das lebhafte Aufblühen der Eisenindustrie in manchen anderen erzreichen Ländern, die grossen Entfernungen zwischen der Lagerstätte der Erze und derjenigen mineralischer Brennstoffe, be- ziehentlich auch zwischen dem Erzeugungsorte des Roheisens und dem Verbrauchsorte desselben bei beschränkten Verkehrsmitteln, zeigt in Russland noch deutlicher als in den zuletzt besprochenen Ländern seinen 1) Eine ausführliche Darstellung sämmtlicher Verhältnisse des Hochofenbetriebes in Steiermark und Kärnten findet der Leser in der unter Literatur aufgeführten, schon früher mehrfach erwähnten Abhandlung von M. E. Gruner.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/638>, abgerufen am 22.12.2024.