Lothringens und Luxemburgs setzen sich bis nach Belgien hinein fort; Roth- und Brauneisenerze, theils oolithisch, theils erdig finden sich in Lagern von mitunter 3 m Mächtigkeit im Gebiete der Maas und nörd- lich von Namur bis Ligny. Steinkohlen liefert das auch im Nordosten Frankreichs auftretende oben erwähnte Steinkohlenbecken, welches als verhältnissmässig schmaler Streifen vom Nordabfalle der Ardennen das Maasthal entlang über Namur, Lüttich quer durch ganz Belgien hin- durch bis nach Rheinpreussen hinein sich erstreckt. In diesem Land- striche, wo Erze und Kohlen nahe bei einander liegen, wo ein Netz zahlreicher Eisenbahnen und schiffbarer Gewässer den Verkehr mit dem Binnenlande wie mit dem nahen Meere ausserordentlich erleichtert, finden sich die wichtigsten Eisenwerke Belgiens (Seraing, Ougree, Espe- rance, Tilleur-Sclessin, sämmtlich bei Lüttich, weiter südwestlich bei Charleroy Providence, Monceau u. a. m.). Man erzeugt theils weisses Roheisen für den Puddelprocess aus den phosphorhaltigeren Erzen, theils, unter Mitbenutzung ausländischer reiner Erze, Bessemerroheisen.
Oesterreich-Ungarn.
Oesterreich und Ungarn besitzen zwar einzelne, durch Mächtigkeit wie durch Reinheit von Phosphor ausgezeichnete Erzvorkommnisse; selten dagegen und meistens weit von den Erzlagern entfernt treten mineralische Brennstoffe auf, welche mit Vortheil für den Hochofen- betrieb benutzt werden könnten. Diese Schwierigkeiten werden durch die Lage der genannten Länder und die theilweise noch beschränkten Verkehrsverhältnisse erhöht; so erklärt es sich leicht, dass, obgleich Oesterreichs Eisenerzeugnisse ihrer Qualität nach zu den vorzüglichsten der Erde gehören und die Einrichtungen einzelner österreichischer Werke das Interesse aller Fachleute verdienen, doch die Eisenindustrie Oesterreich-Ungarns hinsichtlich der Menge des erzeugten Eisens, ins- besondere Roheisens, selbst dem kleinen Belgien nachsteht.
In Böhmen in der Nähe von Prag und Komorau finden sich ziemlich mächtige Lager von körnigen Roth- und Brauneisenerzen, welche auf verschiedenen Werken theils mit Holzkohlen theils mit Koks (aus dem böhmischen Steinkohlenbecken) verhüttet werden (Adel- bertshütte bei Kladno).
In Steiermark und Kärnten wurde schon zu der Römerzeit Eisenindustrie betrieben; die vorzüglichen Spatheisensteine der Alpen sowie die aus deren Zersetzung hervorgegangenen Braun- und Roth- eisenerze bilden noch jetzt das Material für den Betrieb zahlreicher Hochöfen. Der Mangangehalt dieser Erze und ihre Reinheit von Phosphor verweisen auf ihre Verwendung zur Darstellung der besseren Sorten Weisseisens oder auch Bessemerroheisens; weniger geeignet sind sie, wenigstens die grössere Menge derselben, für Giessereiroheisen. Bei dem Mangel brauchbarer Steinkohlen jedoch ist der Betrieb grössten- theils auf die Benutzung von Holzkohlen beschränkt, wodurch nicht allein die Erzeugungskosten gesteigert werden, sondern auch eine Ausdehnung der Roheisenerzeugung über diejenige Grenze hinaus unmöglich gemacht ist, welche durch die Menge des für die Eisen- hütten verfügbaren Holzes gesteckt ist. Der Bestrebungen, Holz
Ledebur, Handbuch. 37
Der Hochofenbetrieb in verschiedenen Ländern.
Lothringens und Luxemburgs setzen sich bis nach Belgien hinein fort; Roth- und Brauneisenerze, theils oolithisch, theils erdig finden sich in Lagern von mitunter 3 m Mächtigkeit im Gebiete der Maas und nörd- lich von Namur bis Ligny. Steinkohlen liefert das auch im Nordosten Frankreichs auftretende oben erwähnte Steinkohlenbecken, welches als verhältnissmässig schmaler Streifen vom Nordabfalle der Ardennen das Maasthal entlang über Namur, Lüttich quer durch ganz Belgien hin- durch bis nach Rheinpreussen hinein sich erstreckt. In diesem Land- striche, wo Erze und Kohlen nahe bei einander liegen, wo ein Netz zahlreicher Eisenbahnen und schiffbarer Gewässer den Verkehr mit dem Binnenlande wie mit dem nahen Meere ausserordentlich erleichtert, finden sich die wichtigsten Eisenwerke Belgiens (Seraing, Ougrée, Espé- rance, Tilleur-Sclessin, sämmtlich bei Lüttich, weiter südwestlich bei Charleroy Providence, Monceau u. a. m.). Man erzeugt theils weisses Roheisen für den Puddelprocess aus den phosphorhaltigeren Erzen, theils, unter Mitbenutzung ausländischer reiner Erze, Bessemerroheisen.
Oesterreich-Ungarn.
Oesterreich und Ungarn besitzen zwar einzelne, durch Mächtigkeit wie durch Reinheit von Phosphor ausgezeichnete Erzvorkommnisse; selten dagegen und meistens weit von den Erzlagern entfernt treten mineralische Brennstoffe auf, welche mit Vortheil für den Hochofen- betrieb benutzt werden könnten. Diese Schwierigkeiten werden durch die Lage der genannten Länder und die theilweise noch beschränkten Verkehrsverhältnisse erhöht; so erklärt es sich leicht, dass, obgleich Oesterreichs Eisenerzeugnisse ihrer Qualität nach zu den vorzüglichsten der Erde gehören und die Einrichtungen einzelner österreichischer Werke das Interesse aller Fachleute verdienen, doch die Eisenindustrie Oesterreich-Ungarns hinsichtlich der Menge des erzeugten Eisens, ins- besondere Roheisens, selbst dem kleinen Belgien nachsteht.
In Böhmen in der Nähe von Prag und Komorau finden sich ziemlich mächtige Lager von körnigen Roth- und Brauneisenerzen, welche auf verschiedenen Werken theils mit Holzkohlen theils mit Koks (aus dem böhmischen Steinkohlenbecken) verhüttet werden (Adel- bertshütte bei Kladno).
In Steiermark und Kärnten wurde schon zu der Römerzeit Eisenindustrie betrieben; die vorzüglichen Spatheisensteine der Alpen sowie die aus deren Zersetzung hervorgegangenen Braun- und Roth- eisenerze bilden noch jetzt das Material für den Betrieb zahlreicher Hochöfen. Der Mangangehalt dieser Erze und ihre Reinheit von Phosphor verweisen auf ihre Verwendung zur Darstellung der besseren Sorten Weisseisens oder auch Bessemerroheisens; weniger geeignet sind sie, wenigstens die grössere Menge derselben, für Giessereiroheisen. Bei dem Mangel brauchbarer Steinkohlen jedoch ist der Betrieb grössten- theils auf die Benutzung von Holzkohlen beschränkt, wodurch nicht allein die Erzeugungskosten gesteigert werden, sondern auch eine Ausdehnung der Roheisenerzeugung über diejenige Grenze hinaus unmöglich gemacht ist, welche durch die Menge des für die Eisen- hütten verfügbaren Holzes gesteckt ist. Der Bestrebungen, Holz
Ledebur, Handbuch. 37
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Der Hochofenbetrieb in verschiedenen Ländern.
Lothringens und Luxemburgs setzen sich bis nach Belgien hinein fort;
Roth- und Brauneisenerze, theils oolithisch, theils erdig finden sich in
Lagern von mitunter 3 m Mächtigkeit im Gebiete der Maas und nörd-
lich von Namur bis Ligny. Steinkohlen liefert das auch im Nordosten
Frankreichs auftretende oben erwähnte Steinkohlenbecken, welches als
verhältnissmässig schmaler Streifen vom Nordabfalle der Ardennen das
Maasthal entlang über Namur, Lüttich quer durch ganz Belgien hin-
durch bis nach Rheinpreussen hinein sich erstreckt. In diesem Land-
striche, wo Erze und Kohlen nahe bei einander liegen, wo ein Netz
zahlreicher Eisenbahnen und schiffbarer Gewässer den Verkehr mit dem
Binnenlande wie mit dem nahen Meere ausserordentlich erleichtert,
finden sich die wichtigsten Eisenwerke Belgiens (Seraing, Ougrée, Espé-
rance, Tilleur-Sclessin, sämmtlich bei Lüttich, weiter südwestlich bei
Charleroy Providence, Monceau u. a. m.). Man erzeugt theils weisses
Roheisen für den Puddelprocess aus den phosphorhaltigeren Erzen,
theils, unter Mitbenutzung ausländischer reiner Erze, Bessemerroheisen.
Oesterreich-Ungarn.
Oesterreich und Ungarn besitzen zwar einzelne, durch Mächtigkeit
wie durch Reinheit von Phosphor ausgezeichnete Erzvorkommnisse;
selten dagegen und meistens weit von den Erzlagern entfernt treten
mineralische Brennstoffe auf, welche mit Vortheil für den Hochofen-
betrieb benutzt werden könnten. Diese Schwierigkeiten werden durch
die Lage der genannten Länder und die theilweise noch beschränkten
Verkehrsverhältnisse erhöht; so erklärt es sich leicht, dass, obgleich
Oesterreichs Eisenerzeugnisse ihrer Qualität nach zu den vorzüglichsten
der Erde gehören und die Einrichtungen einzelner österreichischer
Werke das Interesse aller Fachleute verdienen, doch die Eisenindustrie
Oesterreich-Ungarns hinsichtlich der Menge des erzeugten Eisens, ins-
besondere Roheisens, selbst dem kleinen Belgien nachsteht.
In Böhmen in der Nähe von Prag und Komorau finden sich
ziemlich mächtige Lager von körnigen Roth- und Brauneisenerzen,
welche auf verschiedenen Werken theils mit Holzkohlen theils mit
Koks (aus dem böhmischen Steinkohlenbecken) verhüttet werden (Adel-
bertshütte bei Kladno).
In Steiermark und Kärnten wurde schon zu der Römerzeit
Eisenindustrie betrieben; die vorzüglichen Spatheisensteine der Alpen
sowie die aus deren Zersetzung hervorgegangenen Braun- und Roth-
eisenerze bilden noch jetzt das Material für den Betrieb zahlreicher
Hochöfen. Der Mangangehalt dieser Erze und ihre Reinheit von
Phosphor verweisen auf ihre Verwendung zur Darstellung der besseren
Sorten Weisseisens oder auch Bessemerroheisens; weniger geeignet sind
sie, wenigstens die grössere Menge derselben, für Giessereiroheisen. Bei
dem Mangel brauchbarer Steinkohlen jedoch ist der Betrieb grössten-
theils auf die Benutzung von Holzkohlen beschränkt, wodurch nicht
allein die Erzeugungskosten gesteigert werden, sondern auch eine
Ausdehnung der Roheisenerzeugung über diejenige Grenze hinaus
unmöglich gemacht ist, welche durch die Menge des für die Eisen-
hütten verfügbaren Holzes gesteckt ist. Der Bestrebungen, Holz
Ledebur, Handbuch. 37
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 577. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/637>, abgerufen am 22.12.2024.
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