die höheren Ziffern dagegen erhält man bei Holzkohlen aus älteren, langsam gewachsenen Hölzern und bei nicht allzu beschleunigtem Betriebe.
Gute Holzkohle ist tiefschwarz, hart, klingend, wenig abfärbend; war sie bei allzu raschem Betriebe oder bei Luftzutritt erzeugt, so ist sie mürbe, zerreiblich, abfärbend und besitzt geringen Brennwerth; Kohlen, die bei zu niedriger Temperatur gewonnen waren, also gewisser- maassen aus unvollständig verkohltem Holze bestehen, haben braune Farbe, grosse Festigkeit, brennen, wenn sie entzündet werden, mit Flamme und heissen Bränder.
Beim Lagern im Schuppen erleidet die Holzkohle theils durch Ver- krümelung, theils auch wohl durch langsame Oxydation zu Kohlensäure einen Verlust, der 5 Proc. und darüber betragen kann (Krümpfeverlust).
3. Der Torf.
Der Torf ist das noch jetzt sich bildende Erzeugniss der Zersetzung gewisser Gattungen von Pflanzen unter dem Einflusse von Luft und Wasser, wobei aus der Pflanzensubstanz Sauerstoff austritt und der Kohlenstoffgehalt sich anreichert, zugleich aber eine reichliche Wasser- menge aufgenommen wird, während die mechanische Vermengung mit zugeführten schlammigen Massen Veranlassung zu einem bedeutenden Aschengehalte giebt.
Vorzugsweise findet sich Torf in der gemässigten Zone und zwar theils in Thälern, theils auf Hochebenen. Besonders reich an Torf ist Deutschland, sowohl Nord- als Süddeutschland, wo derselbe in manchen Gegenden einen auch für metallurgische Zwecke vielfach benutzten Brennstoff bildet; auch Frankreich, Grossbritannien, Russland, Skandi- navien besitzen ausgedehnte Torflager.
Die Gewinnung des Torfes geschieht durch Hand- oder Maschinen- arbeit. Bei der ersteren wird derselbe, sofern er die genügende Festig- keit besitzt (unter Umständen nach vorausgegangener Entwässerung des Torfmoores) mit entsprechend geformten Spaten in prismatischen Stücken ausgestochen, um im Freien oder luftigen Schuppen getrocknet zu werden (Stechtorf); gestattet aber die Eigenthümlichkeit der Torfmasse eine Gewinnung in dieser Weise nicht (wegen breiiger, ungleichmässiger Be- schaffenheit), so gräbt man dieselbe aus, mischt sie in einer Grube durch Treten mit den Füssen oder Schlagen mit Werkzeugen durch einander und streicht nun entweder diesen Torfbrei in Formen, um die solcherart gewonnenen prismatischen Stücke (Torfziegel) zu trocknen (Streichtorf, Modeltorf), oder man breitet eine grössere Menge des- selben auf dem geschlichteten Torffelde aus, überlässt ihn hier einige Zeit der Trocknung, dichtet ihn hierauf durch Treten oder Schlagen und schneidet ihn mit langen Messern in einzelne Stücken, welche nun- mehr, um vollends lufttrocken zu werden, in Haufen zusammengestellt werden (Backtorf, Breitorf). Die Gewinnungskosten des Streich- und Backtorfes sind um 15--20 Proc. höher als die des Stechtorfes, wogegen jene Sorten sich durch grössere Dichtigkeit und Festigkeit vor diesem auszeichnen.
3*
Der Torf.
die höheren Ziffern dagegen erhält man bei Holzkohlen aus älteren, langsam gewachsenen Hölzern und bei nicht allzu beschleunigtem Betriebe.
Gute Holzkohle ist tiefschwarz, hart, klingend, wenig abfärbend; war sie bei allzu raschem Betriebe oder bei Luftzutritt erzeugt, so ist sie mürbe, zerreiblich, abfärbend und besitzt geringen Brennwerth; Kohlen, die bei zu niedriger Temperatur gewonnen waren, also gewisser- maassen aus unvollständig verkohltem Holze bestehen, haben braune Farbe, grosse Festigkeit, brennen, wenn sie entzündet werden, mit Flamme und heissen Bränder.
Beim Lagern im Schuppen erleidet die Holzkohle theils durch Ver- krümelung, theils auch wohl durch langsame Oxydation zu Kohlensäure einen Verlust, der 5 Proc. und darüber betragen kann (Krümpfeverlust).
3. Der Torf.
Der Torf ist das noch jetzt sich bildende Erzeugniss der Zersetzung gewisser Gattungen von Pflanzen unter dem Einflusse von Luft und Wasser, wobei aus der Pflanzensubstanz Sauerstoff austritt und der Kohlenstoffgehalt sich anreichert, zugleich aber eine reichliche Wasser- menge aufgenommen wird, während die mechanische Vermengung mit zugeführten schlammigen Massen Veranlassung zu einem bedeutenden Aschengehalte giebt.
Vorzugsweise findet sich Torf in der gemässigten Zone und zwar theils in Thälern, theils auf Hochebenen. Besonders reich an Torf ist Deutschland, sowohl Nord- als Süddeutschland, wo derselbe in manchen Gegenden einen auch für metallurgische Zwecke vielfach benutzten Brennstoff bildet; auch Frankreich, Grossbritannien, Russland, Skandi- navien besitzen ausgedehnte Torflager.
Die Gewinnung des Torfes geschieht durch Hand- oder Maschinen- arbeit. Bei der ersteren wird derselbe, sofern er die genügende Festig- keit besitzt (unter Umständen nach vorausgegangener Entwässerung des Torfmoores) mit entsprechend geformten Spaten in prismatischen Stücken ausgestochen, um im Freien oder luftigen Schuppen getrocknet zu werden (Stechtorf); gestattet aber die Eigenthümlichkeit der Torfmasse eine Gewinnung in dieser Weise nicht (wegen breiiger, ungleichmässiger Be- schaffenheit), so gräbt man dieselbe aus, mischt sie in einer Grube durch Treten mit den Füssen oder Schlagen mit Werkzeugen durch einander und streicht nun entweder diesen Torfbrei in Formen, um die solcherart gewonnenen prismatischen Stücke (Torfziegel) zu trocknen (Streichtorf, Modeltorf), oder man breitet eine grössere Menge des- selben auf dem geschlichteten Torffelde aus, überlässt ihn hier einige Zeit der Trocknung, dichtet ihn hierauf durch Treten oder Schlagen und schneidet ihn mit langen Messern in einzelne Stücken, welche nun- mehr, um vollends lufttrocken zu werden, in Haufen zusammengestellt werden (Backtorf, Breitorf). Die Gewinnungskosten des Streich- und Backtorfes sind um 15—20 Proc. höher als die des Stechtorfes, wogegen jene Sorten sich durch grössere Dichtigkeit und Festigkeit vor diesem auszeichnen.
3*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0063"n="35"/><fwplace="top"type="header">Der Torf.</fw><lb/>
die höheren Ziffern dagegen erhält man bei Holzkohlen aus älteren,<lb/>
langsam gewachsenen Hölzern und bei nicht allzu beschleunigtem<lb/>
Betriebe.</p><lb/><p>Gute Holzkohle ist tiefschwarz, hart, klingend, wenig abfärbend;<lb/>
war sie bei allzu raschem Betriebe oder bei Luftzutritt erzeugt, so ist<lb/>
sie mürbe, zerreiblich, abfärbend und besitzt geringen Brennwerth;<lb/>
Kohlen, die bei zu niedriger Temperatur gewonnen waren, also gewisser-<lb/>
maassen aus unvollständig verkohltem Holze bestehen, haben braune<lb/>
Farbe, grosse Festigkeit, brennen, wenn sie entzündet werden, mit<lb/>
Flamme und heissen <hirendition="#g">Bränder</hi>.</p><lb/><p>Beim Lagern im Schuppen erleidet die Holzkohle theils durch Ver-<lb/>
krümelung, theils auch wohl durch langsame Oxydation zu Kohlensäure<lb/>
einen Verlust, der 5 Proc. und darüber betragen kann (Krümpfeverlust).</p></div></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">3. Der Torf.</hi></head><lb/><p>Der Torf ist das noch jetzt sich bildende Erzeugniss der Zersetzung<lb/>
gewisser Gattungen von Pflanzen unter dem Einflusse von Luft und<lb/>
Wasser, wobei aus der Pflanzensubstanz Sauerstoff austritt und der<lb/>
Kohlenstoffgehalt sich anreichert, zugleich aber eine reichliche Wasser-<lb/>
menge aufgenommen wird, während die mechanische Vermengung mit<lb/>
zugeführten schlammigen Massen Veranlassung zu einem bedeutenden<lb/>
Aschengehalte giebt.</p><lb/><p>Vorzugsweise findet sich Torf in der gemässigten Zone und zwar<lb/>
theils in Thälern, theils auf Hochebenen. Besonders reich an Torf ist<lb/>
Deutschland, sowohl Nord- als Süddeutschland, wo derselbe in manchen<lb/>
Gegenden einen auch für metallurgische Zwecke vielfach benutzten<lb/>
Brennstoff bildet; auch Frankreich, Grossbritannien, Russland, Skandi-<lb/>
navien besitzen ausgedehnte Torflager.</p><lb/><p>Die Gewinnung des Torfes geschieht durch Hand- oder Maschinen-<lb/>
arbeit. Bei der ersteren wird derselbe, sofern er die genügende Festig-<lb/>
keit besitzt (unter Umständen nach vorausgegangener Entwässerung des<lb/>
Torfmoores) mit entsprechend geformten Spaten in prismatischen Stücken<lb/>
ausgestochen, um im Freien oder luftigen Schuppen getrocknet zu werden<lb/>
(<hirendition="#g">Stechtorf</hi>); gestattet aber die Eigenthümlichkeit der Torfmasse eine<lb/>
Gewinnung in dieser Weise nicht (wegen breiiger, ungleichmässiger Be-<lb/>
schaffenheit), so gräbt man dieselbe aus, mischt sie in einer Grube<lb/>
durch Treten mit den Füssen oder Schlagen mit Werkzeugen durch<lb/>
einander und streicht nun entweder diesen Torfbrei in Formen, um die<lb/>
solcherart gewonnenen prismatischen Stücke (Torfziegel) zu trocknen<lb/>
(<hirendition="#g">Streichtorf, Modeltorf</hi>), oder man breitet eine grössere Menge des-<lb/>
selben auf dem geschlichteten Torffelde aus, überlässt ihn hier einige<lb/>
Zeit der Trocknung, dichtet ihn hierauf durch Treten oder Schlagen<lb/>
und schneidet ihn mit langen Messern in einzelne Stücken, welche nun-<lb/>
mehr, um vollends lufttrocken zu werden, in Haufen zusammengestellt<lb/>
werden (<hirendition="#g">Backtorf, Breitorf</hi>). Die Gewinnungskosten des Streich-<lb/>
und Backtorfes sind um 15—20 Proc. höher als die des Stechtorfes,<lb/>
wogegen jene Sorten sich durch grössere Dichtigkeit und Festigkeit vor<lb/>
diesem auszeichnen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">3*</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[35/0063]
Der Torf.
die höheren Ziffern dagegen erhält man bei Holzkohlen aus älteren,
langsam gewachsenen Hölzern und bei nicht allzu beschleunigtem
Betriebe.
Gute Holzkohle ist tiefschwarz, hart, klingend, wenig abfärbend;
war sie bei allzu raschem Betriebe oder bei Luftzutritt erzeugt, so ist
sie mürbe, zerreiblich, abfärbend und besitzt geringen Brennwerth;
Kohlen, die bei zu niedriger Temperatur gewonnen waren, also gewisser-
maassen aus unvollständig verkohltem Holze bestehen, haben braune
Farbe, grosse Festigkeit, brennen, wenn sie entzündet werden, mit
Flamme und heissen Bränder.
Beim Lagern im Schuppen erleidet die Holzkohle theils durch Ver-
krümelung, theils auch wohl durch langsame Oxydation zu Kohlensäure
einen Verlust, der 5 Proc. und darüber betragen kann (Krümpfeverlust).
3. Der Torf.
Der Torf ist das noch jetzt sich bildende Erzeugniss der Zersetzung
gewisser Gattungen von Pflanzen unter dem Einflusse von Luft und
Wasser, wobei aus der Pflanzensubstanz Sauerstoff austritt und der
Kohlenstoffgehalt sich anreichert, zugleich aber eine reichliche Wasser-
menge aufgenommen wird, während die mechanische Vermengung mit
zugeführten schlammigen Massen Veranlassung zu einem bedeutenden
Aschengehalte giebt.
Vorzugsweise findet sich Torf in der gemässigten Zone und zwar
theils in Thälern, theils auf Hochebenen. Besonders reich an Torf ist
Deutschland, sowohl Nord- als Süddeutschland, wo derselbe in manchen
Gegenden einen auch für metallurgische Zwecke vielfach benutzten
Brennstoff bildet; auch Frankreich, Grossbritannien, Russland, Skandi-
navien besitzen ausgedehnte Torflager.
Die Gewinnung des Torfes geschieht durch Hand- oder Maschinen-
arbeit. Bei der ersteren wird derselbe, sofern er die genügende Festig-
keit besitzt (unter Umständen nach vorausgegangener Entwässerung des
Torfmoores) mit entsprechend geformten Spaten in prismatischen Stücken
ausgestochen, um im Freien oder luftigen Schuppen getrocknet zu werden
(Stechtorf); gestattet aber die Eigenthümlichkeit der Torfmasse eine
Gewinnung in dieser Weise nicht (wegen breiiger, ungleichmässiger Be-
schaffenheit), so gräbt man dieselbe aus, mischt sie in einer Grube
durch Treten mit den Füssen oder Schlagen mit Werkzeugen durch
einander und streicht nun entweder diesen Torfbrei in Formen, um die
solcherart gewonnenen prismatischen Stücke (Torfziegel) zu trocknen
(Streichtorf, Modeltorf), oder man breitet eine grössere Menge des-
selben auf dem geschlichteten Torffelde aus, überlässt ihn hier einige
Zeit der Trocknung, dichtet ihn hierauf durch Treten oder Schlagen
und schneidet ihn mit langen Messern in einzelne Stücken, welche nun-
mehr, um vollends lufttrocken zu werden, in Haufen zusammengestellt
werden (Backtorf, Breitorf). Die Gewinnungskosten des Streich-
und Backtorfes sind um 15—20 Proc. höher als die des Stechtorfes,
wogegen jene Sorten sich durch grössere Dichtigkeit und Festigkeit vor
diesem auszeichnen.
3*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/63>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.