Auch in den grösseren mit Koks betriebenen Hochöfen zu Zeltweg und Prävali hat man zeitweise 40 Proc. der Koks durch Braunkohlen zu ersetzen vermocht.
Der Betrieb mit Torf und Torfkohle.
Roher Torf dürfte seines grossen Wasser- und Gasgehaltes halber ebenso wenig als rohe Braunkohle geeignet sein, grössere Mengen anderen, werthvolleren Brennstoffs im Hochofen zu ersetzen; gedarrter oder theilweise verkohlter Torf dagegen hat mitunter neben Holzkohle beziehentlich auch neben Koks eine nützliche Verwendung gefunden.
Umfänglichere Versuche über die Benutzbarkeit des Torfs beim Hochofenbetriebe wurden in den siebenziger Jahren in Vordernberg angestellt. 1) Man benutzte sogenannten Kugeltorf, d. h. Torf, welcher zu Kugeln gepresst worden war, eine Form, welche sich als besonders geeignet für die in Rede stehende Benutzung erwies. Im lufttrockenen Zustande enthielt derselbe 31 Procent Kohle (Destillationsrückstand), 1.7--4 Proc. Asche, und 100 kg dieses lufttrockenen Torfes waren erforderlich, um 34 kg Holzkohle zu ersetzen. In den auf S. 38 be- sprochenen Verkohlungsöfen von Barff und Thursfield verkohlt enthielt derselbe 64.5 Proc. Kohle, 30.8 Proc. brennbare Gase, 4.6 Proc. Asche, und 100 kg dieses halbverkohlten Torfes ersetzten im Hochofen ca. 91 kg Holzkohle.
Sowohl bei Zusatz des lufttrockenen als des verkohlten Torfes blieb der Betrieb noch durchführbar, wenn man zwei Drittel der Brenn- stoffgicht aus Torf bestehen liess.
Der Betrieb mit rohem Holze.
Wegen der beträchtlichen Gasentwickelung und des Schwindens beim Verkohlen des Holzes dürfte eine ausschliessliche Anwendung des- selben als Brennstoff für den Hochofenbetrieb kaum durchführbar sein; wohl aber hat man mit Vortheil bei Holzkohlenhochöfen nicht selten einen Theil der Holzkohlen durch rohes Holz ersetzt, welches zweckmässiger- weise zuvor in warmen Räumen einer Trocknung unterworfen worden war. Verschiedene, inzwischen grossentheils zum Erliegen gekommene Hochöfen des Harzes wurden in den fünfziger und sechziger Jahren dieses Jahrhunderts unter Mitbenutzung von rohem Holze, dessen Menge mitunter dem Gemässe nach die Hälfte des gesammten Brennstoffes, dem Gewichte nach also noch mehr betrug, betrieben. Es zeigte sich hierbei, dass das rohe Holz eine grössere Menge Holzkohlen zu ersetzen im Stande war, als bei der gewöhnlichen Verkohlung aus demselben erfolgt sein würde. Diese Erscheinung findet ihre genügende Erklärung, wenn man erwägt, dass bei der Verkohlung, zumal wenn sie in Meilern geschieht, eine theilweise Verbrennung von Kohlenstoff unumgänglich ist, und dass fernerhin, wie schon hinsichtlich der rohen Steinkohlen oben hervorgehoben wurde, die bei der Zersetzung des Holzes im Hoch- ofen entwickelten Gase die Menge der reducirenden Bestandtheile ver-
1) Vergl. unter Literatur die Abhandlung von A. Enigl.
Der Betrieb mit Torf, Torfkohle und rohem Holze.
Auch in den grösseren mit Koks betriebenen Hochöfen zu Zeltweg und Prävali hat man zeitweise 40 Proc. der Koks durch Braunkohlen zu ersetzen vermocht.
Der Betrieb mit Torf und Torfkohle.
Roher Torf dürfte seines grossen Wasser- und Gasgehaltes halber ebenso wenig als rohe Braunkohle geeignet sein, grössere Mengen anderen, werthvolleren Brennstoffs im Hochofen zu ersetzen; gedarrter oder theilweise verkohlter Torf dagegen hat mitunter neben Holzkohle beziehentlich auch neben Koks eine nützliche Verwendung gefunden.
Umfänglichere Versuche über die Benutzbarkeit des Torfs beim Hochofenbetriebe wurden in den siebenziger Jahren in Vordernberg angestellt. 1) Man benutzte sogenannten Kugeltorf, d. h. Torf, welcher zu Kugeln gepresst worden war, eine Form, welche sich als besonders geeignet für die in Rede stehende Benutzung erwies. Im lufttrockenen Zustande enthielt derselbe 31 Procent Kohle (Destillationsrückstand), 1.7—4 Proc. Asche, und 100 kg dieses lufttrockenen Torfes waren erforderlich, um 34 kg Holzkohle zu ersetzen. In den auf S. 38 be- sprochenen Verkohlungsöfen von Barff und Thursfield verkohlt enthielt derselbe 64.5 Proc. Kohle, 30.8 Proc. brennbare Gase, 4.6 Proc. Asche, und 100 kg dieses halbverkohlten Torfes ersetzten im Hochofen ca. 91 kg Holzkohle.
Sowohl bei Zusatz des lufttrockenen als des verkohlten Torfes blieb der Betrieb noch durchführbar, wenn man zwei Drittel der Brenn- stoffgicht aus Torf bestehen liess.
Der Betrieb mit rohem Holze.
Wegen der beträchtlichen Gasentwickelung und des Schwindens beim Verkohlen des Holzes dürfte eine ausschliessliche Anwendung des- selben als Brennstoff für den Hochofenbetrieb kaum durchführbar sein; wohl aber hat man mit Vortheil bei Holzkohlenhochöfen nicht selten einen Theil der Holzkohlen durch rohes Holz ersetzt, welches zweckmässiger- weise zuvor in warmen Räumen einer Trocknung unterworfen worden war. Verschiedene, inzwischen grossentheils zum Erliegen gekommene Hochöfen des Harzes wurden in den fünfziger und sechziger Jahren dieses Jahrhunderts unter Mitbenutzung von rohem Holze, dessen Menge mitunter dem Gemässe nach die Hälfte des gesammten Brennstoffes, dem Gewichte nach also noch mehr betrug, betrieben. Es zeigte sich hierbei, dass das rohe Holz eine grössere Menge Holzkohlen zu ersetzen im Stande war, als bei der gewöhnlichen Verkohlung aus demselben erfolgt sein würde. Diese Erscheinung findet ihre genügende Erklärung, wenn man erwägt, dass bei der Verkohlung, zumal wenn sie in Meilern geschieht, eine theilweise Verbrennung von Kohlenstoff unumgänglich ist, und dass fernerhin, wie schon hinsichtlich der rohen Steinkohlen oben hervorgehoben wurde, die bei der Zersetzung des Holzes im Hoch- ofen entwickelten Gase die Menge der reducirenden Bestandtheile ver-
1) Vergl. unter Literatur die Abhandlung von A. Enigl.
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[551/0611]
Der Betrieb mit Torf, Torfkohle und rohem Holze.
Auch in den grösseren mit Koks betriebenen Hochöfen zu Zeltweg
und Prävali hat man zeitweise 40 Proc. der Koks durch Braunkohlen
zu ersetzen vermocht.
Der Betrieb mit Torf und Torfkohle.
Roher Torf dürfte seines grossen Wasser- und Gasgehaltes halber
ebenso wenig als rohe Braunkohle geeignet sein, grössere Mengen
anderen, werthvolleren Brennstoffs im Hochofen zu ersetzen; gedarrter
oder theilweise verkohlter Torf dagegen hat mitunter neben Holzkohle
beziehentlich auch neben Koks eine nützliche Verwendung gefunden.
Umfänglichere Versuche über die Benutzbarkeit des Torfs beim
Hochofenbetriebe wurden in den siebenziger Jahren in Vordernberg
angestellt. 1) Man benutzte sogenannten Kugeltorf, d. h. Torf, welcher
zu Kugeln gepresst worden war, eine Form, welche sich als besonders
geeignet für die in Rede stehende Benutzung erwies. Im lufttrockenen
Zustande enthielt derselbe 31 Procent Kohle (Destillationsrückstand),
1.7—4 Proc. Asche, und 100 kg dieses lufttrockenen Torfes waren
erforderlich, um 34 kg Holzkohle zu ersetzen. In den auf S. 38 be-
sprochenen Verkohlungsöfen von Barff und Thursfield verkohlt
enthielt derselbe 64.5 Proc. Kohle, 30.8 Proc. brennbare Gase, 4.6 Proc.
Asche, und 100 kg dieses halbverkohlten Torfes ersetzten im Hochofen
ca. 91 kg Holzkohle.
Sowohl bei Zusatz des lufttrockenen als des verkohlten Torfes
blieb der Betrieb noch durchführbar, wenn man zwei Drittel der Brenn-
stoffgicht aus Torf bestehen liess.
Der Betrieb mit rohem Holze.
Wegen der beträchtlichen Gasentwickelung und des Schwindens
beim Verkohlen des Holzes dürfte eine ausschliessliche Anwendung des-
selben als Brennstoff für den Hochofenbetrieb kaum durchführbar sein;
wohl aber hat man mit Vortheil bei Holzkohlenhochöfen nicht selten einen
Theil der Holzkohlen durch rohes Holz ersetzt, welches zweckmässiger-
weise zuvor in warmen Räumen einer Trocknung unterworfen worden
war. Verschiedene, inzwischen grossentheils zum Erliegen gekommene
Hochöfen des Harzes wurden in den fünfziger und sechziger Jahren
dieses Jahrhunderts unter Mitbenutzung von rohem Holze, dessen Menge
mitunter dem Gemässe nach die Hälfte des gesammten Brennstoffes,
dem Gewichte nach also noch mehr betrug, betrieben. Es zeigte sich
hierbei, dass das rohe Holz eine grössere Menge Holzkohlen zu ersetzen
im Stande war, als bei der gewöhnlichen Verkohlung aus demselben
erfolgt sein würde. Diese Erscheinung findet ihre genügende Erklärung,
wenn man erwägt, dass bei der Verkohlung, zumal wenn sie in Meilern
geschieht, eine theilweise Verbrennung von Kohlenstoff unumgänglich
ist, und dass fernerhin, wie schon hinsichtlich der rohen Steinkohlen
oben hervorgehoben wurde, die bei der Zersetzung des Holzes im Hoch-
ofen entwickelten Gase die Menge der reducirenden Bestandtheile ver-
1) Vergl. unter Literatur die Abhandlung von A. Enigl.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/611>, abgerufen am 21.11.2024.
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