Abweichend von dem beschriebenen Verfahren der Meilerverkohlung verkohlt man in einzelnen Gegenden, jedoch seltener, die Holzscheite liegend, zu Haufen von trapezförmigem Querschnitte und rechteckiger Grundfläche aufgeschichtet (Haufenverkohlung oder Verkohlung in liegenden Meilern).
Da selbst bei völligem Luftabschlusse, wie er in Meilern niemals zu erreichen ist, ein Theil des Kohlenstoffes des Holzes in chemischer Verbindung mit dem Sauerstoff- und Wasserstoffgehalte desselben ent- weicht, so folgt von selbst, dass das Ausbringen an Holzkohlen niemals den Kohlenstoffgehalt des benutzten Holzes auch nur annähernd er- reichen kann. Dasselbe beträgt durchschnittlich 22 Proc. von dem Holz- gewichte; es ist grösser bei langsamer als bei allzusehr beschleunigter Verkohlung, grösser bei älterem und trockenem als bei jungem und nassem Holze, und fällt in einzelnen Fällen auf 17 Proc., während es in anderen bis auf 28 Proc. steigen kann. Dem Gemässe nach erhält man aus 1 cbm Holz etwa 0.6 cbm Holzkohlen (beides incl. Zwischen- räume gemessen).
Da die Meilerverkohlung im Walde unweit der Gewinnungsstätte des Holzes vor sich gehen kann, und das Gewichtsverhältniss zwischen erfolgenden Kohlen und verbrauchtem Holze, den soeben mitgetheilten Ziffern zufolge, ein geringes ist, so erspart man durch diese Methode gegenüber der Verkohlung an einer Centralstelle, z. B. auf der Hütte, nicht unbeträchtlich an Fracht, ein Umstand, welcher um so schwerer ins Gewicht fällt, je grösser die Entfernungen und je beschränkter die Verkehrsmittel sind. Die Beschaffenheit der Meilerkohlen ist bei rich- tiger Leitung des Processes vortrefflich. Die Destillationserzeugnisse aber (Holzessig u. s. w.) gehen bei der Meilerverkohlung ungenutzt verloren, und eine Gewinnung derselben in lohnender Weise dürfte in Rücksicht auf die besonderen Eigenthümlichkeiten des Verfahrens kaum möglich sein, obgleich verschiedentlich dahin zielende Versuche gemacht worden sind (Einstecken von Röhren in den Meiler zur Ab- leitung und Condensation der sauren Dämpfe u. s. w.).
b) Verkohlung in Oefen.
Die Thatsache, dass bei der Meilerverkohlung eine fast unaus- gesetzte Beaufsichtigung des Meilers zur Verhütung einer Entzündung desselben erforderlich ist, ein Umstand, welcher die Thätigkeit des Köhlers zu einer sehr anstrengenden macht, und dass trotzdem bei aller Umsicht das Ausbringen an Holzkohle immerhin ein ziemlich geringes bleibt, gab wohl zuerst Veranlassung zur Anwendung von Oefen, d. h. geschlossener Räume, in welchen der Process der Verkohlung in ganz ähnlicher Weise wie bei einem Meiler verläuft, bei welchen aber die bewegliche Meilerdecke durch die gemauerte Umfassung ersetzt und somit die Gefahr vermieden ist, dass durch unbeachtetes Ablösen der Decke die Luft Zutritt erhält und den Meiler ganz oder theilweise entzündet.
In Europa ist das Verfahren verhältnissmässig selten, häufig da- gegen finden sich Verkohlungsöfen in Nordamerika, wohin die Ofen-
Die Brennstoffe.
Abweichend von dem beschriebenen Verfahren der Meilerverkohlung verkohlt man in einzelnen Gegenden, jedoch seltener, die Holzscheite liegend, zu Haufen von trapezförmigem Querschnitte und rechteckiger Grundfläche aufgeschichtet (Haufenverkohlung oder Verkohlung in liegenden Meilern).
Da selbst bei völligem Luftabschlusse, wie er in Meilern niemals zu erreichen ist, ein Theil des Kohlenstoffes des Holzes in chemischer Verbindung mit dem Sauerstoff- und Wasserstoffgehalte desselben ent- weicht, so folgt von selbst, dass das Ausbringen an Holzkohlen niemals den Kohlenstoffgehalt des benutzten Holzes auch nur annähernd er- reichen kann. Dasselbe beträgt durchschnittlich 22 Proc. von dem Holz- gewichte; es ist grösser bei langsamer als bei allzusehr beschleunigter Verkohlung, grösser bei älterem und trockenem als bei jungem und nassem Holze, und fällt in einzelnen Fällen auf 17 Proc., während es in anderen bis auf 28 Proc. steigen kann. Dem Gemässe nach erhält man aus 1 cbm Holz etwa 0.6 cbm Holzkohlen (beides incl. Zwischen- räume gemessen).
Da die Meilerverkohlung im Walde unweit der Gewinnungsstätte des Holzes vor sich gehen kann, und das Gewichtsverhältniss zwischen erfolgenden Kohlen und verbrauchtem Holze, den soeben mitgetheilten Ziffern zufolge, ein geringes ist, so erspart man durch diese Methode gegenüber der Verkohlung an einer Centralstelle, z. B. auf der Hütte, nicht unbeträchtlich an Fracht, ein Umstand, welcher um so schwerer ins Gewicht fällt, je grösser die Entfernungen und je beschränkter die Verkehrsmittel sind. Die Beschaffenheit der Meilerkohlen ist bei rich- tiger Leitung des Processes vortrefflich. Die Destillationserzeugnisse aber (Holzessig u. s. w.) gehen bei der Meilerverkohlung ungenutzt verloren, und eine Gewinnung derselben in lohnender Weise dürfte in Rücksicht auf die besonderen Eigenthümlichkeiten des Verfahrens kaum möglich sein, obgleich verschiedentlich dahin zielende Versuche gemacht worden sind (Einstecken von Röhren in den Meiler zur Ab- leitung und Condensation der sauren Dämpfe u. s. w.).
b) Verkohlung in Oefen.
Die Thatsache, dass bei der Meilerverkohlung eine fast unaus- gesetzte Beaufsichtigung des Meilers zur Verhütung einer Entzündung desselben erforderlich ist, ein Umstand, welcher die Thätigkeit des Köhlers zu einer sehr anstrengenden macht, und dass trotzdem bei aller Umsicht das Ausbringen an Holzkohle immerhin ein ziemlich geringes bleibt, gab wohl zuerst Veranlassung zur Anwendung von Oefen, d. h. geschlossener Räume, in welchen der Process der Verkohlung in ganz ähnlicher Weise wie bei einem Meiler verläuft, bei welchen aber die bewegliche Meilerdecke durch die gemauerte Umfassung ersetzt und somit die Gefahr vermieden ist, dass durch unbeachtetes Ablösen der Decke die Luft Zutritt erhält und den Meiler ganz oder theilweise entzündet.
In Europa ist das Verfahren verhältnissmässig selten, häufig da- gegen finden sich Verkohlungsöfen in Nordamerika, wohin die Ofen-
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[32/0060]
Die Brennstoffe.
Abweichend von dem beschriebenen Verfahren der Meilerverkohlung
verkohlt man in einzelnen Gegenden, jedoch seltener, die Holzscheite
liegend, zu Haufen von trapezförmigem Querschnitte und rechteckiger
Grundfläche aufgeschichtet (Haufenverkohlung oder Verkohlung
in liegenden Meilern).
Da selbst bei völligem Luftabschlusse, wie er in Meilern niemals
zu erreichen ist, ein Theil des Kohlenstoffes des Holzes in chemischer
Verbindung mit dem Sauerstoff- und Wasserstoffgehalte desselben ent-
weicht, so folgt von selbst, dass das Ausbringen an Holzkohlen niemals
den Kohlenstoffgehalt des benutzten Holzes auch nur annähernd er-
reichen kann. Dasselbe beträgt durchschnittlich 22 Proc. von dem Holz-
gewichte; es ist grösser bei langsamer als bei allzusehr beschleunigter
Verkohlung, grösser bei älterem und trockenem als bei jungem und
nassem Holze, und fällt in einzelnen Fällen auf 17 Proc., während es
in anderen bis auf 28 Proc. steigen kann. Dem Gemässe nach erhält
man aus 1 cbm Holz etwa 0.6 cbm Holzkohlen (beides incl. Zwischen-
räume gemessen).
Da die Meilerverkohlung im Walde unweit der Gewinnungsstätte
des Holzes vor sich gehen kann, und das Gewichtsverhältniss zwischen
erfolgenden Kohlen und verbrauchtem Holze, den soeben mitgetheilten
Ziffern zufolge, ein geringes ist, so erspart man durch diese Methode
gegenüber der Verkohlung an einer Centralstelle, z. B. auf der Hütte,
nicht unbeträchtlich an Fracht, ein Umstand, welcher um so schwerer
ins Gewicht fällt, je grösser die Entfernungen und je beschränkter die
Verkehrsmittel sind. Die Beschaffenheit der Meilerkohlen ist bei rich-
tiger Leitung des Processes vortrefflich. Die Destillationserzeugnisse
aber (Holzessig u. s. w.) gehen bei der Meilerverkohlung ungenutzt
verloren, und eine Gewinnung derselben in lohnender Weise dürfte
in Rücksicht auf die besonderen Eigenthümlichkeiten des Verfahrens
kaum möglich sein, obgleich verschiedentlich dahin zielende Versuche
gemacht worden sind (Einstecken von Röhren in den Meiler zur Ab-
leitung und Condensation der sauren Dämpfe u. s. w.).
b) Verkohlung in Oefen.
Die Thatsache, dass bei der Meilerverkohlung eine fast unaus-
gesetzte Beaufsichtigung des Meilers zur Verhütung einer Entzündung
desselben erforderlich ist, ein Umstand, welcher die Thätigkeit des
Köhlers zu einer sehr anstrengenden macht, und dass trotzdem bei aller
Umsicht das Ausbringen an Holzkohle immerhin ein ziemlich geringes
bleibt, gab wohl zuerst Veranlassung zur Anwendung von Oefen, d. h.
geschlossener Räume, in welchen der Process der Verkohlung in ganz
ähnlicher Weise wie bei einem Meiler verläuft, bei welchen aber die
bewegliche Meilerdecke durch die gemauerte Umfassung ersetzt und
somit die Gefahr vermieden ist, dass durch unbeachtetes Ablösen der
Decke die Luft Zutritt erhält und den Meiler ganz oder theilweise
entzündet.
In Europa ist das Verfahren verhältnissmässig selten, häufig da-
gegen finden sich Verkohlungsöfen in Nordamerika, wohin die Ofen-
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/60>, abgerufen am 21.11.2024.
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