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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Eigenschaften und Eintheilung des Roheisens und der Eisenmangane.
4. Die Eisenmangane.

Schon bei Besprechung des Spiegeleisens, welches in Rücksicht auf
seinen nie fehlenden Mangangehalt ebenfalls den Eisenmanganen zu-
gesellt werden könnte, in Rücksicht auf den üblichen Sprachgebrauch
jedoch unter den Arten des weissen Roheisens aufgeführt wurde, war
des Umstandes Erwähnung gethan, dass die demselben eigenthümliche
Spiegelbildung des Gefüges an Deutlichkeit verliert, wenn der Mangan-
gehalt über 20 Proc. hinausgeht. Steigt derselbe über etwa 30 Proc.,
so verschwindet jede Andeutung der Spiegelbildung vollständig; die
Legirung bekommt eine dichte, mitunter fast muschlig zu nennende
Bruchfläche, die reinweisse Farbe des Spiegeleisens bekommt einen
graugelben Ton, jene Anlauffarben aber, deren schon beim Spiegeleisen
gedacht wurde, erscheinen um so leichter und in um so prächtigerer
Ausbildung, je höher der Mangangehalt ist.

Diese Legirungen, deren Mangangehalt zwischen 30 und 90 Proc.
schwanken kann, selten aber über 80 Proc. hinaus geht, da die
Schwierigkeit der Herstellung mit dem Mangangehalte zunimmt, werden
im engeren Sinne Eisenmangane (Ferromangane) genannt.

Eigenthümlich für diese Eisenmangane ist das Auftreten rhombi-
scher Säulen oder Nadeln in zahlreichen Hohlräumen. Die grössten
Krystalle dieser Art -- mitunter in Längen von 80 mm bei 5--8 mm
Durchmesser -- finden sich in den Legirungen mit etwa 35 Proc.
Mangan; bei höherem Mangangehalte nimmt zwar die Grösse der Kry-
stalle ab, ein Umstand, welcher jedenfalls mit der frühzeitigeren Er-
starrung der manganreicheren Legirungen im Zusammenhange steht,
aber die Neigung zu krystallisiren und somit die Anzahl der Krystalle
zu; Legirungen mit 60--80 Proc. Mangan erscheinen, unter der Lupe
betrachtet, dem Auge oft als Anhäufungen lauter feiner, unter einander
verwachsener Krystallnadeln.

Die Eisenmangane sind ausserordentlich hart und spröde und lassen
sich ohne Schwierigkeit pulvern. Ihre Schmelztemperatur steigt, wie
früher schon erwähnt wurde, mit dem Mangangehalte in beträchtlichem
Maasse; auch schon bei den weniger manganreichen dieser Legirungen
liegt die Erzeugungstemperatur höher als die Verdampfungstemperatur
des nicht legirten Mangans, und infolge davon wird ein Theil des
letzteren dampfförmig verflüchtigt (vergl. S. 253). Jedenfalls wird durch
die Legirung des Mangans mit Eisen, Kohle u. s. w. auch die Ver-
dampfungsfähigkeit desselben abgeschwächt, so dass die gebildete
Legirung auch die stärkere, zum Schmelzen erforderliche Temperatur
erträgt, ohne den Mangangehalt zu entlassen, ein Umstand, welcher
auch bei anderen Metallen zu Tage tritt (z. B. beim Zink in der Legi-
rung mit Kupfer, Nickel u. a. m.).

Alle Eisenmangane zeichnen sich durch einen höheren Kohlenstoff-
gehalt vor dem eigentlichen Roheisen aus; in den manganreichsten
erreicht derselbe eine Höhe von 7.5 Proc., ist aber mitunter theilweise
durch einen Siliciumgehalt von mehreren Procenten vertreten, ohne dass
bei dem hohen Mangangehalte sichtbare Graphitausscheidung durch den-
selben veranlasst würde.

Eigenschaften und Eintheilung des Roheisens und der Eisenmangane.
4. Die Eisenmangane.

Schon bei Besprechung des Spiegeleisens, welches in Rücksicht auf
seinen nie fehlenden Mangangehalt ebenfalls den Eisenmanganen zu-
gesellt werden könnte, in Rücksicht auf den üblichen Sprachgebrauch
jedoch unter den Arten des weissen Roheisens aufgeführt wurde, war
des Umstandes Erwähnung gethan, dass die demselben eigenthümliche
Spiegelbildung des Gefüges an Deutlichkeit verliert, wenn der Mangan-
gehalt über 20 Proc. hinausgeht. Steigt derselbe über etwa 30 Proc.,
so verschwindet jede Andeutung der Spiegelbildung vollständig; die
Legirung bekommt eine dichte, mitunter fast muschlig zu nennende
Bruchfläche, die reinweisse Farbe des Spiegeleisens bekommt einen
graugelben Ton, jene Anlauffarben aber, deren schon beim Spiegeleisen
gedacht wurde, erscheinen um so leichter und in um so prächtigerer
Ausbildung, je höher der Mangangehalt ist.

Diese Legirungen, deren Mangangehalt zwischen 30 und 90 Proc.
schwanken kann, selten aber über 80 Proc. hinaus geht, da die
Schwierigkeit der Herstellung mit dem Mangangehalte zunimmt, werden
im engeren Sinne Eisenmangane (Ferromangane) genannt.

Eigenthümlich für diese Eisenmangane ist das Auftreten rhombi-
scher Säulen oder Nadeln in zahlreichen Hohlräumen. Die grössten
Krystalle dieser Art — mitunter in Längen von 80 mm bei 5—8 mm
Durchmesser — finden sich in den Legirungen mit etwa 35 Proc.
Mangan; bei höherem Mangangehalte nimmt zwar die Grösse der Kry-
stalle ab, ein Umstand, welcher jedenfalls mit der frühzeitigeren Er-
starrung der manganreicheren Legirungen im Zusammenhange steht,
aber die Neigung zu krystallisiren und somit die Anzahl der Krystalle
zu; Legirungen mit 60—80 Proc. Mangan erscheinen, unter der Lupe
betrachtet, dem Auge oft als Anhäufungen lauter feiner, unter einander
verwachsener Krystallnadeln.

Die Eisenmangane sind ausserordentlich hart und spröde und lassen
sich ohne Schwierigkeit pulvern. Ihre Schmelztemperatur steigt, wie
früher schon erwähnt wurde, mit dem Mangangehalte in beträchtlichem
Maasse; auch schon bei den weniger manganreichen dieser Legirungen
liegt die Erzeugungstemperatur höher als die Verdampfungstemperatur
des nicht legirten Mangans, und infolge davon wird ein Theil des
letzteren dampfförmig verflüchtigt (vergl. S. 253). Jedenfalls wird durch
die Legirung des Mangans mit Eisen, Kohle u. s. w. auch die Ver-
dampfungsfähigkeit desselben abgeschwächt, so dass die gebildete
Legirung auch die stärkere, zum Schmelzen erforderliche Temperatur
erträgt, ohne den Mangangehalt zu entlassen, ein Umstand, welcher
auch bei anderen Metallen zu Tage tritt (z. B. beim Zink in der Legi-
rung mit Kupfer, Nickel u. a. m.).

Alle Eisenmangane zeichnen sich durch einen höheren Kohlenstoff-
gehalt vor dem eigentlichen Roheisen aus; in den manganreichsten
erreicht derselbe eine Höhe von 7.5 Proc., ist aber mitunter theilweise
durch einen Siliciumgehalt von mehreren Procenten vertreten, ohne dass
bei dem hohen Mangangehalte sichtbare Graphitausscheidung durch den-
selben veranlasst würde.

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[316/0362] Eigenschaften und Eintheilung des Roheisens und der Eisenmangane. 4. Die Eisenmangane. Schon bei Besprechung des Spiegeleisens, welches in Rücksicht auf seinen nie fehlenden Mangangehalt ebenfalls den Eisenmanganen zu- gesellt werden könnte, in Rücksicht auf den üblichen Sprachgebrauch jedoch unter den Arten des weissen Roheisens aufgeführt wurde, war des Umstandes Erwähnung gethan, dass die demselben eigenthümliche Spiegelbildung des Gefüges an Deutlichkeit verliert, wenn der Mangan- gehalt über 20 Proc. hinausgeht. Steigt derselbe über etwa 30 Proc., so verschwindet jede Andeutung der Spiegelbildung vollständig; die Legirung bekommt eine dichte, mitunter fast muschlig zu nennende Bruchfläche, die reinweisse Farbe des Spiegeleisens bekommt einen graugelben Ton, jene Anlauffarben aber, deren schon beim Spiegeleisen gedacht wurde, erscheinen um so leichter und in um so prächtigerer Ausbildung, je höher der Mangangehalt ist. Diese Legirungen, deren Mangangehalt zwischen 30 und 90 Proc. schwanken kann, selten aber über 80 Proc. hinaus geht, da die Schwierigkeit der Herstellung mit dem Mangangehalte zunimmt, werden im engeren Sinne Eisenmangane (Ferromangane) genannt. Eigenthümlich für diese Eisenmangane ist das Auftreten rhombi- scher Säulen oder Nadeln in zahlreichen Hohlräumen. Die grössten Krystalle dieser Art — mitunter in Längen von 80 mm bei 5—8 mm Durchmesser — finden sich in den Legirungen mit etwa 35 Proc. Mangan; bei höherem Mangangehalte nimmt zwar die Grösse der Kry- stalle ab, ein Umstand, welcher jedenfalls mit der frühzeitigeren Er- starrung der manganreicheren Legirungen im Zusammenhange steht, aber die Neigung zu krystallisiren und somit die Anzahl der Krystalle zu; Legirungen mit 60—80 Proc. Mangan erscheinen, unter der Lupe betrachtet, dem Auge oft als Anhäufungen lauter feiner, unter einander verwachsener Krystallnadeln. Die Eisenmangane sind ausserordentlich hart und spröde und lassen sich ohne Schwierigkeit pulvern. Ihre Schmelztemperatur steigt, wie früher schon erwähnt wurde, mit dem Mangangehalte in beträchtlichem Maasse; auch schon bei den weniger manganreichen dieser Legirungen liegt die Erzeugungstemperatur höher als die Verdampfungstemperatur des nicht legirten Mangans, und infolge davon wird ein Theil des letzteren dampfförmig verflüchtigt (vergl. S. 253). Jedenfalls wird durch die Legirung des Mangans mit Eisen, Kohle u. s. w. auch die Ver- dampfungsfähigkeit desselben abgeschwächt, so dass die gebildete Legirung auch die stärkere, zum Schmelzen erforderliche Temperatur erträgt, ohne den Mangangehalt zu entlassen, ein Umstand, welcher auch bei anderen Metallen zu Tage tritt (z. B. beim Zink in der Legi- rung mit Kupfer, Nickel u. a. m.). Alle Eisenmangane zeichnen sich durch einen höheren Kohlenstoff- gehalt vor dem eigentlichen Roheisen aus; in den manganreichsten erreicht derselbe eine Höhe von 7.5 Proc., ist aber mitunter theilweise durch einen Siliciumgehalt von mehreren Procenten vertreten, ohne dass bei dem hohen Mangangehalte sichtbare Graphitausscheidung durch den- selben veranlasst würde.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/362>, abgerufen am 21.11.2024.