schärfsten Umrisse zu zeigen, welche aus den reinsten Eisensorten aus- krystallisirten.
Auf Grund dieses Umstandes hat man beim Roheisen nicht ohne allen Erfolg versucht, aus der Form der Krystalle Schlüsse auf seine Reinheit und Festigkeit zu ziehen. 1)
Die zweite, im technisch dargestellten Eisen auftretende Gattung von Krystallen sind Prismen (Säulen, Nadeln) des rhombischen Systemes. Sie fehlen gänzlich in den reinsten Eisensorten (im schmiedbaren Eisen) wie in demjenigen Eisen, welches bei der Erkaltung einem starken Zer- fallen der Bestandtheile unterlag, und treten am deutlichsten in den Legirungen des Eisens mit Mangan und Kohlenstoff hervor, in welchen sie mitunter, wenn der Mangangehalt 30--40 Proc. beträgt, eine Länge bis zu 8 cm bei einem Durchmesser von 5--8 mm erreichen. Bei noch höherem Mangangehalte sind sie gewöhnlich kleiner, aber häufig sehr deutlich ausgebildet; bei abnehmendem Mangangehalte werden sie un- deutlicher, sind aber bei genauer Untersuchung auch noch in vielen Roheisensorten zu entdecken, deren Mangangehalt nur wenige Procente beträgt. Man kann diese Krystalle als legirtes Eisen betrachten, welches, ohne zu saigern, erstarrte. 2)
Die Anwesenheit jenes oktaedrisch krystallisirenden Bestandtheiles der Eisensorten, des freien Eisens, pflegt sich durch eine körnige Be- schaffenheit der Bruchfläche zu verrathen, sofern eben die Menge des- selben vor der des legirten Eisens vorwiegt; letzteres dagegen ist, ab- weichend nach der Zusammensetzung der Legirung, durch eine blättrige, feinkrystallinische oder auch dichte Bruchfläche gekennzeichnet.
3. Reduction des Eisens aus seinen Verbindungen.
Wie schon früher besprochen wurde, verwendet man für die Dar- stellung des Eisens ausschliesslich Sauerstoffverbindungen (beziehentlich Carbonate und Silikate), und als Reductionsmittel für dasselbe aus diesen Verbindungen werden vorwiegend Kohlenstoff im festen Zustande oder gasförmiges Kohlenoxyd benutzt. Der chemische Vorgang bei dieser Reduction wurde durch entsprechende Formeln auf S. 12 ver- anschaulicht, wobei allerdings nur auf den Fall Rücksicht genommen wurde, dass die Zusammensetzung des zu reducirenden Körpers dem Typus R O entspricht (also Eisenoxydul reducirt wird); es wird jedoch dem Leser nicht schwer fallen, die betreffenden Formeln auch für andere Oxydstufen des Eisens (Fe3 O4, Fe2 O3) zu entwickeln. 3)
1) E. Schott, Die Kunstgiesserei in Eisen. Braunschweig 1873, S. 17. E. F. Dürre, Ueber die Constitution des Roheisens. Leipzig 1868, S. 69. B. Kerl, Handbuch der metallurgischen Hüttenkunde, 2. Aufl., Freiberg 1861, Bd. III, S. 26. Berg- und hüttenm. Ztg. 1863, S. 343.
2) Nicht alles legirte Eisen jedoch krystallisirt in Säulen. Bei Siliciumeisen z. B. glaubt Mrazek, wie unten ausführlicher erwähnt ist, Krystallisation im tesse- ralen System beobachtet zu haben.
3) Die erwähnte Formel für die Reduction durch festen Kohlenstoff: R O + C = R + C O stellt den Verlauf in der Weise dar, wie er bei der Reduction von Eisen- oxyden stattzufinden pflegt, d. h. in hoher Temperatur und bei einem Ueberschusse von Kohle. Dass in niedrigerer Temperatur auch Reduction unter Bildung von Kohlen- säure stattfinden könne, wurde durch Versuche von John Parry nachgewiesen (vergl. Literatur).
Reduction des Eisens aus seinen Verbindungen.
schärfsten Umrisse zu zeigen, welche aus den reinsten Eisensorten aus- krystallisirten.
Auf Grund dieses Umstandes hat man beim Roheisen nicht ohne allen Erfolg versucht, aus der Form der Krystalle Schlüsse auf seine Reinheit und Festigkeit zu ziehen. 1)
Die zweite, im technisch dargestellten Eisen auftretende Gattung von Krystallen sind Prismen (Säulen, Nadeln) des rhombischen Systemes. Sie fehlen gänzlich in den reinsten Eisensorten (im schmiedbaren Eisen) wie in demjenigen Eisen, welches bei der Erkaltung einem starken Zer- fallen der Bestandtheile unterlag, und treten am deutlichsten in den Legirungen des Eisens mit Mangan und Kohlenstoff hervor, in welchen sie mitunter, wenn der Mangangehalt 30—40 Proc. beträgt, eine Länge bis zu 8 cm bei einem Durchmesser von 5—8 mm erreichen. Bei noch höherem Mangangehalte sind sie gewöhnlich kleiner, aber häufig sehr deutlich ausgebildet; bei abnehmendem Mangangehalte werden sie un- deutlicher, sind aber bei genauer Untersuchung auch noch in vielen Roheisensorten zu entdecken, deren Mangangehalt nur wenige Procente beträgt. Man kann diese Krystalle als legirtes Eisen betrachten, welches, ohne zu saigern, erstarrte. 2)
Die Anwesenheit jenes oktaedrisch krystallisirenden Bestandtheiles der Eisensorten, des freien Eisens, pflegt sich durch eine körnige Be- schaffenheit der Bruchfläche zu verrathen, sofern eben die Menge des- selben vor der des legirten Eisens vorwiegt; letzteres dagegen ist, ab- weichend nach der Zusammensetzung der Legirung, durch eine blättrige, feinkrystallinische oder auch dichte Bruchfläche gekennzeichnet.
3. Reduction des Eisens aus seinen Verbindungen.
Wie schon früher besprochen wurde, verwendet man für die Dar- stellung des Eisens ausschliesslich Sauerstoffverbindungen (beziehentlich Carbonate und Silikate), und als Reductionsmittel für dasselbe aus diesen Verbindungen werden vorwiegend Kohlenstoff im festen Zustande oder gasförmiges Kohlenoxyd benutzt. Der chemische Vorgang bei dieser Reduction wurde durch entsprechende Formeln auf S. 12 ver- anschaulicht, wobei allerdings nur auf den Fall Rücksicht genommen wurde, dass die Zusammensetzung des zu reducirenden Körpers dem Typus R O entspricht (also Eisenoxydul reducirt wird); es wird jedoch dem Leser nicht schwer fallen, die betreffenden Formeln auch für andere Oxydstufen des Eisens (Fe3 O4, Fe2 O3) zu entwickeln. 3)
1) E. Schott, Die Kunstgiesserei in Eisen. Braunschweig 1873, S. 17. E. F. Dürre, Ueber die Constitution des Roheisens. Leipzig 1868, S. 69. B. Kerl, Handbuch der metallurgischen Hüttenkunde, 2. Aufl., Freiberg 1861, Bd. III, S. 26. Berg- und hüttenm. Ztg. 1863, S. 343.
2) Nicht alles legirte Eisen jedoch krystallisirt in Säulen. Bei Siliciumeisen z. B. glaubt Mrázek, wie unten ausführlicher erwähnt ist, Krystallisation im tesse- ralen System beobachtet zu haben.
3) Die erwähnte Formel für die Reduction durch festen Kohlenstoff: R O + C = R + C O stellt den Verlauf in der Weise dar, wie er bei der Reduction von Eisen- oxyden stattzufinden pflegt, d. h. in hoher Temperatur und bei einem Ueberschusse von Kohle. Dass in niedrigerer Temperatur auch Reduction unter Bildung von Kohlen- säure stattfinden könne, wurde durch Versuche von John Parry nachgewiesen (vergl. Literatur).
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[221/0267]
Reduction des Eisens aus seinen Verbindungen.
schärfsten Umrisse zu zeigen, welche aus den reinsten Eisensorten aus-
krystallisirten.
Auf Grund dieses Umstandes hat man beim Roheisen nicht ohne
allen Erfolg versucht, aus der Form der Krystalle Schlüsse auf seine
Reinheit und Festigkeit zu ziehen. 1)
Die zweite, im technisch dargestellten Eisen auftretende Gattung
von Krystallen sind Prismen (Säulen, Nadeln) des rhombischen Systemes.
Sie fehlen gänzlich in den reinsten Eisensorten (im schmiedbaren Eisen)
wie in demjenigen Eisen, welches bei der Erkaltung einem starken Zer-
fallen der Bestandtheile unterlag, und treten am deutlichsten in den
Legirungen des Eisens mit Mangan und Kohlenstoff hervor, in welchen
sie mitunter, wenn der Mangangehalt 30—40 Proc. beträgt, eine Länge
bis zu 8 cm bei einem Durchmesser von 5—8 mm erreichen. Bei noch
höherem Mangangehalte sind sie gewöhnlich kleiner, aber häufig sehr
deutlich ausgebildet; bei abnehmendem Mangangehalte werden sie un-
deutlicher, sind aber bei genauer Untersuchung auch noch in vielen
Roheisensorten zu entdecken, deren Mangangehalt nur wenige Procente
beträgt. Man kann diese Krystalle als legirtes Eisen betrachten, welches,
ohne zu saigern, erstarrte. 2)
Die Anwesenheit jenes oktaedrisch krystallisirenden Bestandtheiles
der Eisensorten, des freien Eisens, pflegt sich durch eine körnige Be-
schaffenheit der Bruchfläche zu verrathen, sofern eben die Menge des-
selben vor der des legirten Eisens vorwiegt; letzteres dagegen ist, ab-
weichend nach der Zusammensetzung der Legirung, durch eine blättrige,
feinkrystallinische oder auch dichte Bruchfläche gekennzeichnet.
3. Reduction des Eisens aus seinen Verbindungen.
Wie schon früher besprochen wurde, verwendet man für die Dar-
stellung des Eisens ausschliesslich Sauerstoffverbindungen (beziehentlich
Carbonate und Silikate), und als Reductionsmittel für dasselbe aus
diesen Verbindungen werden vorwiegend Kohlenstoff im festen Zustande
oder gasförmiges Kohlenoxyd benutzt. Der chemische Vorgang bei
dieser Reduction wurde durch entsprechende Formeln auf S. 12 ver-
anschaulicht, wobei allerdings nur auf den Fall Rücksicht genommen
wurde, dass die Zusammensetzung des zu reducirenden Körpers dem
Typus R O entspricht (also Eisenoxydul reducirt wird); es wird jedoch
dem Leser nicht schwer fallen, die betreffenden Formeln auch für andere
Oxydstufen des Eisens (Fe3 O4, Fe2 O3) zu entwickeln. 3)
1) E. Schott, Die Kunstgiesserei in Eisen. Braunschweig 1873, S. 17.
E. F. Dürre, Ueber die Constitution des Roheisens. Leipzig 1868, S. 69. B. Kerl,
Handbuch der metallurgischen Hüttenkunde, 2. Aufl., Freiberg 1861, Bd. III, S. 26.
Berg- und hüttenm. Ztg. 1863, S. 343.
2) Nicht alles legirte Eisen jedoch krystallisirt in Säulen. Bei Siliciumeisen
z. B. glaubt Mrázek, wie unten ausführlicher erwähnt ist, Krystallisation im tesse-
ralen System beobachtet zu haben.
3) Die erwähnte Formel für die Reduction durch festen Kohlenstoff: R O +
C = R + C O stellt den Verlauf in der Weise dar, wie er bei der Reduction von Eisen-
oxyden stattzufinden pflegt, d. h. in hoher Temperatur und bei einem Ueberschusse
von Kohle. Dass in niedrigerer Temperatur auch Reduction unter Bildung von Kohlen-
säure stattfinden könne, wurde durch Versuche von John Parry nachgewiesen
(vergl. Literatur).
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/267>, abgerufen am 03.12.2024.
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