Schmelzung. Silikate, in welchen beide Oxydstufen vorkommen, scheinen ihrem Verhalten nach, soweit Beobachtungen in der Praxis eine Schluss- folgerung zulassen, zwischen jenen sich einzureihen und um so streng- flüssiger zu sein, je höher ihr Oxydgehalt ist.
Manganoxydulsilikate schmelzen in verhältnissmässig niedriger Temperatur und verhalten sich ähnlich wie die Eisenoxydulsilikate. Auch das Subsilikat wie das Trisilikat sind ohne Schwierigkeit schmelzbar.
Ein Titansäuregehalt der Schlacken vermag, sofern er einiger- maassen beträchtlich ist, die Strengflüssigkeit der Schlacken erheblich zu erhöhen. Vermuthlich ist der Einfluss stärker in kieselsäure- und thonerdereichen Schlacken als in kalkerdereichen; genauere Unter- suchungen hierüber liegen nicht vor. Der Fall kommt vor bei Ver- hüttung gewisser titansäurehaltiger Roth- und Magneteisenerze.
Eine ihrem Wesen nach mit der Schmelzbarkeit verwandte, doch aber wesentlich andere Eigenschaft ist der Flüssigkeitsgrad oder die Dünnflüssigkeit geschmolzener Körper. Die in niedrigerer Tem- peratur schmelzbaren Körper sind keineswegs immer die dünnflüssigeren. Je allmählicher der Uebergang aus dem festen in den flüssigen Zustand stattfindet, desto weniger dünnflüssig pflegt der geschmolzene Körper zu sein.
Schlacken, welche allmählich erweichen, dabei einen bildsamen Zustand durchlaufend, in welchem sie sich wie erhitztes Glas in Formen drücken und zu langen Fäden ausziehen lassen, nennt man saiger; hierher gehören vornehmlich die kieselsäurereicheren Schlacken (Trisili- kate), zumal, wenn sie zugleich Thonerde und Magnesia enthalten. Ein grosser Magnesiagehalt giebt den kieselsäurereichen Schlacken eine eigen- thümliche klebrige Beschaffenheit.
Schlacken, welche ihren Aggregatzustand plötzlich wechseln und im geschmolzenen Zustande dünn fliessen, heissen frisch. Hierher gehören vornehmlich alle kalkerdereichen Schlacken, auch wenn ihre Schmelztemperatur wegen des geringen Kieselsäuregehaltes hoch liegt; ferner die eisenoxydul- und manganoxydulhaltigen Schlacken; u. a. m. Schon ein Gehalt von wenigen Procenten Eisen- oder Manganoxydul in übrigens saigeren Schlacken steigert beträchtlich deren Dünnflüssigkeit.
4. Structur.
Der Beschaffenheit der Bruchfläche gemäss kann man glasige Schlacken, derbe oder steinige Schlacken und krystallini- sche, beziehentlich krystallisirte Schlacken unterscheiden.
Auf die Entstehung der Structur wirken theils die chemische Zu- sammensetzung theils die Abkühlungsverhältnisse.
Glasige Beschaffenheit erhalten nur die kieselsäurereicheren Schlacken bei nicht allzu verlangsamter Abkühlung. Einen Uebergang zwischen den glasigen zu den steinigen Schlacken, jedoch den ersteren näher stehend, bilden die sogenannten Emailschlacken, schwach durchscheinend, hell gefärbt, mit reicherem Gehalte an Erden.
Dünnflüssigkeit. Structur.
Schmelzung. Silikate, in welchen beide Oxydstufen vorkommen, scheinen ihrem Verhalten nach, soweit Beobachtungen in der Praxis eine Schluss- folgerung zulassen, zwischen jenen sich einzureihen und um so streng- flüssiger zu sein, je höher ihr Oxydgehalt ist.
Manganoxydulsilikate schmelzen in verhältnissmässig niedriger Temperatur und verhalten sich ähnlich wie die Eisenoxydulsilikate. Auch das Subsilikat wie das Trisilikat sind ohne Schwierigkeit schmelzbar.
Ein Titansäuregehalt der Schlacken vermag, sofern er einiger- maassen beträchtlich ist, die Strengflüssigkeit der Schlacken erheblich zu erhöhen. Vermuthlich ist der Einfluss stärker in kieselsäure- und thonerdereichen Schlacken als in kalkerdereichen; genauere Unter- suchungen hierüber liegen nicht vor. Der Fall kommt vor bei Ver- hüttung gewisser titansäurehaltiger Roth- und Magneteisenerze.
Eine ihrem Wesen nach mit der Schmelzbarkeit verwandte, doch aber wesentlich andere Eigenschaft ist der Flüssigkeitsgrad oder die Dünnflüssigkeit geschmolzener Körper. Die in niedrigerer Tem- peratur schmelzbaren Körper sind keineswegs immer die dünnflüssigeren. Je allmählicher der Uebergang aus dem festen in den flüssigen Zustand stattfindet, desto weniger dünnflüssig pflegt der geschmolzene Körper zu sein.
Schlacken, welche allmählich erweichen, dabei einen bildsamen Zustand durchlaufend, in welchem sie sich wie erhitztes Glas in Formen drücken und zu langen Fäden ausziehen lassen, nennt man saiger; hierher gehören vornehmlich die kieselsäurereicheren Schlacken (Trisili- kate), zumal, wenn sie zugleich Thonerde und Magnesia enthalten. Ein grosser Magnesiagehalt giebt den kieselsäurereichen Schlacken eine eigen- thümliche klebrige Beschaffenheit.
Schlacken, welche ihren Aggregatzustand plötzlich wechseln und im geschmolzenen Zustande dünn fliessen, heissen frisch. Hierher gehören vornehmlich alle kalkerdereichen Schlacken, auch wenn ihre Schmelztemperatur wegen des geringen Kieselsäuregehaltes hoch liegt; ferner die eisenoxydul- und manganoxydulhaltigen Schlacken; u. a. m. Schon ein Gehalt von wenigen Procenten Eisen- oder Manganoxydul in übrigens saigeren Schlacken steigert beträchtlich deren Dünnflüssigkeit.
4. Structur.
Der Beschaffenheit der Bruchfläche gemäss kann man glasige Schlacken, derbe oder steinige Schlacken und krystallini- sche, beziehentlich krystallisirte Schlacken unterscheiden.
Auf die Entstehung der Structur wirken theils die chemische Zu- sammensetzung theils die Abkühlungsverhältnisse.
Glasige Beschaffenheit erhalten nur die kieselsäurereicheren Schlacken bei nicht allzu verlangsamter Abkühlung. Einen Uebergang zwischen den glasigen zu den steinigen Schlacken, jedoch den ersteren näher stehend, bilden die sogenannten Emailschlacken, schwach durchscheinend, hell gefärbt, mit reicherem Gehalte an Erden.
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Dünnflüssigkeit. Structur.
Schmelzung. Silikate, in welchen beide Oxydstufen vorkommen, scheinen
ihrem Verhalten nach, soweit Beobachtungen in der Praxis eine Schluss-
folgerung zulassen, zwischen jenen sich einzureihen und um so streng-
flüssiger zu sein, je höher ihr Oxydgehalt ist.
Manganoxydulsilikate schmelzen in verhältnissmässig niedriger
Temperatur und verhalten sich ähnlich wie die Eisenoxydulsilikate.
Auch das Subsilikat wie das Trisilikat sind ohne Schwierigkeit schmelzbar.
Ein Titansäuregehalt der Schlacken vermag, sofern er einiger-
maassen beträchtlich ist, die Strengflüssigkeit der Schlacken erheblich
zu erhöhen. Vermuthlich ist der Einfluss stärker in kieselsäure- und
thonerdereichen Schlacken als in kalkerdereichen; genauere Unter-
suchungen hierüber liegen nicht vor. Der Fall kommt vor bei Ver-
hüttung gewisser titansäurehaltiger Roth- und Magneteisenerze.
Eine ihrem Wesen nach mit der Schmelzbarkeit verwandte, doch
aber wesentlich andere Eigenschaft ist der Flüssigkeitsgrad oder
die Dünnflüssigkeit geschmolzener Körper. Die in niedrigerer Tem-
peratur schmelzbaren Körper sind keineswegs immer die dünnflüssigeren.
Je allmählicher der Uebergang aus dem festen in den flüssigen Zustand
stattfindet, desto weniger dünnflüssig pflegt der geschmolzene Körper
zu sein.
Schlacken, welche allmählich erweichen, dabei einen bildsamen
Zustand durchlaufend, in welchem sie sich wie erhitztes Glas in Formen
drücken und zu langen Fäden ausziehen lassen, nennt man saiger;
hierher gehören vornehmlich die kieselsäurereicheren Schlacken (Trisili-
kate), zumal, wenn sie zugleich Thonerde und Magnesia enthalten. Ein
grosser Magnesiagehalt giebt den kieselsäurereichen Schlacken eine eigen-
thümliche klebrige Beschaffenheit.
Schlacken, welche ihren Aggregatzustand plötzlich wechseln und
im geschmolzenen Zustande dünn fliessen, heissen frisch. Hierher
gehören vornehmlich alle kalkerdereichen Schlacken, auch wenn ihre
Schmelztemperatur wegen des geringen Kieselsäuregehaltes hoch liegt;
ferner die eisenoxydul- und manganoxydulhaltigen Schlacken; u. a. m.
Schon ein Gehalt von wenigen Procenten Eisen- oder Manganoxydul in
übrigens saigeren Schlacken steigert beträchtlich deren Dünnflüssigkeit.
4. Structur.
Der Beschaffenheit der Bruchfläche gemäss kann man glasige
Schlacken, derbe oder steinige Schlacken und krystallini-
sche, beziehentlich krystallisirte Schlacken unterscheiden.
Auf die Entstehung der Structur wirken theils die chemische Zu-
sammensetzung theils die Abkühlungsverhältnisse.
Glasige Beschaffenheit erhalten nur die kieselsäurereicheren Schlacken
bei nicht allzu verlangsamter Abkühlung. Einen Uebergang zwischen
den glasigen zu den steinigen Schlacken, jedoch den ersteren näher
stehend, bilden die sogenannten Emailschlacken, schwach durchscheinend,
hell gefärbt, mit reicherem Gehalte an Erden.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/193>, abgerufen am 21.11.2024.
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