Ofen nennt man einen jeden Apparat, in welchem durch Ver- brennung Wärme entwickelt wird, um durch Abgabe an andere Körper nutzbar gemacht zu werden.
Als Wirkungsgrad eines Ofens bezeichnet man das Verhältniss der in oder durch denselben wirklich nutzbar gemachten Wärme zu der Wärmeleistungsfähigkeit des für diesen Zweck verbrauchten Brenn- stoffes. Wenn z. B. ein Ofen den Zweck hat, Roheisen mit Koks um- zuschmelzen, ohne chemische Veränderungen desselben hervorzurufen, und man per kg umzuschmelzendes Roheisen 0.12 kg Koks gebraucht, so ist die nutzbar gemachte Wärme lediglich diejenige, welche von dem flüssigen Roheisen aufgenommen war und welche sich am leichte- sten durch Eingiessen einer gewissen Menge desselben in eine bestimmte Menge Wasser, dessen Temperatur vor und nach dem Eingiessen ermittelt worden war, bestimmen lässt; die Wärmeleistungsfähigkeit der Koks lässt sich annähernd mit Hilfe einer Aschenbestimmung sowie der bekannten Ziffern über die Wärmeleistungsfähigkeit der reinen Kokssubstanz (S. 85) ermitteln. Die von 1 kg flüssigen Roheisens auf- genommene Wärme betrage z. B. 250 W.-E., die Wärmeleistung von 1 kg Koks mit 10 Proc. Asche 7200 W.-E., so ist in diesem Falle der Wirkungsgrad des Ofens
[Formel 1]
.
Nicht immer jedoch gestaltet sich die Ermittelung des Wirkungs- grades so einfach als in dem vorliegenden Falle. Soll der Ofen zur Durchführung chemischer Processe verwendet werden, bei denen Wärme verbraucht oder Wärme frei wird (Reduction, Oxydation), so müssen diese Wärmemengen, die sich nur durch Rechnung ermitteln lassen, gebührend berücksichtigt werden. Die zur Durchführung des Processes verbrauchte Wärme ist thatsächlich nutzbar gemacht, da eben nur mit ihrer Hilfe jener Process möglich wurde, und kommt in den Zähler des Bruches zu der wirklich aufgenommenen, messbaren Wärme; die erzeugte Wärme kommt in den Nenner.
Wenn für einen und denselben Zweck verschiedene Arten von Oefen benutzbar sind, so bildet die Vergleichung ihres Wirkungsgrades ein wichtiges Hilfsmittel zur Beurtheilung ihrer verschiedenen Zweck- mässigkeit.
2. Die verschiedenen Ofengattungen.
Für die Eintheilung der Oefen lassen sich verschiedene Gesichts- punkte aufstellen.
Man kann allgemein direct wirkende Oefen, in welchen die Wärmeübertragung durch unmittelbare Berührung zwischen den ver- brennenden und den zu erhitzenden Körpern stattfindet, unterscheiden
Die Oefen. Allgemeines.
IV. Die Oefen und feuerfesten Materialien.
1. Allgemeines. Wirkungsgrad der Oefen.
Ofen nennt man einen jeden Apparat, in welchem durch Ver- brennung Wärme entwickelt wird, um durch Abgabe an andere Körper nutzbar gemacht zu werden.
Als Wirkungsgrad eines Ofens bezeichnet man das Verhältniss der in oder durch denselben wirklich nutzbar gemachten Wärme zu der Wärmeleistungsfähigkeit des für diesen Zweck verbrauchten Brenn- stoffes. Wenn z. B. ein Ofen den Zweck hat, Roheisen mit Koks um- zuschmelzen, ohne chemische Veränderungen desselben hervorzurufen, und man per kg umzuschmelzendes Roheisen 0.12 kg Koks gebraucht, so ist die nutzbar gemachte Wärme lediglich diejenige, welche von dem flüssigen Roheisen aufgenommen war und welche sich am leichte- sten durch Eingiessen einer gewissen Menge desselben in eine bestimmte Menge Wasser, dessen Temperatur vor und nach dem Eingiessen ermittelt worden war, bestimmen lässt; die Wärmeleistungsfähigkeit der Koks lässt sich annähernd mit Hilfe einer Aschenbestimmung sowie der bekannten Ziffern über die Wärmeleistungsfähigkeit der reinen Kokssubstanz (S. 85) ermitteln. Die von 1 kg flüssigen Roheisens auf- genommene Wärme betrage z. B. 250 W.-E., die Wärmeleistung von 1 kg Koks mit 10 Proc. Asche 7200 W.-E., so ist in diesem Falle der Wirkungsgrad des Ofens
[Formel 1]
.
Nicht immer jedoch gestaltet sich die Ermittelung des Wirkungs- grades so einfach als in dem vorliegenden Falle. Soll der Ofen zur Durchführung chemischer Processe verwendet werden, bei denen Wärme verbraucht oder Wärme frei wird (Reduction, Oxydation), so müssen diese Wärmemengen, die sich nur durch Rechnung ermitteln lassen, gebührend berücksichtigt werden. Die zur Durchführung des Processes verbrauchte Wärme ist thatsächlich nutzbar gemacht, da eben nur mit ihrer Hilfe jener Process möglich wurde, und kommt in den Zähler des Bruches zu der wirklich aufgenommenen, messbaren Wärme; die erzeugte Wärme kommt in den Nenner.
Wenn für einen und denselben Zweck verschiedene Arten von Oefen benutzbar sind, so bildet die Vergleichung ihres Wirkungsgrades ein wichtiges Hilfsmittel zur Beurtheilung ihrer verschiedenen Zweck- mässigkeit.
2. Die verschiedenen Ofengattungen.
Für die Eintheilung der Oefen lassen sich verschiedene Gesichts- punkte aufstellen.
Man kann allgemein direct wirkende Oefen, in welchen die Wärmeübertragung durch unmittelbare Berührung zwischen den ver- brennenden und den zu erhitzenden Körpern stattfindet, unterscheiden
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Die Oefen. Allgemeines.
IV. Die Oefen und feuerfesten Materialien.
1. Allgemeines. Wirkungsgrad der Oefen.
Ofen nennt man einen jeden Apparat, in welchem durch Ver-
brennung Wärme entwickelt wird, um durch Abgabe an andere Körper
nutzbar gemacht zu werden.
Als Wirkungsgrad eines Ofens bezeichnet man das Verhältniss der
in oder durch denselben wirklich nutzbar gemachten Wärme zu der
Wärmeleistungsfähigkeit des für diesen Zweck verbrauchten Brenn-
stoffes. Wenn z. B. ein Ofen den Zweck hat, Roheisen mit Koks um-
zuschmelzen, ohne chemische Veränderungen desselben hervorzurufen,
und man per kg umzuschmelzendes Roheisen 0.12 kg Koks gebraucht,
so ist die nutzbar gemachte Wärme lediglich diejenige, welche von
dem flüssigen Roheisen aufgenommen war und welche sich am leichte-
sten durch Eingiessen einer gewissen Menge desselben in eine bestimmte
Menge Wasser, dessen Temperatur vor und nach dem Eingiessen
ermittelt worden war, bestimmen lässt; die Wärmeleistungsfähigkeit der
Koks lässt sich annähernd mit Hilfe einer Aschenbestimmung sowie
der bekannten Ziffern über die Wärmeleistungsfähigkeit der reinen
Kokssubstanz (S. 85) ermitteln. Die von 1 kg flüssigen Roheisens auf-
genommene Wärme betrage z. B. 250 W.-E., die Wärmeleistung von
1 kg Koks mit 10 Proc. Asche 7200 W.-E., so ist in diesem Falle der
Wirkungsgrad des Ofens [FORMEL].
Nicht immer jedoch gestaltet sich die Ermittelung des Wirkungs-
grades so einfach als in dem vorliegenden Falle. Soll der Ofen zur
Durchführung chemischer Processe verwendet werden, bei denen Wärme
verbraucht oder Wärme frei wird (Reduction, Oxydation), so müssen
diese Wärmemengen, die sich nur durch Rechnung ermitteln lassen,
gebührend berücksichtigt werden. Die zur Durchführung des Processes
verbrauchte Wärme ist thatsächlich nutzbar gemacht, da eben nur
mit ihrer Hilfe jener Process möglich wurde, und kommt in den Zähler
des Bruches zu der wirklich aufgenommenen, messbaren Wärme; die
erzeugte Wärme kommt in den Nenner.
Wenn für einen und denselben Zweck verschiedene Arten von
Oefen benutzbar sind, so bildet die Vergleichung ihres Wirkungsgrades
ein wichtiges Hilfsmittel zur Beurtheilung ihrer verschiedenen Zweck-
mässigkeit.
2. Die verschiedenen Ofengattungen.
Für die Eintheilung der Oefen lassen sich verschiedene Gesichts-
punkte aufstellen.
Man kann allgemein direct wirkende Oefen, in welchen die
Wärmeübertragung durch unmittelbare Berührung zwischen den ver-
brennenden und den zu erhitzenden Körpern stattfindet, unterscheiden
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/137>, abgerufen am 03.12.2024.
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