Homogenität. I. Zugabe. Hände. Erste Zugabe. Hände.
Die erstaunliche Gleichartigkeit des menschlichen Körpers in allen seinen Aesten und Zweigen mit dem Stamme könnte vielleicht durch nichts so augenscheinlich gemacht werden, als durch Verglei- chung der Hände und des Gesichtes -- oder der Silhouetten von beyden. Tafeln dieser Art sind den physiognomischen Linien vorbehalten.
Des IV. Ban- des IV. Tafel. 6. Silhouetten von Händen.
Hier nur einige Proben -- allervörderst sechs Silhouetten von männlichen Händen.
Jch weiß immer über besondere menschliche Hände noch sehr wenig zu sagen; weil ich noch wenige Zeichnungen davon habe können machen lassen. Bey der großen Schwierigkeit, Hän- de genau nachzuzeichnen, bleibt, ohne die Abgüsse, nichts übrig, das leichter und sichrer wäre, als Silhouetten von Händen. Eine große Sammlung solcher muß uns ganz natürlich und leicht auf die mächtigen redenden Unterschiede der Umrisse von Händen führen, und uns unwiderstehlich füh- len lassen -- Die Hände sind, verhältnißmäßig, so verschieden und so charakteristisch, als die Gesichter.
Hier sind sechs männliche rechte Hände -- deren Unterschiede sich am leichtesten durch Ver- gleichung der Daumenfinger und des äußersten Umrisses desselben bis ans Ende bemerken lassen. Sie sind alle der Statur der Personen, denen sie zugehören, vollkommen angemessen; so daß man aus je- der die Statur des ganzen Körpers, und die Größe des Kopfes bestimmen könnte. Aber nicht nur die Statur und Größe des Ganzen und einzelner Theile, sondern auch den physiognomischen Cha- rakter des Gesichtes. Wie die Umrisse der Hand, so die Umrisse des Gesichtes. Sind die einen weich, sind's die andern auch, gewaltthätige Zufälle und übermäßiges Arbeiten ausgenom- men; wiewohl auch diese den Grundriß der Hand nur so wenig merkbar verderben, als etwa die Lei- denschaften die Form des Schädels verändern. An seinem Orte soll, will's Gott, dieß Verhältniß unwidersprechlich dargethan werden -- und was ist damit dargethan? dargethan, daß alles am Menschen Eins ist; daß wie Gott allen seinen Werken etwas von seinem Charakter eingedrückt hat, also der Geist des Menschen aus allen seinen Gliedern zu erkennen ist; daß alles Eins, alles Offen- barung des Einen in allem ist; daß, wenn die Wurzel heilig ist, es auch die Zweige sind.
Ganz
Homogenitaͤt. I. Zugabe. Haͤnde. Erſte Zugabe. Haͤnde.
Die erſtaunliche Gleichartigkeit des menſchlichen Koͤrpers in allen ſeinen Aeſten und Zweigen mit dem Stamme koͤnnte vielleicht durch nichts ſo augenſcheinlich gemacht werden, als durch Verglei- chung der Haͤnde und des Geſichtes — oder der Silhouetten von beyden. Tafeln dieſer Art ſind den phyſiognomiſchen Linien vorbehalten.
Des IV. Ban- des IV. Tafel. 6. Silhouetten von Haͤnden.
Hier nur einige Proben — allervoͤrderſt ſechs Silhouetten von maͤnnlichen Haͤnden.
Jch weiß immer uͤber beſondere menſchliche Haͤnde noch ſehr wenig zu ſagen; weil ich noch wenige Zeichnungen davon habe koͤnnen machen laſſen. Bey der großen Schwierigkeit, Haͤn- de genau nachzuzeichnen, bleibt, ohne die Abguͤſſe, nichts uͤbrig, das leichter und ſichrer waͤre, als Silhouetten von Haͤnden. Eine große Sammlung ſolcher muß uns ganz natuͤrlich und leicht auf die maͤchtigen redenden Unterſchiede der Umriſſe von Haͤnden fuͤhren, und uns unwiderſtehlich fuͤh- len laſſen — Die Haͤnde ſind, verhaͤltnißmaͤßig, ſo verſchieden und ſo charakteriſtiſch, als die Geſichter.
Hier ſind ſechs maͤnnliche rechte Haͤnde — deren Unterſchiede ſich am leichteſten durch Ver- gleichung der Daumenfinger und des aͤußerſten Umriſſes deſſelben bis ans Ende bemerken laſſen. Sie ſind alle der Statur der Perſonen, denen ſie zugehoͤren, vollkommen angemeſſen; ſo daß man aus je- der die Statur des ganzen Koͤrpers, und die Groͤße des Kopfes beſtimmen koͤnnte. Aber nicht nur die Statur und Groͤße des Ganzen und einzelner Theile, ſondern auch den phyſiognomiſchen Cha- rakter des Geſichtes. Wie die Umriſſe der Hand, ſo die Umriſſe des Geſichtes. Sind die einen weich, ſind’s die andern auch, gewaltthaͤtige Zufaͤlle und uͤbermaͤßiges Arbeiten ausgenom- men; wiewohl auch dieſe den Grundriß der Hand nur ſo wenig merkbar verderben, als etwa die Lei- denſchaften die Form des Schaͤdels veraͤndern. An ſeinem Orte ſoll, will’s Gott, dieß Verhaͤltniß unwiderſprechlich dargethan werden — und was iſt damit dargethan? dargethan, daß alles am Menſchen Eins iſt; daß wie Gott allen ſeinen Werken etwas von ſeinem Charakter eingedruͤckt hat, alſo der Geiſt des Menſchen aus allen ſeinen Gliedern zu erkennen iſt; daß alles Eins, alles Offen- barung des Einen in allem iſt; daß, wenn die Wurzel heilig iſt, es auch die Zweige ſind.
Ganz
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Homogenitaͤt. I. Zugabe. Haͤnde.
Erſte Zugabe.
Haͤnde.
Die erſtaunliche Gleichartigkeit des menſchlichen Koͤrpers in allen ſeinen Aeſten und Zweigen mit
dem Stamme koͤnnte vielleicht durch nichts ſo augenſcheinlich gemacht werden, als durch Verglei-
chung der Haͤnde und des Geſichtes — oder der Silhouetten von beyden. Tafeln dieſer Art ſind den
phyſiognomiſchen Linien vorbehalten.
Hier nur einige Proben — allervoͤrderſt ſechs Silhouetten von maͤnnlichen
Haͤnden.
Jch weiß immer uͤber beſondere menſchliche Haͤnde noch ſehr wenig zu ſagen; weil
ich noch wenige Zeichnungen davon habe koͤnnen machen laſſen. Bey der großen Schwierigkeit, Haͤn-
de genau nachzuzeichnen, bleibt, ohne die Abguͤſſe, nichts uͤbrig, das leichter und ſichrer waͤre, als
Silhouetten von Haͤnden. Eine große Sammlung ſolcher muß uns ganz natuͤrlich und leicht auf
die maͤchtigen redenden Unterſchiede der Umriſſe von Haͤnden fuͤhren, und uns unwiderſtehlich fuͤh-
len laſſen — Die Haͤnde ſind, verhaͤltnißmaͤßig, ſo verſchieden und ſo charakteriſtiſch, als
die Geſichter.
Hier ſind ſechs maͤnnliche rechte Haͤnde — deren Unterſchiede ſich am leichteſten durch Ver-
gleichung der Daumenfinger und des aͤußerſten Umriſſes deſſelben bis ans Ende bemerken laſſen. Sie
ſind alle der Statur der Perſonen, denen ſie zugehoͤren, vollkommen angemeſſen; ſo daß man aus je-
der die Statur des ganzen Koͤrpers, und die Groͤße des Kopfes beſtimmen koͤnnte. Aber nicht nur
die Statur und Groͤße des Ganzen und einzelner Theile, ſondern auch den phyſiognomiſchen Cha-
rakter des Geſichtes. Wie die Umriſſe der Hand, ſo die Umriſſe des Geſichtes. Sind die
einen weich, ſind’s die andern auch, gewaltthaͤtige Zufaͤlle und uͤbermaͤßiges Arbeiten ausgenom-
men; wiewohl auch dieſe den Grundriß der Hand nur ſo wenig merkbar verderben, als etwa die Lei-
denſchaften die Form des Schaͤdels veraͤndern. An ſeinem Orte ſoll, will’s Gott, dieß Verhaͤltniß
unwiderſprechlich dargethan werden — und was iſt damit dargethan? dargethan, daß alles am
Menſchen Eins iſt; daß wie Gott allen ſeinen Werken etwas von ſeinem Charakter eingedruͤckt hat,
alſo der Geiſt des Menſchen aus allen ſeinen Gliedern zu erkennen iſt; daß alles Eins, alles Offen-
barung des Einen in allem iſt; daß, wenn die Wurzel heilig iſt, es auch die Zweige ſind.
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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/71>, abgerufen am 18.12.2024.
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