Viererley Menschen. Viererley Gesichter. Gesichter, auf die sich nichts pflanzen läßt. Jeder Vogel frißt's weg. Oder sie sind hart wie Stein, mit wenig Erde oder Fleisch überwachsen. Oder Angewohnheiten ersticken alles Gute; oder es sind gute Knochen, gutes Fleisch, und ein glück- liches Verhältniß beyder -- und keine erstickenden Angewohnheiten.
5.
Wer hat, dem wird gegeben, und er wird Ueberfluß haben. Wer aber nicht hat, von dem wird auch das, was er hat, genommen werden. Matth. XIII. Wiederum von jedem guten und schlechten Gesichte wahr. Wer seiner Anlage treu ist, sie hat, genießt -- sichtbarlich wird er sich veredeln. Der Schlechtere wird auch die guten Züge verlieren, die ihm ge- geben sind.
6.
Sehet zu, daß ihr keinen dieser Kleinen verachtet; denn ich sage euch: Jhre En- gel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel. Matth. XVIII. Vielleicht sehen die Engel des Vaters Angesicht im Angesichte der Kinder.
7.
Es sind Verschnittene, die von Mutterleib also geboren sind. Und sind Ver- schnittene, die von Menschen verschnitten worden. Und sind Verschnittene, die sich selbst um des Himmelreichs willen verschnitten haben. Matth. XIX. -- Welcher Schulleh- rer klassifizirt besser! -- Es giebt (wie Verschnittene) so starke, so enthaltsame, so weise, so ange- nehme u. s. f. die von Mutterleib also geboren sind; -- die andere Menschen; die sich selber dazu gemacht haben.
8.
Höret und merket; nicht das, was zum Mund eingeht, verunreiniget den Men- schen; sondern was zum Mund ausgeht, das verunreiniget den Menschen. Denn was zum Mund eingeht, das weicht in den Bauch, und geht aus durch den natürlichen Gang, der alle Speisen reinigt. Was aus dem Mund ausgeht, das kömmt aus dem Herzen, und dasselbe verunreiniget den Menschen. Matth. XV. 11. Marc. VII. 18. 23. -- Auch wieder physiognomisch wahr. Nicht Zufälligkeiten von außen; nicht Flecken, die sich abwi-
schen
III. Abſchnitt. VIII. Fragment.
Viererley Menſchen. Viererley Geſichter. Geſichter, auf die ſich nichts pflanzen laͤßt. Jeder Vogel frißt’s weg. Oder ſie ſind hart wie Stein, mit wenig Erde oder Fleiſch uͤberwachſen. Oder Angewohnheiten erſticken alles Gute; oder es ſind gute Knochen, gutes Fleiſch, und ein gluͤck- liches Verhaͤltniß beyder — und keine erſtickenden Angewohnheiten.
5.
Wer hat, dem wird gegeben, und er wird Ueberfluß haben. Wer aber nicht hat, von dem wird auch das, was er hat, genommen werden. Matth. XIII. Wiederum von jedem guten und ſchlechten Geſichte wahr. Wer ſeiner Anlage treu iſt, ſie hat, genießt — ſichtbarlich wird er ſich veredeln. Der Schlechtere wird auch die guten Zuͤge verlieren, die ihm ge- geben ſind.
6.
Sehet zu, daß ihr keinen dieſer Kleinen verachtet; denn ich ſage euch: Jhre En- gel im Himmel ſehen allezeit das Angeſicht meines Vaters im Himmel. Matth. XVIII. Vielleicht ſehen die Engel des Vaters Angeſicht im Angeſichte der Kinder.
7.
Es ſind Verſchnittene, die von Mutterleib alſo geboren ſind. Und ſind Ver- ſchnittene, die von Menſchen verſchnitten worden. Und ſind Verſchnittene, die ſich ſelbſt um des Himmelreichs willen verſchnitten haben. Matth. XIX. — Welcher Schulleh- rer klaſſifizirt beſſer! — Es giebt (wie Verſchnittene) ſo ſtarke, ſo enthaltſame, ſo weiſe, ſo ange- nehme u. ſ. f. die von Mutterleib alſo geboren ſind; — die andere Menſchen; die ſich ſelber dazu gemacht haben.
8.
Hoͤret und merket; nicht das, was zum Mund eingeht, verunreiniget den Men- ſchen; ſondern was zum Mund ausgeht, das verunreiniget den Menſchen. Denn was zum Mund eingeht, das weicht in den Bauch, und geht aus durch den natuͤrlichen Gang, der alle Speiſen reinigt. Was aus dem Mund ausgeht, das koͤmmt aus dem Herzen, und daſſelbe verunreiniget den Menſchen. Matth. XV. 11. Marc. VII. 18. 23. — Auch wieder phyſiognomiſch wahr. Nicht Zufaͤlligkeiten von außen; nicht Flecken, die ſich abwi-
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III. Abſchnitt. VIII. Fragment.
Viererley Menſchen. Viererley Geſichter. Geſichter, auf die ſich nichts pflanzen laͤßt.
Jeder Vogel frißt’s weg. Oder ſie ſind hart wie Stein, mit wenig Erde oder Fleiſch uͤberwachſen.
Oder Angewohnheiten erſticken alles Gute; oder es ſind gute Knochen, gutes Fleiſch, und ein gluͤck-
liches Verhaͤltniß beyder — und keine erſtickenden Angewohnheiten.
5.
Wer hat, dem wird gegeben, und er wird Ueberfluß haben. Wer aber nicht
hat, von dem wird auch das, was er hat, genommen werden. Matth. XIII. Wiederum
von jedem guten und ſchlechten Geſichte wahr. Wer ſeiner Anlage treu iſt, ſie hat, genießt —
ſichtbarlich wird er ſich veredeln. Der Schlechtere wird auch die guten Zuͤge verlieren, die ihm ge-
geben ſind.
6.
Sehet zu, daß ihr keinen dieſer Kleinen verachtet; denn ich ſage euch: Jhre En-
gel im Himmel ſehen allezeit das Angeſicht meines Vaters im Himmel. Matth. XVIII.
Vielleicht ſehen die Engel des Vaters Angeſicht im Angeſichte der Kinder.
7.
Es ſind Verſchnittene, die von Mutterleib alſo geboren ſind. Und ſind Ver-
ſchnittene, die von Menſchen verſchnitten worden. Und ſind Verſchnittene, die ſich
ſelbſt um des Himmelreichs willen verſchnitten haben. Matth. XIX. — Welcher Schulleh-
rer klaſſifizirt beſſer! — Es giebt (wie Verſchnittene) ſo ſtarke, ſo enthaltſame, ſo weiſe, ſo ange-
nehme u. ſ. f. die von Mutterleib alſo geboren ſind; — die andere Menſchen; die ſich ſelber dazu
gemacht haben.
8.
Hoͤret und merket; nicht das, was zum Mund eingeht, verunreiniget den Men-
ſchen; ſondern was zum Mund ausgeht, das verunreiniget den Menſchen. Denn
was zum Mund eingeht, das weicht in den Bauch, und geht aus durch den natuͤrlichen
Gang, der alle Speiſen reinigt. Was aus dem Mund ausgeht, das koͤmmt aus dem
Herzen, und daſſelbe verunreiniget den Menſchen. Matth. XV. 11. Marc. VII. 18. 23. —
Auch wieder phyſiognomiſch wahr. Nicht Zufaͤlligkeiten von außen; nicht Flecken, die ſich abwi-
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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/234>, abgerufen am 17.11.2024.
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