Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777.X. Abschnitt. XVII. Fragment. Siebenzehntes Fragment. Des III. Ban-Zwey weibliche Porträte, ein schattirtes und ein Umriß, von derselben Person. B. des LXXIX. Tafel. B. Richt beleidigen will ich deine reineste Bescheidenheit, fromme Matrone; fürchte Du lebst schon im Grabe, und im Himmel deines Heylandes! Der äußerliche Mensch ver- Güte und Religionsempfänglichkeit sind dem ziemlich ähnlichen Urbilde mitgebo- Die ungewöhnlich kurze -- so ganz gebogne Stirn -- ist sicheres Zeichen von weiblicher Solche Stirnen nehmen Licht an -- aber forschen nicht mit Drange nach Licht -- Solche Solche Stirnen haben gemeiniglich die Augenbraunen hoch über den Augen -- solche Solche Stirnen selten andere, als kleine, nie starkknochigte vordringende Nasen. Nun
X. Abſchnitt. XVII. Fragment. Siebenzehntes Fragment. Des III. Ban-Zwey weibliche Portraͤte, ein ſchattirtes und ein Umriß, von derſelben Perſon. B. des LXXIX. Tafel. B. Richt beleidigen will ich deine reineſte Beſcheidenheit, fromme Matrone; fuͤrchte Du lebſt ſchon im Grabe, und im Himmel deines Heylandes! Der aͤußerliche Menſch ver- Guͤte und Religionsempfaͤnglichkeit ſind dem ziemlich aͤhnlichen Urbilde mitgebo- Die ungewoͤhnlich kurze — ſo ganz gebogne Stirn — iſt ſicheres Zeichen von weiblicher Solche Stirnen nehmen Licht an — aber forſchen nicht mit Drange nach Licht — Solche Solche Stirnen haben gemeiniglich die Augenbraunen hoch uͤber den Augen — ſolche Solche Stirnen ſelten andere, als kleine, nie ſtarkknochigte vordringende Naſen. Nun
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X. Abſchnitt. XVII. Fragment.
Siebenzehntes Fragment.
Zwey weibliche Portraͤte, ein ſchattirtes und ein Umriß,
von derſelben Perſon. B.
Richt beleidigen will ich deine reineſte Beſcheidenheit, fromme Matrone; fuͤrchte
dich nicht .. will nicht deinen edlen Charakter aufſchließen; und dennoch bitte ich:
Verzeihe, daß ich den Schatten deines, die Stille ſo liebenden, Weſens hier vorfuͤhre! ...
Du lebſt ſchon im Grabe, und im Himmel deines Heylandes! Der aͤußerliche Menſch ver-
weſe! der innerliche erneut ſich von Tag zu Tage! — ...
Guͤte und Religionsempfaͤnglichkeit ſind dem ziemlich aͤhnlichen Urbilde mitgebo-
ren — Tugend und Chriſtenthum — ward durch Fuͤrſehung von außen, und durch Uebung
von innen — auf dieſem Grunde gepflanzt und genaͤhrt.
Die ungewoͤhnlich kurze — ſo ganz gebogne Stirn — iſt ſicheres Zeichen von weiblicher
Zartheit — und Religionsempfaͤnglichkeit, ſanfter, liebender — Religion, die leicht in Jmagina-
tionstaͤuſchung und Taͤndeley ausgleiten kann; hier nicht dahin ausartete.
Solche Stirnen nehmen Licht an — aber forſchen nicht mit Drange nach Licht — Solche
Stirnen ſind Quellen von leichtfließenden Thraͤnen ſchnellerregter Sehnſucht und Liebe.
Solche Stirnen haben gemeiniglich die Augenbraunen hoch uͤber den Augen — ſolche
Stirnen — ſelten kleine Augen — nie Augen, an denen das obere Augenlied ſich bis zur Unbe-
merkbarkeit zuruͤckzieht — immer ſichtbar große obere Augenlieder.
Solche Stirnen ſelten andere, als kleine, nie ſtarkknochigte vordringende Naſen.
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