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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777.

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Viertes Fragment.
M. c. Funfzehn Mundstücke.
Des III. Ban-
des XXVII.
Tafel.

Eigentlich nur fünfe; die schattirten in der Mitte allein die wahren. Die Umrisse
zur Rechten und Linken nur Veränderungen desselben Mundes.

Unter allen jedoch, den wahren und den veränderten, kein ganz gemeiner.

Die drey der ersten Reihe eines sanften, vollen, kecken Knabens voll Dreistigkeit und
Verstand. Der mittlere hat am meisten bestimmte Kühnheit; der zur Rechten (unterm Buchsta-
ben M) besonders durch die Unterlippe mehr Stolz und Adel, in der Mitte mehr Unschuld -- oben
mehr Kindlichkeit. Etwas mehr Verstand und Klugheit, allenfalls auch mehr Feinheit der Em-
psindung der zur Linken.

Die zweyte Reihe -- Güte; Keckheit, Bravheit ohne Feinheit. Der erste der gera-
deste, treuste. Der dritte, der gutmüthigste, feinfühlendste.

Die dritte Reihe. Der mittlere eines Fähigkeitreichen, leicht beweglichen Menschen.
Diese Schweifung und diese Beschlossenheit wird ewig kein gemeiner, dummer Mensch haben. Der
zur Rechten viel weniger Bonhomie -- allenfalls mehr Verstand -- Der zur Linken -- trockne,
kalte Güte.

Die vierte Reihe .. von einer erhabnen Seele. Der mittlere hat am meisten Adel,
Güte, Verstand. Die Güte hat vornehmlich den Sitz in dem Eckgen, das sich von der Oberlippe
her auf die Mitte der Unterlippe legt. Der zur Rechten weniger Güte und weniger Verstand.
Der zur Linken mehr Güte und mehr Verstand, als der zur Rechten, und weniger, als der in der
Mitte.

Die fünfte und letzte Reihe von einem herzguten, feinfühlenden, leicht auffassenden Jüng-
ling. Der in der Mitte am meisten Güte. Der zur Rechten am meisten Adel, Geschmack, Ho-
heit -- Der zur Linken am geschentesten und feinsten.

Fünftes
Viertes Fragment.
M. c. Funfzehn Mundſtuͤcke.
Des III. Ban-
des XXVII.
Tafel.

Eigentlich nur fuͤnfe; die ſchattirten in der Mitte allein die wahren. Die Umriſſe
zur Rechten und Linken nur Veraͤnderungen deſſelben Mundes.

Unter allen jedoch, den wahren und den veraͤnderten, kein ganz gemeiner.

Die drey der erſten Reihe eines ſanften, vollen, kecken Knabens voll Dreiſtigkeit und
Verſtand. Der mittlere hat am meiſten beſtimmte Kuͤhnheit; der zur Rechten (unterm Buchſta-
ben M) beſonders durch die Unterlippe mehr Stolz und Adel, in der Mitte mehr Unſchuld — oben
mehr Kindlichkeit. Etwas mehr Verſtand und Klugheit, allenfalls auch mehr Feinheit der Em-
pſindung der zur Linken.

Die zweyte Reihe — Guͤte; Keckheit, Bravheit ohne Feinheit. Der erſte der gera-
deſte, treuſte. Der dritte, der gutmuͤthigſte, feinfuͤhlendſte.

Die dritte Reihe. Der mittlere eines Faͤhigkeitreichen, leicht beweglichen Menſchen.
Dieſe Schweifung und dieſe Beſchloſſenheit wird ewig kein gemeiner, dummer Menſch haben. Der
zur Rechten viel weniger Bonhomie — allenfalls mehr Verſtand — Der zur Linken — trockne,
kalte Guͤte.

Die vierte Reihe .. von einer erhabnen Seele. Der mittlere hat am meiſten Adel,
Guͤte, Verſtand. Die Guͤte hat vornehmlich den Sitz in dem Eckgen, das ſich von der Oberlippe
her auf die Mitte der Unterlippe legt. Der zur Rechten weniger Guͤte und weniger Verſtand.
Der zur Linken mehr Guͤte und mehr Verſtand, als der zur Rechten, und weniger, als der in der
Mitte.

Die fuͤnfte und letzte Reihe von einem herzguten, feinfuͤhlenden, leicht auffaſſenden Juͤng-
ling. Der in der Mitte am meiſten Guͤte. Der zur Rechten am meiſten Adel, Geſchmack, Ho-
heit — Der zur Linken am geſchenteſten und feinſten.

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[126/0194] Viertes Fragment. M. c. Funfzehn Mundſtuͤcke. Eigentlich nur fuͤnfe; die ſchattirten in der Mitte allein die wahren. Die Umriſſe zur Rechten und Linken nur Veraͤnderungen deſſelben Mundes. Unter allen jedoch, den wahren und den veraͤnderten, kein ganz gemeiner. Die drey der erſten Reihe eines ſanften, vollen, kecken Knabens voll Dreiſtigkeit und Verſtand. Der mittlere hat am meiſten beſtimmte Kuͤhnheit; der zur Rechten (unterm Buchſta- ben M) beſonders durch die Unterlippe mehr Stolz und Adel, in der Mitte mehr Unſchuld — oben mehr Kindlichkeit. Etwas mehr Verſtand und Klugheit, allenfalls auch mehr Feinheit der Em- pſindung der zur Linken. Die zweyte Reihe — Guͤte; Keckheit, Bravheit ohne Feinheit. Der erſte der gera- deſte, treuſte. Der dritte, der gutmuͤthigſte, feinfuͤhlendſte. Die dritte Reihe. Der mittlere eines Faͤhigkeitreichen, leicht beweglichen Menſchen. Dieſe Schweifung und dieſe Beſchloſſenheit wird ewig kein gemeiner, dummer Menſch haben. Der zur Rechten viel weniger Bonhomie — allenfalls mehr Verſtand — Der zur Linken — trockne, kalte Guͤte. Die vierte Reihe .. von einer erhabnen Seele. Der mittlere hat am meiſten Adel, Guͤte, Verſtand. Die Guͤte hat vornehmlich den Sitz in dem Eckgen, das ſich von der Oberlippe her auf die Mitte der Unterlippe legt. Der zur Rechten weniger Guͤte und weniger Verſtand. Der zur Linken mehr Guͤte und mehr Verſtand, als der zur Rechten, und weniger, als der in der Mitte. Die fuͤnfte und letzte Reihe von einem herzguten, feinfuͤhlenden, leicht auffaſſenden Juͤng- ling. Der in der Mitte am meiſten Guͤte. Der zur Rechten am meiſten Adel, Geſchmack, Ho- heit — Der zur Linken am geſchenteſten und feinſten. Fuͤnftes

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777/194>, abgerufen am 17.11.2024.