Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 2. Leipzig u. a., 1776.XXVIII. Fragment. Drey Künstler. Acht und zwanzigstes Fragment. Drey Künstler. Cölla, Lips, Pfenninger. Wir behalten uns zwar vor, den Künstlern noch ein besonderes Fragment zu wiedmen -- doch, Erste Tafel. Cölla. Johannes Cölla -- ein Landmann von Stäfa am Zürchersee, der sich selbst beynah' Die Tafel A hat viel Fremdes und Unwahres -- besonders was Luftigleichtsinniges, das Die Tafel B ist ungleich wahrer, ruhig melancholischer, obgleich auch diese noch hinter dem Jn beyden seht ihr, doch mehr in B -- das Schauen der Nachahmung; in keinem den Jn A die Spitze der Nase etwas feiner, als in B. Die Stirn oben etwas gewölbter in A, in B platter. Jn
XXVIII. Fragment. Drey Kuͤnſtler. Acht und zwanzigſtes Fragment. Drey Kuͤnſtler. Coͤlla, Lips, Pfenninger. Wir behalten uns zwar vor, den Kuͤnſtlern noch ein beſonderes Fragment zu wiedmen — doch, Erſte Tafel. Coͤlla. Johannes Coͤlla — ein Landmann von Staͤfa am Zuͤrcherſee, der ſich ſelbſt beynah’ Die Tafel A hat viel Fremdes und Unwahres — beſonders was Luftigleichtſinniges, das Die Tafel B iſt ungleich wahrer, ruhig melancholiſcher, obgleich auch dieſe noch hinter dem Jn beyden ſeht ihr, doch mehr in B — das Schauen der Nachahmung; in keinem den Jn A die Spitze der Naſe etwas feiner, als in B. Die Stirn oben etwas gewoͤlbter in A, in B platter. Jn
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XXVIII. Fragment. Drey Kuͤnſtler.
Acht und zwanzigſtes Fragment.
Drey Kuͤnſtler. Coͤlla, Lips, Pfenninger.
Wir behalten uns zwar vor, den Kuͤnſtlern noch ein beſonderes Fragment zu wiedmen — doch,
weil wir eben von dieſen dreyen geſprochen haben, ſo werden ſie uns wohl erlauben, unterdeſſen auch
ein Wort uͤber ihre Geſichter, oder vielmehr ihre Portraͤte zu ſagen.
Erſte Tafel.
Coͤlla.
Johannes Coͤlla — ein Landmann von Staͤfa am Zuͤrcherſee, der ſich ſelbſt beynah’
allein (freylich brachte er dem beruͤhmten Herrn Fuͤeßli ſeine gemachten Arbeiten zur Kritik, und
das war gewiß auch nicht umſonſt —) zum originellſten Nachahmer der ruhenden Natur ge-
bildet — das heißt, zum Mahler der Natur, ohne erlernte Manier eines Meiſters in ſeine
Gemaͤhlde zu bringen. — Er zeichnete und mahlte anfangs beynah’ immer Nachtſtuͤcke, weil
ſein Haus auch bey Tage — zu Tagſtuͤcken zu dunkel iſt. Dieß einzige verbreitet uͤber alle ſeine
Gemaͤhlde eine gewiſſe Daͤmmerung, ich moͤchte faſt ſagen — Naͤchtlichkeit — die zugleich auch
ſeinen Hauptcharakter ausmacht. — Der freudenloſeſte Menſch, den ich in meinem Leben geſehen.
Lauter an den Schlummer graͤnzende Ruhe — bloß ſchauendes Auge — ohn’ alles Feuer, alle
Schoͤpfungskraft — aber dann dafuͤr ganz unverdorbenes Auge — ganz reine Empfaͤnglichkeit al-
ler aͤuſſern Eindruͤcke; auch der kleinſten — Ein Genie des Details! Genie? Nein — langſa-
mes, ſucceſſives Aufſuchen und Wahrnehmen iſt Fertigkeit, aber nicht Genie. —
Die Tafel A hat viel Fremdes und Unwahres — beſonders was Luftigleichtſinniges, das
gar nicht ſein iſt.
Die Tafel B iſt ungleich wahrer, ruhig melancholiſcher, obgleich auch dieſe noch hinter dem
Phlegma der Natur ſteht.
Jn beyden ſeht ihr, doch mehr in B — das Schauen der Nachahmung; in keinem den
Blick der Schoͤpfung. Jn keinem Vordringen der Ruhmſucht. — Viel beſcheidener A als B.
Jn A die Spitze der Naſe etwas feiner, als in B.
Die Stirn oben etwas gewoͤlbter in A, in B platter.
Jn
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