Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 2. Leipzig u. a., 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
XVII. Fragment.
Siebenzehntes Fragment.
Thierische Stumpfheit und Hornkraft.
Widder, Ziegen, Schaafe.

Wir entfernen uns bisweilen von Menschen, -- und untermischen Thiergestalten; -- nicht
eben in der Absicht, um Aehnlichkeit mit Menschen herauszuzwingen, wie der allbekannte, in
alle Sprachen übersetzte Compilator Porta in seinen physiognomischen Schriften; obgleich wir
weit davon entfernt sind, ihm Neuheit, Scharfsinn und Witz abzusprechen -- und in Anse-
hung der Gelehrsamkeit ihm nicht an die Fersen reichen. --

Vornehmlich möcht' ich nur auf die Allgemeinheit der Physiognomie, auf die Stu-
fenfolgen
der Physiognomien, auf die Erhabenheit der Menschennatur über die Thierna-
tur
-- und allenfalls erst zuletzt auf Aehnlichkeit von Thier- und Menschenzügen auf-
merksam machen.

Thierische Stumpfheit und Hornkraft -- wie sichtbar in den Thieren, die wir
vor uns haben! Rauhigkeit, Behaartheit der Stirn; die Entferntheit der Augen -- ihre
Schiefheit; ihr Zusinken von der Last bloß grobfühlender Sinnlichkeit! Zerdrücktheit der Nase.

Lippen-
XVII. Fragment.
Siebenzehntes Fragment.
Thieriſche Stumpfheit und Hornkraft.
Widder, Ziegen, Schaafe.

Wir entfernen uns bisweilen von Menſchen, — und untermiſchen Thiergeſtalten; — nicht
eben in der Abſicht, um Aehnlichkeit mit Menſchen herauszuzwingen, wie der allbekannte, in
alle Sprachen uͤberſetzte Compilator Porta in ſeinen phyſiognomiſchen Schriften; obgleich wir
weit davon entfernt ſind, ihm Neuheit, Scharfſinn und Witz abzuſprechen — und in Anſe-
hung der Gelehrſamkeit ihm nicht an die Ferſen reichen. —

Vornehmlich moͤcht’ ich nur auf die Allgemeinheit der Phyſiognomie, auf die Stu-
fenfolgen
der Phyſiognomien, auf die Erhabenheit der Menſchennatur uͤber die Thierna-
tur
— und allenfalls erſt zuletzt auf Aehnlichkeit von Thier- und Menſchenzuͤgen auf-
merkſam machen.

Thieriſche Stumpfheit und Hornkraft — wie ſichtbar in den Thieren, die wir
vor uns haben! Rauhigkeit, Behaartheit der Stirn; die Entferntheit der Augen — ihre
Schiefheit; ihr Zuſinken von der Laſt bloß grobfuͤhlender Sinnlichkeit! Zerdruͤcktheit der Naſe.

Lippen-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0282" n="192"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">XVII.</hi> Fragment.</hi> </hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Siebenzehntes Fragment.<lb/><hi rendition="#g">Thieri&#x017F;che Stumpfheit und Hornkraft.</hi><lb/>
Widder, Ziegen, Schaafe.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">W</hi>ir entfernen uns bisweilen von Men&#x017F;chen, &#x2014; und untermi&#x017F;chen Thierge&#x017F;talten; &#x2014; nicht<lb/>
eben in der Ab&#x017F;icht, um Aehnlichkeit mit Men&#x017F;chen herauszuzwingen, wie der allbekannte, in<lb/>
alle Sprachen u&#x0364;ber&#x017F;etzte Compilator <hi rendition="#fr">Porta</hi> in &#x017F;einen phy&#x017F;iognomi&#x017F;chen Schriften; obgleich wir<lb/>
weit davon entfernt &#x017F;ind, ihm Neuheit, Scharf&#x017F;inn und Witz abzu&#x017F;prechen &#x2014; und in An&#x017F;e-<lb/>
hung der Gelehr&#x017F;amkeit ihm nicht an die Fer&#x017F;en reichen. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Vornehmlich mo&#x0364;cht&#x2019; ich nur auf die <hi rendition="#fr">Allgemeinheit</hi> der Phy&#x017F;iognomie, auf die <hi rendition="#fr">Stu-<lb/>
fenfolgen</hi> der Phy&#x017F;iognomien, auf die <hi rendition="#fr">Erhabenheit</hi> der Men&#x017F;chennatur u&#x0364;ber die <hi rendition="#fr">Thierna-<lb/>
tur</hi> &#x2014; und allenfalls er&#x017F;t <hi rendition="#fr">zuletzt</hi> auf <hi rendition="#fr">Aehnlichkeit von Thier- und Men&#x017F;chenzu&#x0364;gen</hi> auf-<lb/>
merk&#x017F;am machen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Thieri&#x017F;che Stumpfheit und Hornkraft</hi> &#x2014; wie &#x017F;ichtbar in den Thieren, die wir<lb/>
vor uns haben! Rauhigkeit, Behaartheit der Stirn; die Entferntheit der Augen &#x2014; ihre<lb/>
Schiefheit; ihr Zu&#x017F;inken von der La&#x017F;t bloß grobfu&#x0364;hlender Sinnlichkeit! Zerdru&#x0364;cktheit der Na&#x017F;e.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Lippen-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[192/0282] XVII. Fragment. Siebenzehntes Fragment. Thieriſche Stumpfheit und Hornkraft. Widder, Ziegen, Schaafe. Wir entfernen uns bisweilen von Menſchen, — und untermiſchen Thiergeſtalten; — nicht eben in der Abſicht, um Aehnlichkeit mit Menſchen herauszuzwingen, wie der allbekannte, in alle Sprachen uͤberſetzte Compilator Porta in ſeinen phyſiognomiſchen Schriften; obgleich wir weit davon entfernt ſind, ihm Neuheit, Scharfſinn und Witz abzuſprechen — und in Anſe- hung der Gelehrſamkeit ihm nicht an die Ferſen reichen. — Vornehmlich moͤcht’ ich nur auf die Allgemeinheit der Phyſiognomie, auf die Stu- fenfolgen der Phyſiognomien, auf die Erhabenheit der Menſchennatur uͤber die Thierna- tur — und allenfalls erſt zuletzt auf Aehnlichkeit von Thier- und Menſchenzuͤgen auf- merkſam machen. Thieriſche Stumpfheit und Hornkraft — wie ſichtbar in den Thieren, die wir vor uns haben! Rauhigkeit, Behaartheit der Stirn; die Entferntheit der Augen — ihre Schiefheit; ihr Zuſinken von der Laſt bloß grobfuͤhlender Sinnlichkeit! Zerdruͤcktheit der Naſe. Lippen-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente02_1776/282
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 2. Leipzig u. a., 1776, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente02_1776/282>, abgerufen am 17.11.2024.