Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 2. Leipzig u. a., 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
Schwache, thörichte Menschen.
Sechste Tafel.
Sechzehn idealische Profilköpfe nach Chodowiecki.

Jn allen 16, obgleich in sehr ungleichem Grade, Tinktur der Schwachheit.

1. Jm allergeringsten Grade; der Sitz vornehmlich in Stirn und Lippe.
2. Schon weniger angezogen und schwächer, besonders Aug' und Nase.
3. Zugleich unedler und kleinlicher, vornehmlich im Munde.
4. Edler, unschuldiger, kindischer, besonders im Auge, Nase, Stirn.
5. Um die Wahl vernünftiger, aber dennoch ohne Kraft und Selbstständigkeit.
6. Stierig, strebt sich anzustrengen, und ist keine Kraft da. Großes Auge -- kleinliche
Nase, fader Mund.
7. Fürchterliche Schwäche vermöge der Entferntheit des matten, großen, nicht tiefen
Auges vom äussern Umrisse der Nase. Kleinlichkeit im untern Theile des Gesichtes. Pöbelhafte
adelstolze Verächtlichkeit.
8. Mehr schwach, blöde, furchtsam, als dumm.
9. Diese Nähe der Augbraune bey biesem Aug' ist unmöglich; durch den Umriß des
Kinnes weniger schwach, als die meisten vorhergehenden.
10. Das Aug' positif schwach -- positif schwach der Uebergang der Stirn zur Nase --
und nichts Positifes, das Ersatz wäre.
11. Jm untern Theile merklich verständig; verständiger als 9. und 1. Sonst kontrasti-
rende Gemeinheit.
12. Vom Auge zum Munde herab sehr schwach; sonst wäre der äussere Umriß der Nase
bis zum Kinn herab, bey geringer Zurückziehung der Oberlippe -- nicht gemein.
13. Was in Nase, Mund, Kinn gut ist, vertilgt das schwache Aug', und der hintere
Theil des Mundes.
14. Nicht unverständige Nase. Sonst durch Perpendikularität und Kleinlichkeit des Kin-
nes und Mattigkeit des Auges schwach.
15. Viel-
A a 2
Schwache, thoͤrichte Menſchen.
Sechste Tafel.
Sechzehn idealiſche Profilkoͤpfe nach Chodowiecki.

Jn allen 16, obgleich in ſehr ungleichem Grade, Tinktur der Schwachheit.

1. Jm allergeringſten Grade; der Sitz vornehmlich in Stirn und Lippe.
2. Schon weniger angezogen und ſchwaͤcher, beſonders Aug' und Naſe.
3. Zugleich unedler und kleinlicher, vornehmlich im Munde.
4. Edler, unſchuldiger, kindiſcher, beſonders im Auge, Naſe, Stirn.
5. Um die Wahl vernuͤnftiger, aber dennoch ohne Kraft und Selbſtſtaͤndigkeit.
6. Stierig, ſtrebt ſich anzuſtrengen, und iſt keine Kraft da. Großes Auge — kleinliche
Naſe, fader Mund.
7. Fuͤrchterliche Schwaͤche vermoͤge der Entferntheit des matten, großen, nicht tiefen
Auges vom aͤuſſern Umriſſe der Naſe. Kleinlichkeit im untern Theile des Geſichtes. Poͤbelhafte
adelſtolze Veraͤchtlichkeit.
8. Mehr ſchwach, bloͤde, furchtſam, als dumm.
9. Dieſe Naͤhe der Augbraune bey bieſem Aug' iſt unmoͤglich; durch den Umriß des
Kinnes weniger ſchwach, als die meiſten vorhergehenden.
10. Das Aug' poſitif ſchwach — poſitif ſchwach der Uebergang der Stirn zur Naſe —
und nichts Poſitifes, das Erſatz waͤre.
11. Jm untern Theile merklich verſtaͤndig; verſtaͤndiger als 9. und 1. Sonſt kontraſti-
rende Gemeinheit.
12. Vom Auge zum Munde herab ſehr ſchwach; ſonſt waͤre der aͤuſſere Umriß der Naſe
bis zum Kinn herab, bey geringer Zuruͤckziehung der Oberlippe — nicht gemein.
13. Was in Naſe, Mund, Kinn gut iſt, vertilgt das ſchwache Aug', und der hintere
Theil des Mundes.
14. Nicht unverſtaͤndige Naſe. Sonſt durch Perpendikularitaͤt und Kleinlichkeit des Kin-
nes und Mattigkeit des Auges ſchwach.
15. Viel-
A a 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0277" n="187"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Schwache, tho&#x0364;richte Men&#x017F;chen.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#fr">Sechste Tafel.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Sechzehn ideali&#x017F;che Profilko&#x0364;pfe nach Chodowiecki.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">J</hi>n allen 16, obgleich in &#x017F;ehr ungleichem Grade, <hi rendition="#fr">Tinktur der Schwachheit.</hi></p><lb/>
            <list>
              <item>1. Jm allergering&#x017F;ten Grade; der Sitz vornehmlich in Stirn und Lippe.</item><lb/>
              <item>2. Schon weniger angezogen und &#x017F;chwa&#x0364;cher, be&#x017F;onders Aug' und Na&#x017F;e.</item><lb/>
              <item>3. Zugleich unedler und kleinlicher, vornehmlich im Munde.</item><lb/>
              <item>4. Edler, un&#x017F;chuldiger, kindi&#x017F;cher, be&#x017F;onders im Auge, Na&#x017F;e, Stirn.</item><lb/>
              <item>5. Um die Wahl vernu&#x0364;nftiger, aber dennoch ohne Kraft und Selb&#x017F;t&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit.</item><lb/>
              <item>6. Stierig, &#x017F;trebt &#x017F;ich anzu&#x017F;trengen, und i&#x017F;t keine Kraft da. Großes Auge &#x2014; kleinliche<lb/>
Na&#x017F;e, fader Mund.</item><lb/>
              <item>7. Fu&#x0364;rchterliche Schwa&#x0364;che vermo&#x0364;ge der Entferntheit des matten, großen, nicht tiefen<lb/>
Auges vom a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern Umri&#x017F;&#x017F;e der Na&#x017F;e. Kleinlichkeit im untern Theile des Ge&#x017F;ichtes. Po&#x0364;belhafte<lb/>
adel&#x017F;tolze Vera&#x0364;chtlichkeit.</item><lb/>
              <item>8. Mehr &#x017F;chwach, blo&#x0364;de, furcht&#x017F;am, als dumm.</item><lb/>
              <item>9. Die&#x017F;e Na&#x0364;he der Augbraune bey bie&#x017F;em Aug' i&#x017F;t unmo&#x0364;glich; durch den Umriß des<lb/>
Kinnes weniger &#x017F;chwach, als die mei&#x017F;ten vorhergehenden.</item><lb/>
              <item>10. Das Aug' po&#x017F;itif &#x017F;chwach &#x2014; po&#x017F;itif &#x017F;chwach der Uebergang der Stirn zur Na&#x017F;e &#x2014;<lb/>
und nichts Po&#x017F;itifes, das Er&#x017F;atz wa&#x0364;re.</item><lb/>
              <item>11. Jm untern Theile merklich ver&#x017F;ta&#x0364;ndig; ver&#x017F;ta&#x0364;ndiger als 9. und 1. Son&#x017F;t kontra&#x017F;ti-<lb/>
rende Gemeinheit.</item><lb/>
              <item>12. Vom Auge zum Munde herab &#x017F;ehr &#x017F;chwach; &#x017F;on&#x017F;t wa&#x0364;re der a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ere Umriß der Na&#x017F;e<lb/>
bis zum Kinn herab, bey geringer Zuru&#x0364;ckziehung der Oberlippe &#x2014; nicht gemein.</item><lb/>
              <item>13. Was in Na&#x017F;e, Mund, Kinn gut i&#x017F;t, vertilgt das &#x017F;chwache Aug', und der hintere<lb/>
Theil des Mundes.</item><lb/>
              <item>14. Nicht unver&#x017F;ta&#x0364;ndige Na&#x017F;e. Son&#x017F;t durch Perpendikularita&#x0364;t und Kleinlichkeit des Kin-<lb/>
nes und Mattigkeit des Auges &#x017F;chwach.</item>
            </list><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">A a 2</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">15. Viel-</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[187/0277] Schwache, thoͤrichte Menſchen. Sechste Tafel. Sechzehn idealiſche Profilkoͤpfe nach Chodowiecki. Jn allen 16, obgleich in ſehr ungleichem Grade, Tinktur der Schwachheit. 1. Jm allergeringſten Grade; der Sitz vornehmlich in Stirn und Lippe. 2. Schon weniger angezogen und ſchwaͤcher, beſonders Aug' und Naſe. 3. Zugleich unedler und kleinlicher, vornehmlich im Munde. 4. Edler, unſchuldiger, kindiſcher, beſonders im Auge, Naſe, Stirn. 5. Um die Wahl vernuͤnftiger, aber dennoch ohne Kraft und Selbſtſtaͤndigkeit. 6. Stierig, ſtrebt ſich anzuſtrengen, und iſt keine Kraft da. Großes Auge — kleinliche Naſe, fader Mund. 7. Fuͤrchterliche Schwaͤche vermoͤge der Entferntheit des matten, großen, nicht tiefen Auges vom aͤuſſern Umriſſe der Naſe. Kleinlichkeit im untern Theile des Geſichtes. Poͤbelhafte adelſtolze Veraͤchtlichkeit. 8. Mehr ſchwach, bloͤde, furchtſam, als dumm. 9. Dieſe Naͤhe der Augbraune bey bieſem Aug' iſt unmoͤglich; durch den Umriß des Kinnes weniger ſchwach, als die meiſten vorhergehenden. 10. Das Aug' poſitif ſchwach — poſitif ſchwach der Uebergang der Stirn zur Naſe — und nichts Poſitifes, das Erſatz waͤre. 11. Jm untern Theile merklich verſtaͤndig; verſtaͤndiger als 9. und 1. Sonſt kontraſti- rende Gemeinheit. 12. Vom Auge zum Munde herab ſehr ſchwach; ſonſt waͤre der aͤuſſere Umriß der Naſe bis zum Kinn herab, bey geringer Zuruͤckziehung der Oberlippe — nicht gemein. 13. Was in Naſe, Mund, Kinn gut iſt, vertilgt das ſchwache Aug', und der hintere Theil des Mundes. 14. Nicht unverſtaͤndige Naſe. Sonſt durch Perpendikularitaͤt und Kleinlichkeit des Kin- nes und Mattigkeit des Auges ſchwach. 15. Viel- A a 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente02_1776/277
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 2. Leipzig u. a., 1776, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente02_1776/277>, abgerufen am 18.12.2024.