Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 2. Leipzig u. a., 1776.XIV. Fragment. Menschenschädel. g) Endlich noch den untern Umriß, seine Rundung und Reinheit. Jch habe noch nicht [Abbildung]
XVI. Beschluß. Gefühl der Menschheit, erster, letzter Zweck Von jeder Zeil' und jedem Bild und Wort', Die ich dem Aug' und Ohre gebe; -- Gefühl der Menschheit! -- Unding dem Thoren! Dem Weisen Daseyn! Leben! Seligkeit! Gefühl der Menschheit! wie regst du dich! Willst sprechen! und verstummst und wirst Anbetung! Sprachloses -- tiefes Gottumfassen! ... O du in mir -- wo nehm' ich Namen her für dich? Was Namen? brauchst du zum Daseyn -- Namen? Mein Selbst -- wie wird, wie wird's dir -- Unerforschtes du -- in diesem Schädel? Wenn über Schädelbau und Ur- und Nachgestalt Du staunst! zum Forschen Pfade suchst -- Nicht findest; dennoch .. überfliegest Die Stirne, die dich schließt und schränkt und fesselt! ... Sie missest -- wiegst und ihre Kräfte zählst ... O du
XIV. Fragment. Menſchenſchaͤdel. g) Endlich noch den untern Umriß, ſeine Rundung und Reinheit. Jch habe noch nicht [Abbildung]
XVI. Beſchluß. Gefuͤhl der Menſchheit, erſter, letzter Zweck Von jeder Zeil’ und jedem Bild und Wort’, Die ich dem Aug’ und Ohre gebe; — Gefuͤhl der Menſchheit! — Unding dem Thoren! Dem Weiſen Daſeyn! Leben! Seligkeit! Gefuͤhl der Menſchheit! wie regſt du dich! Willſt ſprechen! und verſtummſt und wirſt Anbetung! Sprachloſes — tiefes Gottumfaſſen! ... O du in mir — wo nehm’ ich Namen her fuͤr dich? Was Namen? brauchſt du zum Daſeyn — Namen? Mein Selbſt — wie wird, wie wird’s dir — Unerforſchtes du — in dieſem Schaͤdel? Wenn uͤber Schaͤdelbau und Ur- und Nachgeſtalt Du ſtaunſt! zum Forſchen Pfade ſuchſt — Nicht findeſt; dennoch .. uͤberfliegeſt Die Stirne, die dich ſchließt und ſchraͤnkt und feſſelt! ... Sie miſſeſt — wiegſt und ihre Kraͤfte zaͤhlſt ... O du
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XIV. Fragment. Menſchenſchaͤdel.
g) Endlich noch den untern Umriß, ſeine Rundung und Reinheit. Jch habe noch nicht
genug beobachtet, um viel oder weniger daruͤber zu ſagen. Jch will nur damit Zergliederern
Winke geben.
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XVI.
Beſchluß.
Gefuͤhl der Menſchheit, erſter, letzter Zweck
Von jeder Zeil’ und jedem Bild und Wort’,
Die ich dem Aug’ und Ohre gebe; —
Gefuͤhl der Menſchheit! — Unding dem Thoren!
Dem Weiſen Daſeyn! Leben! Seligkeit!
Gefuͤhl der Menſchheit! wie regſt du dich!
Willſt ſprechen! und verſtummſt und wirſt
Anbetung!
Sprachloſes — tiefes Gottumfaſſen! ...
O du in mir — wo nehm’ ich Namen her fuͤr dich?
Was Namen? brauchſt du zum Daſeyn — Namen?
Mein Selbſt — wie wird, wie wird’s dir —
Unerforſchtes du — in dieſem Schaͤdel?
Wenn uͤber Schaͤdelbau und Ur- und Nachgeſtalt
Du ſtaunſt! zum Forſchen Pfade ſuchſt —
Nicht findeſt; dennoch .. uͤberfliegeſt
Die Stirne, die dich ſchließt und ſchraͤnkt und feſſelt! ...
Sie miſſeſt — wiegſt und ihre Kraͤfte zaͤhlſt ...
O du
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