Man legte mir Blasenpflaster in den Nacken, ließ mir am Arm zur Ader, und sezte Blutegel hinter meine Ohren: und durch diese Kur kam ich in- nerhalb acht Tagen wieder zu dem völligen Gebrauch meiner Augen. Ich hätte nun so fort, das Spi- tal verlassen können, aber ich zeigte dem Chirurgus Vallee meine Brustwunde, und dieser fand sie bedenklich genug, um deßhalb mit dem Oberchi- rurgus zu sprechen. Man ward einig, daß sie er- weitert werden müßte, ehe man sie heilen könnte, daß man aber doch noch einiges Andere versuchen wollte, bevor man zum Schneiden schritte. In- dessen lebte ich im Hospital ganz ordentlich, wel- ches ehemals ein von den Jesuiten erbautes, her- nach aber dem Prinzen Conde zugefallenes Palais war, mit einem ungemein schönen, weitläufigen Garten.
Zwey und vierzigstes Kapitel.
Fortsetzung.
Die Offiziere, welche ich sonst unterrichtete, hat- ten, ich weiß nicht recht, weßwegen, ihre Offizier- Löhnung verlohren, und mußten, wie die Gemei-
Man legte mir Blaſenpflaſter in den Nacken, ließ mir am Arm zur Ader, und ſezte Blutegel hinter meine Ohren: und durch dieſe Kur kam ich in- nerhalb acht Tagen wieder zu dem voͤlligen Gebrauch meiner Augen. Ich haͤtte nun ſo fort, das Spi- tal verlaſſen koͤnnen, aber ich zeigte dem Chirurgus Vallée meine Bruſtwunde, und dieſer fand ſie bedenklich genug, um deßhalb mit dem Oberchi- rurgus zu ſprechen. Man ward einig, daß ſie er- weitert werden muͤßte, ehe man ſie heilen koͤnnte, daß man aber doch noch einiges Andere verſuchen wollte, bevor man zum Schneiden ſchritte. In- deſſen lebte ich im Hoſpital ganz ordentlich, wel- ches ehemals ein von den Jeſuiten erbautes, her- nach aber dem Prinzen Condé zugefallenes Palais war, mit einem ungemein ſchoͤnen, weitlaͤufigen Garten.
Zwey und vierzigſtes Kapitel.
Fortſetzung.
Die Offiziere, welche ich ſonſt unterrichtete, hat- ten, ich weiß nicht recht, weßwegen, ihre Offizier- Loͤhnung verlohren, und mußten, wie die Gemei-
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Man legte mir Blaſenpflaſter in den Nacken,
ließ mir am Arm zur Ader, und ſezte Blutegel
hinter meine Ohren: und durch dieſe Kur kam ich in-
nerhalb acht Tagen wieder zu dem voͤlligen Gebrauch
meiner Augen. Ich haͤtte nun ſo fort, das Spi-
tal verlaſſen koͤnnen, aber ich zeigte dem Chirurgus
Vallée meine Bruſtwunde, und dieſer fand ſie
bedenklich genug, um deßhalb mit dem Oberchi-
rurgus zu ſprechen. Man ward einig, daß ſie er-
weitert werden muͤßte, ehe man ſie heilen koͤnnte,
daß man aber doch noch einiges Andere verſuchen
wollte, bevor man zum Schneiden ſchritte. In-
deſſen lebte ich im Hoſpital ganz ordentlich, wel-
ches ehemals ein von den Jeſuiten erbautes, her-
nach aber dem Prinzen Condé zugefallenes Palais
war, mit einem ungemein ſchoͤnen, weitlaͤufigen
Garten.
Zwey und vierzigſtes Kapitel.
Fortſetzung.
Die Offiziere, welche ich ſonſt unterrichtete, hat-
ten, ich weiß nicht recht, weßwegen, ihre Offizier-
Loͤhnung verlohren, und mußten, wie die Gemei-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/73>, abgerufen am 21.11.2024.
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