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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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trinkt nicht selten mehr als zuviel: und dann plau-
dert er ins Gelag hinein. Er hatte gegen das
Kommando des Generals Laubadere protestirt,
und wollte, daß Gillot es übernehmen sollte.
Er sprach obendrein immer mit Herabwürdigung
von Laubadere's militärischen Talenten, und
versicherte jeden, wer es nur hören wollte, Del-
mas sey ein ganz andrer Mann! Er werde auch,
fügte er hinzu, sobald Landau entsezt seyn werde,
an den Konvent schreiben, und sich den General
Delmas zum Kommendanten der Festung aus-
bitten. Laubadere sey im Grunde ein Beth-
bruder, ein Rosenkränzler, so sehr er auch öffent-
lich den Atheisten spielen wolle.

Diese Reden, welche Dentzel aller Orten
hören ließ, wurden dem General hinterbracht;
und nun läßt sich ihre Wirkung denken. Zur Aus-
söhnung dienten sie gewiß nicht.

Hiezu kam, daß Dentzel, so sehr er Patriot
seyn wollte, so sehr er auch von Freyheit und
Gleichheit sprach, im Grunde doch stolz und herrsch-
süchtig war. Das Gesetz will, daß alle Reprä-
sentanten, wenn sie im Namen der Republik eine
Verordnung ergehen lassen, sich im Namen der
Nation Wir nennen sollen, doch ohne das von
Gottes Gnaden
dazu zu setzen. Niemand
hat sich mit dem Wir wohl mehr gebrüstet, als

trinkt nicht ſelten mehr als zuviel: und dann plau-
dert er ins Gelag hinein. Er hatte gegen das
Kommando des Generals Laubadere proteſtirt,
und wollte, daß Gillot es uͤbernehmen ſollte.
Er ſprach obendrein immer mit Herabwuͤrdigung
von Laubadere's militaͤriſchen Talenten, und
verſicherte jeden, wer es nur hoͤren wollte, Del-
mas ſey ein ganz andrer Mann! Er werde auch,
fuͤgte er hinzu, ſobald Landau entſezt ſeyn werde,
an den Konvent ſchreiben, und ſich den General
Delmas zum Kommendanten der Feſtung aus-
bitten. Laubadere ſey im Grunde ein Beth-
bruder, ein Roſenkraͤnzler, ſo ſehr er auch oͤffent-
lich den Atheiſten ſpielen wolle.

Dieſe Reden, welche Dentzel aller Orten
hoͤren ließ, wurden dem General hinterbracht;
und nun laͤßt ſich ihre Wirkung denken. Zur Aus-
ſoͤhnung dienten ſie gewiß nicht.

Hiezu kam, daß Dentzel, ſo ſehr er Patriot
ſeyn wollte, ſo ſehr er auch von Freyheit und
Gleichheit ſprach, im Grunde doch ſtolz und herrſch-
ſuͤchtig war. Das Geſetz will, daß alle Repraͤ-
ſentanten, wenn ſie im Namen der Republik eine
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Nation Wir nennen ſollen, doch ohne das von
Gottes Gnaden
dazu zu ſetzen. Niemand
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[24/0028] trinkt nicht ſelten mehr als zuviel: und dann plau- dert er ins Gelag hinein. Er hatte gegen das Kommando des Generals Laubadere proteſtirt, und wollte, daß Gillot es uͤbernehmen ſollte. Er ſprach obendrein immer mit Herabwuͤrdigung von Laubadere's militaͤriſchen Talenten, und verſicherte jeden, wer es nur hoͤren wollte, Del- mas ſey ein ganz andrer Mann! Er werde auch, fuͤgte er hinzu, ſobald Landau entſezt ſeyn werde, an den Konvent ſchreiben, und ſich den General Delmas zum Kommendanten der Feſtung aus- bitten. Laubadere ſey im Grunde ein Beth- bruder, ein Roſenkraͤnzler, ſo ſehr er auch oͤffent- lich den Atheiſten ſpielen wolle. Dieſe Reden, welche Dentzel aller Orten hoͤren ließ, wurden dem General hinterbracht; und nun laͤßt ſich ihre Wirkung denken. Zur Aus- ſoͤhnung dienten ſie gewiß nicht. Hiezu kam, daß Dentzel, ſo ſehr er Patriot ſeyn wollte, ſo ſehr er auch von Freyheit und Gleichheit ſprach, im Grunde doch ſtolz und herrſch- ſuͤchtig war. Das Geſetz will, daß alle Repraͤ- ſentanten, wenn ſie im Namen der Republik eine Verordnung ergehen laſſen, ſich im Namen der Nation Wir nennen ſollen, doch ohne das von Gottes Gnaden dazu zu ſetzen. Niemand hat ſich mit dem Wir wohl mehr gebruͤſtet, als

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/28>, abgerufen am 26.04.2024.