Diese Stadt mit ihrem Gebiete war ehemals eine freye Stadt oder eine kleine Republik, verlohr aber ihre Freyheit, und Papst ClemensVI kaufte diese Stadt und das dazu gehörige Land von Jo- hanna, Königinn von Sicilien und Gräfin von Provence, im Jahr 1348 für 80,000 Florenen.
Sie ist im vierzehnten Jahrhundert sehr berühmt gewesen, indem vom Jahr 1305 bis 1377 die rö- mischen Päpste, an der Zahl sieben, hier residirt haben. Sie liegt an dem Rhone, worein hier die Sorgue stürzt, und ist besser gebauet, als ir- gend eine Stadt in der Provence. Ehemals hat Avignon sehr geblühet durch den starken Handel mit gedruckter Leinwand, aber seitdem der h. Va- ter, von den Lyonern bestochen, seinen Untertha- nen die Verfertigung der gedruckten Leinwand bey Strafe des Bannes verboth, ist die Nahrung die- ser Stadt sehr verfallen, wird sich aber bey der je- tzigen Regierung gewiß wieder heben.
Vor der Revolution stand hier ein Erzbischof mit großen Einkünften, und noch außerdem ein
Sieben und zwanzigſtes Kapitel.
Avignon.
Dieſe Stadt mit ihrem Gebiete war ehemals eine freye Stadt oder eine kleine Republik, verlohr aber ihre Freyheit, und Papſt ClemensVI kaufte dieſe Stadt und das dazu gehoͤrige Land von Jo- hanna, Koͤniginn von Sicilien und Graͤfin von Provence, im Jahr 1348 fuͤr 80,000 Florenen.
Sie iſt im vierzehnten Jahrhundert ſehr beruͤhmt geweſen, indem vom Jahr 1305 bis 1377 die roͤ- miſchen Paͤpſte, an der Zahl ſieben, hier reſidirt haben. Sie liegt an dem Rhone, worein hier die Sorgue ſtuͤrzt, und iſt beſſer gebauet, als ir- gend eine Stadt in der Provence. Ehemals hat Avignon ſehr gebluͤhet durch den ſtarken Handel mit gedruckter Leinwand, aber ſeitdem der h. Va- ter, von den Lyonern beſtochen, ſeinen Untertha- nen die Verfertigung der gedruckten Leinwand bey Strafe des Bannes verboth, iſt die Nahrung die- ſer Stadt ſehr verfallen, wird ſich aber bey der je- tzigen Regierung gewiß wieder heben.
Vor der Revolution ſtand hier ein Erzbiſchof mit großen Einkuͤnften, und noch außerdem ein
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Sieben und zwanzigſtes Kapitel.
Avignon.
Dieſe Stadt mit ihrem Gebiete war ehemals eine
freye Stadt oder eine kleine Republik, verlohr aber
ihre Freyheit, und Papſt Clemens VI kaufte
dieſe Stadt und das dazu gehoͤrige Land von Jo-
hanna, Koͤniginn von Sicilien und Graͤfin von
Provence, im Jahr 1348 fuͤr 80,000 Florenen.
Sie iſt im vierzehnten Jahrhundert ſehr beruͤhmt
geweſen, indem vom Jahr 1305 bis 1377 die roͤ-
miſchen Paͤpſte, an der Zahl ſieben, hier reſidirt
haben. Sie liegt an dem Rhone, worein hier
die Sorgue ſtuͤrzt, und iſt beſſer gebauet, als ir-
gend eine Stadt in der Provence. Ehemals hat
Avignon ſehr gebluͤhet durch den ſtarken Handel
mit gedruckter Leinwand, aber ſeitdem der h. Va-
ter, von den Lyonern beſtochen, ſeinen Untertha-
nen die Verfertigung der gedruckten Leinwand bey
Strafe des Bannes verboth, iſt die Nahrung die-
ſer Stadt ſehr verfallen, wird ſich aber bey der je-
tzigen Regierung gewiß wieder heben.
Vor der Revolution ſtand hier ein Erzbiſchof
mit großen Einkuͤnften, und noch außerdem ein
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/395>, abgerufen am 21.11.2024.
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