glücklicher Weise erhascht worden. Erst bey der Retirade ging er zurück nach Frankreich; aber nach welcher Gegend -- weiß ich nicht.
Ein und vierzigstes Kapitel.
Meine Instruction vom Kronprinzen.
Am 25ten September wurde ich aufs Piket nach Nußdorf geschickt. Hier hatten die Leute gerade Herbst oder Weinlese, welche sie, nach Obigem, nothwendiger Weise schon so frühe anfangen muß- ten, weil sonst die deutschen Soldaten auch keine Beere in den Weinbergen gelassen hätten. Unsre Leute gingen schaarenweise hinein, und holten ganze Brodsäcke voll Trauben, welches ihnen um so we- niger verboten war, da man die Trauben als ein Präservativ gegen die Ruhr ansah.
Ich war kaum in Nußdorf, so kam schon ein Bote aus dem Lager mit dem Befehl, daß ich so- gleich zurückkommen sollte. Ich lief nach meiner Kompagnie, und fand da jemand, der mich nach dem Zelte des Kronprinzen begleitete. Der Kron- prinz empfing mich, nach seiner edlen Gewohnheit, freundlich, drückte mir die Hand, und fragte mich: ob ich dem Vorschlag nachgedacht hätte? Ich be- jahete dieses, und versicherte Seine Hoheit, daß
gluͤcklicher Weiſe erhaſcht worden. Erſt bey der Retirade ging er zuruͤck nach Frankreich; aber nach welcher Gegend — weiß ich nicht.
Ein und vierzigſtes Kapitel.
Meine Inſtruction vom Kronprinzen.
Am 25ten September wurde ich aufs Piket nach Nußdorf geſchickt. Hier hatten die Leute gerade Herbſt oder Weinleſe, welche ſie, nach Obigem, nothwendiger Weiſe ſchon ſo fruͤhe anfangen muß- ten, weil ſonſt die deutſchen Soldaten auch keine Beere in den Weinbergen gelaſſen haͤtten. Unſre Leute gingen ſchaarenweiſe hinein, und holten ganze Brodſaͤcke voll Trauben, welches ihnen um ſo we- niger verboten war, da man die Trauben als ein Praͤſervativ gegen die Ruhr anſah.
Ich war kaum in Nußdorf, ſo kam ſchon ein Bote aus dem Lager mit dem Befehl, daß ich ſo- gleich zuruͤckkommen ſollte. Ich lief nach meiner Kompagnie, und fand da jemand, der mich nach dem Zelte des Kronprinzen begleitete. Der Kron- prinz empfing mich, nach ſeiner edlen Gewohnheit, freundlich, druͤckte mir die Hand, und fragte mich: ob ich dem Vorſchlag nachgedacht haͤtte? Ich be- jahete dieſes, und verſicherte Seine Hoheit, daß
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0518"n="506"/>
gluͤcklicher Weiſe erhaſcht worden. Erſt bey der<lb/>
Retirade ging er zuruͤck nach Frankreich; aber nach<lb/>
welcher Gegend — weiß ich nicht.</p></div><lb/><divn="1"><head>Ein und vierzigſtes Kapitel.</head><lb/><p><hirendition="#g">Meine Inſtruction vom Kronprinzen</hi>.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">A</hi>m 25ten September wurde ich aufs Piket nach<lb/>
Nußdorf geſchickt. Hier hatten die Leute gerade<lb/>
Herbſt oder Weinleſe, welche ſie, nach Obigem,<lb/>
nothwendiger Weiſe ſchon ſo fruͤhe anfangen muß-<lb/>
ten, weil ſonſt die deutſchen Soldaten auch keine<lb/>
Beere in den Weinbergen gelaſſen haͤtten. Unſre<lb/>
Leute gingen ſchaarenweiſe hinein, und holten ganze<lb/>
Brodſaͤcke voll Trauben, welches ihnen um ſo we-<lb/>
niger verboten war, da man die Trauben als ein<lb/>
Praͤſervativ gegen die Ruhr anſah.</p><lb/><p>Ich war kaum in Nußdorf, ſo kam ſchon ein<lb/>
Bote aus dem Lager mit dem Befehl, daß ich ſo-<lb/>
gleich zuruͤckkommen ſollte. Ich lief nach meiner<lb/>
Kompagnie, und fand da jemand, der mich nach<lb/>
dem Zelte des Kronprinzen begleitete. Der Kron-<lb/>
prinz empfing mich, nach ſeiner edlen Gewohnheit,<lb/>
freundlich, druͤckte mir die Hand, und fragte mich:<lb/>
ob ich dem Vorſchlag nachgedacht haͤtte? Ich be-<lb/>
jahete dieſes, und verſicherte Seine Hoheit, daß<lb/></p></div></body></text></TEI>
[506/0518]
gluͤcklicher Weiſe erhaſcht worden. Erſt bey der
Retirade ging er zuruͤck nach Frankreich; aber nach
welcher Gegend — weiß ich nicht.
Ein und vierzigſtes Kapitel.
Meine Inſtruction vom Kronprinzen.
Am 25ten September wurde ich aufs Piket nach
Nußdorf geſchickt. Hier hatten die Leute gerade
Herbſt oder Weinleſe, welche ſie, nach Obigem,
nothwendiger Weiſe ſchon ſo fruͤhe anfangen muß-
ten, weil ſonſt die deutſchen Soldaten auch keine
Beere in den Weinbergen gelaſſen haͤtten. Unſre
Leute gingen ſchaarenweiſe hinein, und holten ganze
Brodſaͤcke voll Trauben, welches ihnen um ſo we-
niger verboten war, da man die Trauben als ein
Praͤſervativ gegen die Ruhr anſah.
Ich war kaum in Nußdorf, ſo kam ſchon ein
Bote aus dem Lager mit dem Befehl, daß ich ſo-
gleich zuruͤckkommen ſollte. Ich lief nach meiner
Kompagnie, und fand da jemand, der mich nach
dem Zelte des Kronprinzen begleitete. Der Kron-
prinz empfing mich, nach ſeiner edlen Gewohnheit,
freundlich, druͤckte mir die Hand, und fragte mich:
ob ich dem Vorſchlag nachgedacht haͤtte? Ich be-
jahete dieſes, und verſicherte Seine Hoheit, daß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/518>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.