Den Tag nach meiner Unterredung mit dem Prinzen Louis kam der Adjutant des Kronprinzen zu mir, nahm mich mit hinter die Brandwache, und fragte mich: ob ich dem Antrag des Prinzen Louis nachgedacht hätte? Ich bejahte.
Adjutant: Nun, was denkt Er davon?
Ich: Ich denke, daß es ein sehr gefährliches und halsbrechendes Stück Arbeit ist.
Adj: Weiter nichts?
Ich: Das aber doch für mich und für uns alle nützlich werden könnte.
Adj: Das auf alle Fälle nützlich werden muß: denn gesezt auch, Er richtet nichts aus, so lernen wir doch die Gesinnungen der Leute kennen, und das ist schon viel: versteht Er mich?
Ich: O ja, ich verstehe Sie wohl! Also wenn ich nichts ausrichte, so sehen die Preußen, daß auf diese Art dem Repräsentanten nicht beyzukommen war, und nehmen ihre Maaßregeln auf eine andere Art. Ich zahle indeß mit meinem Leben, und die Herren haben einen Maßstaab ihrer Unterneh- mungen mehr: Allerliebst!
Vierzigſtes Kapitel.
Fortſetzung des vorigen.
Den Tag nach meiner Unterredung mit dem Prinzen Louis kam der Adjutant des Kronprinzen zu mir, nahm mich mit hinter die Brandwache, und fragte mich: ob ich dem Antrag des Prinzen Louis nachgedacht haͤtte? Ich bejahte.
Adjutant: Nun, was denkt Er davon?
Ich: Ich denke, daß es ein ſehr gefaͤhrliches und halsbrechendes Stuͤck Arbeit iſt.
Adj: Weiter nichts?
Ich: Das aber doch fuͤr mich und fuͤr uns alle nuͤtzlich werden koͤnnte.
Adj: Das auf alle Faͤlle nuͤtzlich werden muß: denn geſezt auch, Er richtet nichts aus, ſo lernen wir doch die Geſinnungen der Leute kennen, und das iſt ſchon viel: verſteht Er mich?
Ich: O ja, ich verſtehe Sie wohl! Alſo wenn ich nichts ausrichte, ſo ſehen die Preußen, daß auf dieſe Art dem Repraͤſentanten nicht beyzukommen war, und nehmen ihre Maaßregeln auf eine andere Art. Ich zahle indeß mit meinem Leben, und die Herren haben einen Maßſtaab ihrer Unterneh- mungen mehr: Allerliebſt!
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Vierzigſtes Kapitel.
Fortſetzung des vorigen.
Den Tag nach meiner Unterredung mit dem
Prinzen Louis kam der Adjutant des Kronprinzen
zu mir, nahm mich mit hinter die Brandwache,
und fragte mich: ob ich dem Antrag des Prinzen
Louis nachgedacht haͤtte? Ich bejahte.
Adjutant: Nun, was denkt Er davon?
Ich: Ich denke, daß es ein ſehr gefaͤhrliches
und halsbrechendes Stuͤck Arbeit iſt.
Adj: Weiter nichts?
Ich: Das aber doch fuͤr mich und fuͤr uns alle
nuͤtzlich werden koͤnnte.
Adj: Das auf alle Faͤlle nuͤtzlich werden muß:
denn geſezt auch, Er richtet nichts aus, ſo lernen
wir doch die Geſinnungen der Leute kennen, und
das iſt ſchon viel: verſteht Er mich?
Ich: O ja, ich verſtehe Sie wohl! Alſo wenn
ich nichts ausrichte, ſo ſehen die Preußen, daß auf
dieſe Art dem Repraͤſentanten nicht beyzukommen
war, und nehmen ihre Maaßregeln auf eine andere
Art. Ich zahle indeß mit meinem Leben, und
die Herren haben einen Maßſtaab ihrer Unterneh-
mungen mehr: Allerliebſt!
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/513>, abgerufen am 21.11.2024.
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