Die Geschichte beweiset überdieß den ewigen Zirkel der Dinge. Kultur und Barbarey folgen aufeinander wechselsweise, zum Beweise des gro- ßen Satzes: daß nichts neues geschehe unter der Sonne! Daher ist sie auch die ergiebigste Quelle aller moralischen und politischen Bemerkungen, und der rechte magische Spiegel, woraus der den- kende Kopf weissagen kann für die Zukunft. Doch wo gerathe ich hin! Ich will meine Begebenheiten erzählen, und schweife in Behauptungen aus, die mir die Ungnade der Herren Recensenten, welche sich nun einmal für gedachte Systeme erklärt haben, nothwendig zuziehen müssen.
Acht und zwanzigstes Kapitel.
Unser Zug über den Rhein.
Den 21ten März brachen wir endlich auf, und marschirten abwärts, um den Rhein bey Caub zu passiren. In Wisbaden, wo wir Rasttag hielten, lernte ich den Hn. R. Rath Neidhardt kennen, einen trefflichen Mann, und gelehrten Philologen, welcher sich mehr mit der griechischen und römi- schen Litteratur, als mit der Juristerey abgiebt, und doch im Rufe eines großen Rechtsgelehrten
Die Geſchichte beweiſet uͤberdieß den ewigen Zirkel der Dinge. Kultur und Barbarey folgen aufeinander wechſelsweiſe, zum Beweiſe des gro- ßen Satzes: daß nichts neues geſchehe unter der Sonne! Daher iſt ſie auch die ergiebigſte Quelle aller moraliſchen und politiſchen Bemerkungen, und der rechte magiſche Spiegel, woraus der den- kende Kopf weiſſagen kann fuͤr die Zukunft. Doch wo gerathe ich hin! Ich will meine Begebenheiten erzaͤhlen, und ſchweife in Behauptungen aus, die mir die Ungnade der Herren Recenſenten, welche ſich nun einmal fuͤr gedachte Syſteme erklaͤrt haben, nothwendig zuziehen muͤſſen.
Acht und zwanzigſtes Kapitel.
Unſer Zug uͤber den Rhein.
Den 21ten Maͤrz brachen wir endlich auf, und marſchirten abwaͤrts, um den Rhein bey Caub zu paſſiren. In Wisbaden, wo wir Raſttag hielten, lernte ich den Hn. R. Rath Neidhardt kennen, einen trefflichen Mann, und gelehrten Philologen, welcher ſich mehr mit der griechiſchen und roͤmi- ſchen Litteratur, als mit der Juriſterey abgiebt, und doch im Rufe eines großen Rechtsgelehrten
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0329"n="317"/><p>Die Geſchichte beweiſet uͤberdieß den ewigen<lb/>
Zirkel der Dinge. Kultur und Barbarey folgen<lb/>
aufeinander wechſelsweiſe, zum Beweiſe des gro-<lb/>
ßen Satzes: daß nichts neues geſchehe unter der<lb/>
Sonne! Daher iſt ſie auch die ergiebigſte Quelle<lb/>
aller moraliſchen und politiſchen Bemerkungen,<lb/>
und der rechte magiſche Spiegel, woraus der den-<lb/>
kende Kopf weiſſagen kann fuͤr die Zukunft. Doch<lb/>
wo gerathe ich hin! Ich will meine Begebenheiten<lb/>
erzaͤhlen, und ſchweife in Behauptungen aus, die<lb/>
mir die Ungnade der Herren Recenſenten, welche<lb/>ſich nun einmal fuͤr gedachte Syſteme erklaͤrt haben,<lb/>
nothwendig zuziehen muͤſſen.</p></div><lb/><divn="1"><head>Acht und zwanzigſtes Kapitel.</head><lb/><p><hirendition="#g">Unſer Zug uͤber den Rhein</hi>.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">D</hi>en 21ten Maͤrz brachen wir <hirendition="#g">endlich</hi> auf,<lb/>
und marſchirten abwaͤrts, um den Rhein bey <hirendition="#g">Caub</hi><lb/>
zu paſſiren. In Wisbaden, wo wir Raſttag hielten,<lb/>
lernte ich den Hn. R. Rath <hirendition="#g">Neidhardt</hi> kennen,<lb/>
einen trefflichen Mann, und gelehrten Philologen,<lb/>
welcher ſich mehr mit der griechiſchen und roͤmi-<lb/>ſchen Litteratur, als mit der Juriſterey abgiebt,<lb/>
und doch im Rufe eines großen Rechtsgelehrten<lb/></p></div></body></text></TEI>
[317/0329]
Die Geſchichte beweiſet uͤberdieß den ewigen
Zirkel der Dinge. Kultur und Barbarey folgen
aufeinander wechſelsweiſe, zum Beweiſe des gro-
ßen Satzes: daß nichts neues geſchehe unter der
Sonne! Daher iſt ſie auch die ergiebigſte Quelle
aller moraliſchen und politiſchen Bemerkungen,
und der rechte magiſche Spiegel, woraus der den-
kende Kopf weiſſagen kann fuͤr die Zukunft. Doch
wo gerathe ich hin! Ich will meine Begebenheiten
erzaͤhlen, und ſchweife in Behauptungen aus, die
mir die Ungnade der Herren Recenſenten, welche
ſich nun einmal fuͤr gedachte Syſteme erklaͤrt haben,
nothwendig zuziehen muͤſſen.
Acht und zwanzigſtes Kapitel.
Unſer Zug uͤber den Rhein.
Den 21ten Maͤrz brachen wir endlich auf,
und marſchirten abwaͤrts, um den Rhein bey Caub
zu paſſiren. In Wisbaden, wo wir Raſttag hielten,
lernte ich den Hn. R. Rath Neidhardt kennen,
einen trefflichen Mann, und gelehrten Philologen,
welcher ſich mehr mit der griechiſchen und roͤmi-
ſchen Litteratur, als mit der Juriſterey abgiebt,
und doch im Rufe eines großen Rechtsgelehrten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/329>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.