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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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Zwey und zwanzigstes Kapitel.

Noch über das Elend in den Feldlazarethen.



Meine Leser müssen es zu gute halten, daß ich
von den preußischen Feldlazarethen etwas mehr an-
bringe, als man sonst in dieser Biographie erwar-
tet hätte. Ich bin Soldat gewesen, und habe
das Elend mit angesehen, welches meine Brüder
in diesen scheußlichen Mordklüften ertragen muß-
ten. Ich mögte also gerne, so viel als in meinen
Kräften steht, zur Verbesserung dieses abscheulichen
und schrecklichen Unwesens beytragen. Vielleicht
liest e[ - 1 Zeichen fehlt]wan ein Mann von Gutsinn und Einfluß
meine Schrift, und lernt daraus diese Gattung
menschliches Elendes näher kennen, und hilft es viel-
leicht bey einem künftigen Feldzuge lindern. Viel-
leicht lesen einige, die dereinst über Lazarethe die
Aufsicht führen oder in denselben als Feldscheere
oder Krankenwärter dienen sollen, dieses Buch und
lernen sich schämen, und ihre Schuldigkeit, welche
nirgends heiliger seyn kann, als hier, besser beobach-
ten. Und wenn dieses seyn sollte, so hätte ich für
leidende und von den Ihrigen verlaßne Menschen

Zwey und zwanzigſtes Kapitel.

Noch uͤber das Elend in den Feldlazarethen.



Meine Leſer muͤſſen es zu gute halten, daß ich
von den preußiſchen Feldlazarethen etwas mehr an-
bringe, als man ſonſt in dieſer Biographie erwar-
tet haͤtte. Ich bin Soldat geweſen, und habe
das Elend mit angeſehen, welches meine Bruͤder
in dieſen ſcheußlichen Mordkluͤften ertragen muß-
ten. Ich moͤgte alſo gerne, ſo viel als in meinen
Kraͤften ſteht, zur Verbeſſerung dieſes abſcheulichen
und ſchrecklichen Unweſens beytragen. Vielleicht
lieſt e[ – 1 Zeichen fehlt]wan ein Mann von Gutſinn und Einfluß
meine Schrift, und lernt daraus dieſe Gattung
menſchliches Elendes naͤher kennen, und hilft es viel-
leicht bey einem kuͤnftigen Feldzuge lindern. Viel-
leicht leſen einige, die dereinſt uͤber Lazarethe die
Aufſicht fuͤhren oder in denſelben als Feldſcheere
oder Krankenwaͤrter dienen ſollen, dieſes Buch und
lernen ſich ſchaͤmen, und ihre Schuldigkeit, welche
nirgends heiliger ſeyn kann, als hier, beſſer beobach-
ten. Und wenn dieſes ſeyn ſollte, ſo haͤtte ich fuͤr
leidende und von den Ihrigen verlaßne Menſchen

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[254/0266] Zwey und zwanzigſtes Kapitel. Noch uͤber das Elend in den Feldlazarethen. Meine Leſer muͤſſen es zu gute halten, daß ich von den preußiſchen Feldlazarethen etwas mehr an- bringe, als man ſonſt in dieſer Biographie erwar- tet haͤtte. Ich bin Soldat geweſen, und habe das Elend mit angeſehen, welches meine Bruͤder in dieſen ſcheußlichen Mordkluͤften ertragen muß- ten. Ich moͤgte alſo gerne, ſo viel als in meinen Kraͤften ſteht, zur Verbeſſerung dieſes abſcheulichen und ſchrecklichen Unweſens beytragen. Vielleicht lieſt e_wan ein Mann von Gutſinn und Einfluß meine Schrift, und lernt daraus dieſe Gattung menſchliches Elendes naͤher kennen, und hilft es viel- leicht bey einem kuͤnftigen Feldzuge lindern. Viel- leicht leſen einige, die dereinſt uͤber Lazarethe die Aufſicht fuͤhren oder in denſelben als Feldſcheere oder Krankenwaͤrter dienen ſollen, dieſes Buch und lernen ſich ſchaͤmen, und ihre Schuldigkeit, welche nirgends heiliger ſeyn kann, als hier, beſſer beobach- ten. Und wenn dieſes ſeyn ſollte, ſo haͤtte ich fuͤr leidende und von den Ihrigen verlaßne Menſchen

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/266>, abgerufen am 03.12.2024.