Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Hange zum Saufen, hat dieser ihrer guten Gesin-
nung gegen mich eine schiefe Richtung gegeben, so
wie ihre Affenliebe sie oben drein verblendete, daß
sie die schädlichen Folgen von dem nicht einsahe, wozu
sie mich theils verleitete, theils behülflich war. Mein
Vater selbst hätte besser gethan, wenn er ihr gar
keinen Antheil an meiner Erziehung gelassen hätte.
Doch wer kann wider Verhängniß!

Achtes Kapitel.

Reise nach Halle.



Mein Vater begleitete mich bis Frankfurt und
sprach unter Weges ziemlich ernsthaft, ob er gleich,
wie er hinzufügte, seinen Worten und Vermahnun-
gen wenig Wirkung zutraute, wenn ich nämlich nicht
selbst mit klug seyn würde, wozu ich doch wol Er-
fahrung genug haben möchte. Würde ich aber wirk-
lich mich bessern; so wollte er mir den Vater so zei-
gen, wie ich es nur selbst wünschen und hoffen könn-
te. In Frankfurt gab er mir vierzehn Carolins
ohne noch fünf Dukaten Reisegeld und bezahlte die
Post bis Eisenach, im Darmstädter Hof zu Frank-
furt.


Hange zum Saufen, hat dieſer ihrer guten Geſin-
nung gegen mich eine ſchiefe Richtung gegeben, ſo
wie ihre Affenliebe ſie oben drein verblendete, daß
ſie die ſchaͤdlichen Folgen von dem nicht einſahe, wozu
ſie mich theils verleitete, theils behuͤlflich war. Mein
Vater ſelbſt haͤtte beſſer gethan, wenn er ihr gar
keinen Antheil an meiner Erziehung gelaſſen haͤtte.
Doch wer kann wider Verhaͤngniß!

Achtes Kapitel.

Reiſe nach Halle.



Mein Vater begleitete mich bis Frankfurt und
ſprach unter Weges ziemlich ernſthaft, ob er gleich,
wie er hinzufuͤgte, ſeinen Worten und Vermahnun-
gen wenig Wirkung zutraute, wenn ich naͤmlich nicht
ſelbſt mit klug ſeyn wuͤrde, wozu ich doch wol Er-
fahrung genug haben moͤchte. Wuͤrde ich aber wirk-
lich mich beſſern; ſo wollte er mir den Vater ſo zei-
gen, wie ich es nur ſelbſt wuͤnſchen und hoffen koͤnn-
te. In Frankfurt gab er mir vierzehn Carolins
ohne noch fuͤnf Dukaten Reiſegeld und bezahlte die
Poſt bis Eiſenach, im Darmſtaͤdter Hof zu Frank-
furt.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0081" n="79"/>
Hange zum Saufen, hat die&#x017F;er ihrer guten Ge&#x017F;in-<lb/>
nung gegen mich eine &#x017F;chiefe Richtung gegeben, &#x017F;o<lb/>
wie ihre Affenliebe &#x017F;ie oben drein verblendete, daß<lb/>
&#x017F;ie die &#x017F;cha&#x0364;dlichen Folgen von dem nicht ein&#x017F;ahe, wozu<lb/>
&#x017F;ie mich theils verleitete, theils behu&#x0364;lflich war. Mein<lb/>
Vater &#x017F;elb&#x017F;t ha&#x0364;tte be&#x017F;&#x017F;er gethan, wenn er ihr gar<lb/>
keinen Antheil an meiner Erziehung gela&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tte.<lb/>
Doch wer kann wider Verha&#x0364;ngniß!</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>Achtes Kapitel.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Rei&#x017F;e nach Halle</hi>.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p><hi rendition="#in">M</hi>ein Vater begleitete mich bis Frankfurt und<lb/>
&#x017F;prach unter Weges ziemlich ern&#x017F;thaft, ob er gleich,<lb/>
wie er hinzufu&#x0364;gte, &#x017F;einen Worten und Vermahnun-<lb/>
gen wenig Wirkung zutraute, wenn ich na&#x0364;mlich nicht<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t mit klug &#x017F;eyn wu&#x0364;rde, wozu ich doch wol Er-<lb/>
fahrung genug haben mo&#x0364;chte. Wu&#x0364;rde ich aber wirk-<lb/>
lich mich be&#x017F;&#x017F;ern; &#x017F;o wollte er mir den Vater &#x017F;o zei-<lb/>
gen, wie ich es nur &#x017F;elb&#x017F;t wu&#x0364;n&#x017F;chen und hoffen ko&#x0364;nn-<lb/>
te. In Frankfurt gab er mir vierzehn Carolins<lb/>
ohne noch fu&#x0364;nf Dukaten Rei&#x017F;egeld und bezahlte die<lb/>
Po&#x017F;t bis Ei&#x017F;enach, im Darm&#x017F;ta&#x0364;dter Hof zu Frank-<lb/>
furt.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[79/0081] Hange zum Saufen, hat dieſer ihrer guten Geſin- nung gegen mich eine ſchiefe Richtung gegeben, ſo wie ihre Affenliebe ſie oben drein verblendete, daß ſie die ſchaͤdlichen Folgen von dem nicht einſahe, wozu ſie mich theils verleitete, theils behuͤlflich war. Mein Vater ſelbſt haͤtte beſſer gethan, wenn er ihr gar keinen Antheil an meiner Erziehung gelaſſen haͤtte. Doch wer kann wider Verhaͤngniß! Achtes Kapitel. Reiſe nach Halle. Mein Vater begleitete mich bis Frankfurt und ſprach unter Weges ziemlich ernſthaft, ob er gleich, wie er hinzufuͤgte, ſeinen Worten und Vermahnun- gen wenig Wirkung zutraute, wenn ich naͤmlich nicht ſelbſt mit klug ſeyn wuͤrde, wozu ich doch wol Er- fahrung genug haben moͤchte. Wuͤrde ich aber wirk- lich mich beſſern; ſo wollte er mir den Vater ſo zei- gen, wie ich es nur ſelbſt wuͤnſchen und hoffen koͤnn- te. In Frankfurt gab er mir vierzehn Carolins ohne noch fuͤnf Dukaten Reiſegeld und bezahlte die Poſt bis Eiſenach, im Darmſtaͤdter Hof zu Frank- furt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/81
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/81>, abgerufen am 21.11.2024.