Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
Sechs und zwanzigstes Kapitel.

Meines Vaters Bemühungen, mich vom Soldatenstande
zu befreien. Caution zu Urlaub. Folgen davon.
Heuraths-Project.



Mein Vater schrieb mir fleißig, wenigstens hatte
ich alle zwei Monate einen recht langen Brief von
ihm, worin er sogar über Dinge schrieb, welche in
die Gelehrsamkeit einschlugen: von meinem tückischen
Bruder konnte ich aber keine Zeile herauszwingen,
so sehr ich ihn auch darum bath. Ich hatte ihn ein-
mal seiner Meinung nach beleidigt, und das vergab
er mir auf sich levitisch nicht mehr. Mein guter
Vater bemühte sich auch recht ernstlich, mich vom
Soldaten-Stande loszumachen: er schrieb an den
General Leipziger, sogar an den Herzog von
Braunschweig; aber alles war umsonst: ich selbst
wünschte es nicht einmal im Ernst. Meines Vaters
wegen wäre ich freilich gern los gewesen; aber wenn
ich nun überlegte, was alsdann aus mir werden
würde, so fiel mir aller Muth, und ich dachte mir
weiter nichts, als Soldat zu bleiben. Ich war
nicht verliebt in mich selbst: ich kannte meine Fehler,
fühlte, daß ich zu schwach war, meine tief eingewur-

Sechs und zwanzigſtes Kapitel.

Meines Vaters Bemuͤhungen, mich vom Soldatenſtande
zu befreien. Caution zu Urlaub. Folgen davon.
Heuraths-Project.



Mein Vater ſchrieb mir fleißig, wenigſtens hatte
ich alle zwei Monate einen recht langen Brief von
ihm, worin er ſogar uͤber Dinge ſchrieb, welche in
die Gelehrſamkeit einſchlugen: von meinem tuͤckiſchen
Bruder konnte ich aber keine Zeile herauszwingen,
ſo ſehr ich ihn auch darum bath. Ich hatte ihn ein-
mal ſeiner Meinung nach beleidigt, und das vergab
er mir auf ſich levitiſch nicht mehr. Mein guter
Vater bemuͤhte ſich auch recht ernſtlich, mich vom
Soldaten-Stande loszumachen: er ſchrieb an den
General Leipziger, ſogar an den Herzog von
Braunſchweig; aber alles war umſonſt: ich ſelbſt
wuͤnſchte es nicht einmal im Ernſt. Meines Vaters
wegen waͤre ich freilich gern los geweſen; aber wenn
ich nun uͤberlegte, was alsdann aus mir werden
wuͤrde, ſo fiel mir aller Muth, und ich dachte mir
weiter nichts, als Soldat zu bleiben. Ich war
nicht verliebt in mich ſelbſt: ich kannte meine Fehler,
fuͤhlte, daß ich zu ſchwach war, meine tief eingewur-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0309" n="297[307]"/>
      <div n="1">
        <head>Sechs und zwanzig&#x017F;tes Kapitel.</head><lb/>
        <p>Meines Vaters Bemu&#x0364;hungen, mich vom Soldaten&#x017F;tande<lb/>
zu befreien. Caution zu Urlaub. Folgen davon.<lb/>
Heuraths-Project.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p><hi rendition="#in">M</hi>ein Vater &#x017F;chrieb mir fleißig, wenig&#x017F;tens hatte<lb/>
ich alle zwei Monate einen recht langen Brief von<lb/>
ihm, worin er &#x017F;ogar u&#x0364;ber Dinge &#x017F;chrieb, welche in<lb/>
die Gelehr&#x017F;amkeit ein&#x017F;chlugen: von meinem tu&#x0364;cki&#x017F;chen<lb/>
Bruder konnte ich aber keine Zeile herauszwingen,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ehr ich ihn auch darum bath. Ich hatte ihn ein-<lb/>
mal &#x017F;einer Meinung nach beleidigt, und das vergab<lb/>
er mir auf &#x017F;ich leviti&#x017F;ch nicht mehr. Mein guter<lb/>
Vater bemu&#x0364;hte &#x017F;ich auch recht ern&#x017F;tlich, mich vom<lb/>
Soldaten-Stande loszumachen: er &#x017F;chrieb an den<lb/>
General <hi rendition="#g">Leipziger</hi>, &#x017F;ogar an den Herzog von<lb/>
Braun&#x017F;chweig; aber alles war um&#x017F;on&#x017F;t: ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chte es nicht einmal im Ern&#x017F;t. Meines Vaters<lb/>
wegen wa&#x0364;re ich freilich gern los gewe&#x017F;en; aber wenn<lb/>
ich nun u&#x0364;berlegte, was alsdann aus mir werden<lb/>
wu&#x0364;rde, &#x017F;o fiel mir aller Muth, und ich dachte mir<lb/>
weiter nichts, als Soldat zu bleiben. Ich war<lb/>
nicht verliebt in mich &#x017F;elb&#x017F;t: ich kannte meine Fehler,<lb/>
fu&#x0364;hlte, daß ich zu &#x017F;chwach war, meine tief eingewur-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[297[307]/0309] Sechs und zwanzigſtes Kapitel. Meines Vaters Bemuͤhungen, mich vom Soldatenſtande zu befreien. Caution zu Urlaub. Folgen davon. Heuraths-Project. Mein Vater ſchrieb mir fleißig, wenigſtens hatte ich alle zwei Monate einen recht langen Brief von ihm, worin er ſogar uͤber Dinge ſchrieb, welche in die Gelehrſamkeit einſchlugen: von meinem tuͤckiſchen Bruder konnte ich aber keine Zeile herauszwingen, ſo ſehr ich ihn auch darum bath. Ich hatte ihn ein- mal ſeiner Meinung nach beleidigt, und das vergab er mir auf ſich levitiſch nicht mehr. Mein guter Vater bemuͤhte ſich auch recht ernſtlich, mich vom Soldaten-Stande loszumachen: er ſchrieb an den General Leipziger, ſogar an den Herzog von Braunſchweig; aber alles war umſonſt: ich ſelbſt wuͤnſchte es nicht einmal im Ernſt. Meines Vaters wegen waͤre ich freilich gern los geweſen; aber wenn ich nun uͤberlegte, was alsdann aus mir werden wuͤrde, ſo fiel mir aller Muth, und ich dachte mir weiter nichts, als Soldat zu bleiben. Ich war nicht verliebt in mich ſelbſt: ich kannte meine Fehler, fuͤhlte, daß ich zu ſchwach war, meine tief eingewur-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/309
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 297[307]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/309>, abgerufen am 21.12.2024.