Was hatte Jacobi zu thun? - Er berichtete die Sache nach Mainz, und siehe da, es erschien der Befehl, daß der Maurer die protestantischen Gesellen vom Kirchenbau entfernen, oder selbst den Akkord aufgeben sollte. Nun wars alle! die Gesellen muß- ten fort. In dergleichen unbedeutenden Stückchen offenbart sich der Geist der Intoleranz und der Dummheit oft mehr, als in großen Vorfällen. Die Ursachen sind nicht schwer zu entdecken.
Fünf und zwanzigstes Kapitel.
Noch endlich gar ein Komödiant!
Ich habe so viel von Gießen geschrieben, daß ich beinahe befürchte, meine Leser ermüdet zu haben. Aber dafür soll nun auch alles kurz gefaßt werden, damit ich Raum übrig behalte, mich als Kandidaten der hochheiligen Theologie zu produciren. Eine ganze Geschichte von anderthalb Jahren soll nur wenige Blätter einnehmen.
Mein letzter Winter in Gießen ging ziemlich ru- hig vorüber, das heißt, ich wurde nicht mehr citirt, schlug mich nicht, kam nicht ins Karzer, und besoff mich nur höchst selten.
Was hatte Jacobi zu thun? – Er berichtete die Sache nach Mainz, und ſiehe da, es erſchien der Befehl, daß der Maurer die proteſtantiſchen Geſellen vom Kirchenbau entfernen, oder ſelbſt den Akkord aufgeben ſollte. Nun wars alle! die Geſellen muß- ten fort. In dergleichen unbedeutenden Stuͤckchen offenbart ſich der Geiſt der Intoleranz und der Dummheit oft mehr, als in großen Vorfaͤllen. Die Urſachen ſind nicht ſchwer zu entdecken.
Fuͤnf und zwanzigſtes Kapitel.
Noch endlich gar ein Komoͤdiant!
Ich habe ſo viel von Gießen geſchrieben, daß ich beinahe befuͤrchte, meine Leſer ermuͤdet zu haben. Aber dafuͤr ſoll nun auch alles kurz gefaßt werden, damit ich Raum uͤbrig behalte, mich als Kandidaten der hochheiligen Theologie zu produciren. Eine ganze Geſchichte von anderthalb Jahren ſoll nur wenige Blaͤtter einnehmen.
Mein letzter Winter in Gießen ging ziemlich ru- hig voruͤber, das heißt, ich wurde nicht mehr citirt, ſchlug mich nicht, kam nicht ins Karzer, und beſoff mich nur hoͤchſt ſelten.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0244"n="230"/>
Was hatte Jacobi zu thun? – Er berichtete die<lb/>
Sache nach Mainz, und ſiehe da, es erſchien der<lb/>
Befehl, daß der Maurer die proteſtantiſchen Geſellen<lb/>
vom Kirchenbau entfernen, oder ſelbſt den Akkord<lb/>
aufgeben ſollte. Nun wars alle! die Geſellen muß-<lb/>
ten fort. In dergleichen unbedeutenden Stuͤckchen<lb/>
offenbart ſich der Geiſt der Intoleranz und der<lb/>
Dummheit oft mehr, als in großen Vorfaͤllen. Die<lb/>
Urſachen ſind nicht ſchwer zu entdecken.</p></div><lb/><divn="1"><head>Fuͤnf und zwanzigſtes Kapitel.</head><lb/><p><hirendition="#g">Noch endlich gar ein Komoͤdiant</hi>!</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">I</hi>ch habe ſo viel von Gießen geſchrieben, daß ich<lb/>
beinahe befuͤrchte, meine Leſer ermuͤdet zu haben.<lb/>
Aber dafuͤr ſoll nun auch alles kurz gefaßt werden,<lb/>
damit ich Raum uͤbrig behalte, mich als Kandidaten<lb/>
der hochheiligen Theologie zu produciren. Eine ganze<lb/>
Geſchichte von anderthalb Jahren ſoll nur wenige<lb/>
Blaͤtter einnehmen.</p><lb/><p>Mein letzter Winter in Gießen ging ziemlich ru-<lb/>
hig voruͤber, das heißt, ich wurde nicht mehr citirt,<lb/>ſchlug mich nicht, kam nicht ins Karzer, und beſoff<lb/>
mich nur hoͤchſt ſelten.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[230/0244]
Was hatte Jacobi zu thun? – Er berichtete die
Sache nach Mainz, und ſiehe da, es erſchien der
Befehl, daß der Maurer die proteſtantiſchen Geſellen
vom Kirchenbau entfernen, oder ſelbſt den Akkord
aufgeben ſollte. Nun wars alle! die Geſellen muß-
ten fort. In dergleichen unbedeutenden Stuͤckchen
offenbart ſich der Geiſt der Intoleranz und der
Dummheit oft mehr, als in großen Vorfaͤllen. Die
Urſachen ſind nicht ſchwer zu entdecken.
Fuͤnf und zwanzigſtes Kapitel.
Noch endlich gar ein Komoͤdiant!
Ich habe ſo viel von Gießen geſchrieben, daß ich
beinahe befuͤrchte, meine Leſer ermuͤdet zu haben.
Aber dafuͤr ſoll nun auch alles kurz gefaßt werden,
damit ich Raum uͤbrig behalte, mich als Kandidaten
der hochheiligen Theologie zu produciren. Eine ganze
Geſchichte von anderthalb Jahren ſoll nur wenige
Blaͤtter einnehmen.
Mein letzter Winter in Gießen ging ziemlich ru-
hig voruͤber, das heißt, ich wurde nicht mehr citirt,
ſchlug mich nicht, kam nicht ins Karzer, und beſoff
mich nur hoͤchſt ſelten.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/244>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.