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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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Bibliotheken und Curatoren die ausgedehnteste Schreib-
Lehr- und Preßfreiheit herrschet. Freilich wird auch
da aus Manchem nichts; aber an einem Orte, wie
Gießen, Heidelberg, Rinteln, Mainz, Strasburg
und auf [m]ehr dergleichen Universitäten, wo Sub-
jekte lehren, die kaum auf einer Trivialschule lehren
sollten, oder wo ein Landesherr oder ein Curator
ohne Kopf den Vorsitz führt, und alles so engbrüstig
schematisirt, daß man den Verstand darüber verlie-
ren könnte -- wird es vollends gar nichts. Die
Anmerkung ist freilich bitter, sie ist aber wahr, und
deswegen sage ich sie gerade hin, wenn sich auch
Herr Schmid in Gießen, nebst Konsorten weit und
breit, noch so sehr darob ärgern sollte.

Eilftes Kapitel.

So commersirten damals die Gießer Bursche!



Zu meiner Zeit waren ohngefähr 250 Studenten in
Gießen, obgleich in allen Zeitungen herumstand, es
wären über 500 da. Aber man darf von dergleichen
nur die Hälfte glauben. Im Durchschnitt trifft das
so bei allen Universitäten ein, z. B. gegenwärtig sol-
len in Halle 1600, in Jena 1000, in Göttingen
1200 Studenten seyn -- wenigstens sagens die so,

Bibliotheken und Curatoren die ausgedehnteſte Schreib-
Lehr- und Preßfreiheit herrſchet. Freilich wird auch
da aus Manchem nichts; aber an einem Orte, wie
Gießen, Heidelberg, Rinteln, Mainz, Strasburg
und auf [m]ehr dergleichen Univerſitaͤten, wo Sub-
jekte lehren, die kaum auf einer Trivialſchule lehren
ſollten, oder wo ein Landesherr oder ein Curator
ohne Kopf den Vorſitz fuͤhrt, und alles ſo engbruͤſtig
ſchematiſirt, daß man den Verſtand daruͤber verlie-
ren koͤnnte — wird es vollends gar nichts. Die
Anmerkung iſt freilich bitter, ſie iſt aber wahr, und
deswegen ſage ich ſie gerade hin, wenn ſich auch
Herr Schmid in Gießen, nebſt Konſorten weit und
breit, noch ſo ſehr darob aͤrgern ſollte.

Eilftes Kapitel.

So commerſirten damals die Gießer Burſche!



Zu meiner Zeit waren ohngefaͤhr 250 Studenten in
Gießen, obgleich in allen Zeitungen herumſtand, es
waͤren uͤber 500 da. Aber man darf von dergleichen
nur die Haͤlfte glauben. Im Durchſchnitt trifft das
ſo bei allen Univerſitaͤten ein, z. B. gegenwaͤrtig ſol-
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[93/0107] Bibliotheken und Curatoren die ausgedehnteſte Schreib- Lehr- und Preßfreiheit herrſchet. Freilich wird auch da aus Manchem nichts; aber an einem Orte, wie Gießen, Heidelberg, Rinteln, Mainz, Strasburg und auf mehr dergleichen Univerſitaͤten, wo Sub- jekte lehren, die kaum auf einer Trivialſchule lehren ſollten, oder wo ein Landesherr oder ein Curator ohne Kopf den Vorſitz fuͤhrt, und alles ſo engbruͤſtig ſchematiſirt, daß man den Verſtand daruͤber verlie- ren koͤnnte — wird es vollends gar nichts. Die Anmerkung iſt freilich bitter, ſie iſt aber wahr, und deswegen ſage ich ſie gerade hin, wenn ſich auch Herr Schmid in Gießen, nebſt Konſorten weit und breit, noch ſo ſehr darob aͤrgern ſollte. Eilftes Kapitel. So commerſirten damals die Gießer Burſche! Zu meiner Zeit waren ohngefaͤhr 250 Studenten in Gießen, obgleich in allen Zeitungen herumſtand, es waͤren uͤber 500 da. Aber man darf von dergleichen nur die Haͤlfte glauben. Im Durchſchnitt trifft das ſo bei allen Univerſitaͤten ein, z. B. gegenwaͤrtig ſol- len in Halle 1600, in Jena 1000, in Goͤttingen 1200 Studenten ſeyn — wenigſtens ſagens die ſo,

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/107>, abgerufen am 23.11.2024.