Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.

Bild:
<< vorherige Seite
24.
Hyppolit an Constantin.

Der Teufel ist los und es gilt den ernsthaften Ver¬
such, ob wir ihn nicht besiegen können. Ein Weib,
das ich nicht gewinnen kann, ein Freund, dessen Herz¬
blut unnützerweise strömt. Valerius schoß sich heut Mor¬
gen mit einem Fremden, der verlarvt auf der Mensur
erschien, und dem Graf Topf sehr ernsthaft sekundirte.
Sie schossen sich auf Barriere. Valer war vollkommen
passiv dabei, blieb unverrückt auf seinem Platze stehen,
und machte keine Miene anzugreifen. Desto eiliger
avancirte der Gegner. Als Valer die blutigste Absicht
nicht mehr verkennen mochte, regte sich ihm die Galle
auch, er trat einen Schritt vor und drückte ab,
im nämlichen Augenblick that's der Gegner auch --
Blitz und Knall von beiden Seiten, Beide stürzen zu¬
sammen. Kaum fing ich meinen armen Freund noch
in den Armen auf. Das Blut stürzte aus der oberen
rechten Brust. Eh' ich ihn noch ins Haus bringen konnte,
hatte sich der Gegner aufgerafft, er war nur von einem
Streifschuß am Schlaf betäubt gewesen und kam ohne

24.
Hyppolit an Constantin.

Der Teufel iſt los und es gilt den ernſthaften Ver¬
ſuch, ob wir ihn nicht beſiegen können. Ein Weib,
das ich nicht gewinnen kann, ein Freund, deſſen Herz¬
blut unnützerweiſe ſtrömt. Valerius ſchoß ſich heut Mor¬
gen mit einem Fremden, der verlarvt auf der Menſur
erſchien, und dem Graf Topf ſehr ernſthaft ſekundirte.
Sie ſchoſſen ſich auf Barriere. Valer war vollkommen
paſſiv dabei, blieb unverrückt auf ſeinem Platze ſtehen,
und machte keine Miene anzugreifen. Deſto eiliger
avancirte der Gegner. Als Valer die blutigſte Abſicht
nicht mehr verkennen mochte, regte ſich ihm die Galle
auch, er trat einen Schritt vor und drückte ab,
im nämlichen Augenblick that's der Gegner auch —
Blitz und Knall von beiden Seiten, Beide ſtürzen zu¬
ſammen. Kaum fing ich meinen armen Freund noch
in den Armen auf. Das Blut ſtürzte aus der oberen
rechten Bruſt. Eh' ich ihn noch ins Haus bringen konnte,
hatte ſich der Gegner aufgerafft, er war nur von einem
Streifſchuß am Schlaf betäubt geweſen und kam ohne

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0074" n="62"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head>24.<lb/><hi rendition="#b #g">Hyppolit an Constantin.</hi><lb/></head>
        <p>Der Teufel i&#x017F;t los und es gilt den ern&#x017F;thaften Ver¬<lb/>
&#x017F;uch, ob wir ihn nicht be&#x017F;iegen können. Ein Weib,<lb/>
das ich nicht gewinnen kann, ein Freund, de&#x017F;&#x017F;en Herz¬<lb/>
blut unnützerwei&#x017F;e &#x017F;trömt. Valerius &#x017F;choß &#x017F;ich heut Mor¬<lb/>
gen mit einem Fremden, der verlarvt auf der Men&#x017F;ur<lb/>
er&#x017F;chien, und dem Graf Topf &#x017F;ehr ern&#x017F;thaft &#x017F;ekundirte.<lb/>
Sie &#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich auf Barriere. Valer war vollkommen<lb/>
pa&#x017F;&#x017F;iv dabei, blieb unverrückt auf &#x017F;einem Platze &#x017F;tehen,<lb/>
und machte keine Miene anzugreifen. De&#x017F;to eiliger<lb/>
avancirte der Gegner. Als Valer die blutig&#x017F;te Ab&#x017F;icht<lb/>
nicht mehr verkennen mochte, regte &#x017F;ich ihm die Galle<lb/>
auch, er trat einen Schritt vor und drückte ab,<lb/>
im nämlichen Augenblick that's der Gegner auch &#x2014;<lb/>
Blitz und Knall von beiden Seiten, Beide &#x017F;türzen zu¬<lb/>
&#x017F;ammen. Kaum fing ich meinen armen Freund noch<lb/>
in den Armen auf. Das Blut &#x017F;türzte aus der oberen<lb/>
rechten Bru&#x017F;t. Eh' ich ihn noch ins Haus bringen konnte,<lb/>
hatte &#x017F;ich der Gegner aufgerafft, er war nur von einem<lb/>
Streif&#x017F;chuß am Schlaf betäubt gewe&#x017F;en und kam ohne<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[62/0074] 24. Hyppolit an Constantin. Der Teufel iſt los und es gilt den ernſthaften Ver¬ ſuch, ob wir ihn nicht beſiegen können. Ein Weib, das ich nicht gewinnen kann, ein Freund, deſſen Herz¬ blut unnützerweiſe ſtrömt. Valerius ſchoß ſich heut Mor¬ gen mit einem Fremden, der verlarvt auf der Menſur erſchien, und dem Graf Topf ſehr ernſthaft ſekundirte. Sie ſchoſſen ſich auf Barriere. Valer war vollkommen paſſiv dabei, blieb unverrückt auf ſeinem Platze ſtehen, und machte keine Miene anzugreifen. Deſto eiliger avancirte der Gegner. Als Valer die blutigſte Abſicht nicht mehr verkennen mochte, regte ſich ihm die Galle auch, er trat einen Schritt vor und drückte ab, im nämlichen Augenblick that's der Gegner auch — Blitz und Knall von beiden Seiten, Beide ſtürzen zu¬ ſammen. Kaum fing ich meinen armen Freund noch in den Armen auf. Das Blut ſtürzte aus der oberen rechten Bruſt. Eh' ich ihn noch ins Haus bringen konnte, hatte ſich der Gegner aufgerafft, er war nur von einem Streifſchuß am Schlaf betäubt geweſen und kam ohne

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0102_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0102_1833/74
Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0102_1833/74>, abgerufen am 22.12.2024.