Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.

Bild:
<< vorherige Seite
17.
Constantin an Hyppolit.

Ich hoffe nicht, daß mir die Zeitungen voraus¬
fliegen; wenigstens werden sie Euch nicht sagen können,
wie gut mir's in der hiesigen Schlacht geht. Sattle
Dein Roß und fliege her, wir machen Freiheit hier.
Vorgestern ist er losgegangen in den Straßen von
Paris, der hochrothe blutige Kampf eines Volkes um sein
Recht, die dunkeln Schatten der Jacobiner schreiten vor
der neuen Jugend einher, die alten Freiheitslieder flattern
wie Sturmvögel über den Plätzen, mein Herz ist fast zer¬
sprungen vor Freude, so zur rechten Zeit gekommen zu sein,
und meinen grimmigen Haß gegen alles weltgeschichtliche
Unrecht ausbaden zu können in schlechtem Söldnerblute.
Ich habe gefochten wie ein Rasender. Gestern stand
ich am Fenster des Zimmers, wo die Deputirten zu¬
sammenkamen -- der alte Student der Revolutionen,
das bemooste Haupt auf dem Fechtboden der Völker, La¬
fayette, sagte uns, was wir thaten. Die Deputirten spra¬
chen verwirrt von Ementen, Revolten etc. -- Da stand der
unsterbliche alte Knabe, dessen Herz noch im Sarge schla¬

8 *
17.
Constantin an Hyppolit.

Ich hoffe nicht, daß mir die Zeitungen voraus¬
fliegen; wenigſtens werden ſie Euch nicht ſagen können,
wie gut mir's in der hieſigen Schlacht geht. Sattle
Dein Roß und fliege her, wir machen Freiheit hier.
Vorgeſtern iſt er losgegangen in den Straßen von
Paris, der hochrothe blutige Kampf eines Volkes um ſein
Recht, die dunkeln Schatten der Jacobiner ſchreiten vor
der neuen Jugend einher, die alten Freiheitslieder flattern
wie Sturmvögel über den Plätzen, mein Herz iſt faſt zer¬
ſprungen vor Freude, ſo zur rechten Zeit gekommen zu ſein,
und meinen grimmigen Haß gegen alles weltgeſchichtliche
Unrecht ausbaden zu können in ſchlechtem Söldnerblute.
Ich habe gefochten wie ein Raſender. Geſtern ſtand
ich am Fenſter des Zimmers, wo die Deputirten zu¬
ſammenkamen — der alte Student der Revolutionen,
das bemooste Haupt auf dem Fechtboden der Völker, La¬
fayette, ſagte uns, was wir thaten. Die Deputirten ſpra¬
chen verwirrt von Ementen, Revolten ꝛc. — Da ſtand der
unſterbliche alte Knabe, deſſen Herz noch im Sarge ſchla¬

8 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0181" n="171"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head>17.<lb/><hi rendition="#b #g">Constantin an Hyppolit.</hi><lb/></head>
        <dateline rendition="#right">Paris, den 29. Juli.<lb/></dateline>
        <p>Ich hoffe nicht, daß mir die Zeitungen voraus¬<lb/>
fliegen; wenig&#x017F;tens werden &#x017F;ie Euch nicht &#x017F;agen können,<lb/>
wie gut mir's in der hie&#x017F;igen Schlacht geht. Sattle<lb/>
Dein Roß und fliege her, wir machen Freiheit hier.<lb/>
Vorge&#x017F;tern i&#x017F;t er losgegangen in den Straßen von<lb/>
Paris, der hochrothe blutige Kampf eines Volkes um &#x017F;ein<lb/>
Recht, die dunkeln Schatten der Jacobiner &#x017F;chreiten vor<lb/>
der neuen Jugend einher, die alten Freiheitslieder flattern<lb/>
wie Sturmvögel über den Plätzen, mein Herz i&#x017F;t fa&#x017F;t zer¬<lb/>
&#x017F;prungen vor Freude, &#x017F;o zur rechten Zeit gekommen zu &#x017F;ein,<lb/>
und meinen grimmigen Haß gegen alles weltge&#x017F;chichtliche<lb/>
Unrecht ausbaden zu können in &#x017F;chlechtem Söldnerblute.<lb/>
Ich habe gefochten wie ein Ra&#x017F;ender. Ge&#x017F;tern &#x017F;tand<lb/>
ich am Fen&#x017F;ter des Zimmers, wo die Deputirten zu¬<lb/>
&#x017F;ammenkamen &#x2014; der alte Student der Revolutionen,<lb/>
das bemooste Haupt auf dem Fechtboden der Völker, La¬<lb/>
fayette, &#x017F;agte uns, was wir thaten. Die Deputirten &#x017F;pra¬<lb/>
chen verwirrt von Ementen, Revolten &#xA75B;c. &#x2014; Da &#x017F;tand der<lb/>
un&#x017F;terbliche alte Knabe, de&#x017F;&#x017F;en Herz noch im Sarge &#x017F;chla¬<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">8 *<lb/></fw>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0181] 17. Constantin an Hyppolit. Paris, den 29. Juli. Ich hoffe nicht, daß mir die Zeitungen voraus¬ fliegen; wenigſtens werden ſie Euch nicht ſagen können, wie gut mir's in der hieſigen Schlacht geht. Sattle Dein Roß und fliege her, wir machen Freiheit hier. Vorgeſtern iſt er losgegangen in den Straßen von Paris, der hochrothe blutige Kampf eines Volkes um ſein Recht, die dunkeln Schatten der Jacobiner ſchreiten vor der neuen Jugend einher, die alten Freiheitslieder flattern wie Sturmvögel über den Plätzen, mein Herz iſt faſt zer¬ ſprungen vor Freude, ſo zur rechten Zeit gekommen zu ſein, und meinen grimmigen Haß gegen alles weltgeſchichtliche Unrecht ausbaden zu können in ſchlechtem Söldnerblute. Ich habe gefochten wie ein Raſender. Geſtern ſtand ich am Fenſter des Zimmers, wo die Deputirten zu¬ ſammenkamen — der alte Student der Revolutionen, das bemooste Haupt auf dem Fechtboden der Völker, La¬ fayette, ſagte uns, was wir thaten. Die Deputirten ſpra¬ chen verwirrt von Ementen, Revolten ꝛc. — Da ſtand der unſterbliche alte Knabe, deſſen Herz noch im Sarge ſchla¬ 8 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0101_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0101_1833/181
Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0101_1833/181>, abgerufen am 22.12.2024.