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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.

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12.
Constantin an Hyppolit.

Frag' doch einmal den Valerius, welche Bewand¬
niß es mit seinem letzten Billet habe, das mir aus ei¬
nem bedeutenden Gesandtschaftshotel zugeschickt worden
ist und in dessen Begleitung ich eine zierliche Einladungs¬
karte in jenes Hotel erhielt. Ich war eben mit einer
Auktion meiner letzten reputirlichen Kleider beschäftigt,
der gallonirte Bediente nahm sich schnurrig unter mei¬
nen Juden aus. Es war der letzte Tag meiner äußer¬
lichen Anständigkeit, im himmelhohen Dachstübchen mei¬
ner jetzigen Höhe soll der geputzte Lakai mich schwer¬
lich wiederfinden. Ich sehe hoch herab auf den steifen
berliner Jammer.

Thut mir nur den Gefallen, in Euren etwaigen
Novellen keine miserablen Kerls mit prächtigen Ansich¬
ten auszustaffiren, sondern die Gestalten möglichst be¬
deutend zu machen -- etwa von meiner Figur. Diese
genialen Kerls, die blos deshalb unglücklich sind, weil
ihnen eine beträchtliche Dosis Menschenverstand fehlt und
weil sie auf der Welt nicht wie auf dem Dudelsacke spie¬
len können, sind mir im höchsten Grade zuwider. --

12.
Constantin an Hyppolit.

Frag' doch einmal den Valerius, welche Bewand¬
niß es mit ſeinem letzten Billet habe, das mir aus ei¬
nem bedeutenden Geſandtſchaftshotel zugeſchickt worden
iſt und in deſſen Begleitung ich eine zierliche Einladungs¬
karte in jenes Hotel erhielt. Ich war eben mit einer
Auktion meiner letzten reputirlichen Kleider beſchäftigt,
der gallonirte Bediente nahm ſich ſchnurrig unter mei¬
nen Juden aus. Es war der letzte Tag meiner äußer¬
lichen Anſtändigkeit, im himmelhohen Dachſtübchen mei¬
ner jetzigen Höhe ſoll der geputzte Lakai mich ſchwer¬
lich wiederfinden. Ich ſehe hoch herab auf den ſteifen
berliner Jammer.

Thut mir nur den Gefallen, in Euren etwaigen
Novellen keine miſerablen Kerls mit prächtigen Anſich¬
ten auszuſtaffiren, ſondern die Geſtalten möglichſt be¬
deutend zu machen — etwa von meiner Figur. Dieſe
genialen Kerls, die blos deshalb unglücklich ſind, weil
ihnen eine beträchtliche Doſis Menſchenverſtand fehlt und
weil ſie auf der Welt nicht wie auf dem Dudelſacke ſpie¬
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[106/0116] 12. Constantin an Hyppolit. Frag' doch einmal den Valerius, welche Bewand¬ niß es mit ſeinem letzten Billet habe, das mir aus ei¬ nem bedeutenden Geſandtſchaftshotel zugeſchickt worden iſt und in deſſen Begleitung ich eine zierliche Einladungs¬ karte in jenes Hotel erhielt. Ich war eben mit einer Auktion meiner letzten reputirlichen Kleider beſchäftigt, der gallonirte Bediente nahm ſich ſchnurrig unter mei¬ nen Juden aus. Es war der letzte Tag meiner äußer¬ lichen Anſtändigkeit, im himmelhohen Dachſtübchen mei¬ ner jetzigen Höhe ſoll der geputzte Lakai mich ſchwer¬ lich wiederfinden. Ich ſehe hoch herab auf den ſteifen berliner Jammer. Thut mir nur den Gefallen, in Euren etwaigen Novellen keine miſerablen Kerls mit prächtigen Anſich¬ ten auszuſtaffiren, ſondern die Geſtalten möglichſt be¬ deutend zu machen — etwa von meiner Figur. Dieſe genialen Kerls, die blos deshalb unglücklich ſind, weil ihnen eine beträchtliche Doſis Menſchenverſtand fehlt und weil ſie auf der Welt nicht wie auf dem Dudelſacke ſpie¬ len können, ſind mir im höchſten Grade zuwider. —

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0101_1833/116>, abgerufen am 21.11.2024.