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Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

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Die Bernsteinhexe.
Zwölfte Scene.

Wittich (allein). (Er sieht Zabel aufmerksam nach, und als
dieser eine kleine Weile hinaus ist, geht er rasch bis an die Thür
und spricht ganz laut wie nach der Thür links.)

Hinweg denn aus einem Hause, das sich vor seinen
Gästen verschließt!
(Er öffnet die Thür und schlägt sie mit Ge-
räusch wieder zu, bleibt aber innen, dann schleicht er nach dem
Fenster, die Flügel zudrückend, ohne sie zu verriegeln. Es wird
ganz finster. Alsdann schleicht er vorsichtig nach dem Stuhle zu-
rück und setzt sich hinein.)
Sie horcht gewiß, und wird wohl
ausschaun kommen, ob von den Fußtapfen des geliebten
Junkers nicht ein Herzensduft aufzufangen sei. Verliebt-
heit schläft nicht vor Mitternacht! -- Er muß fort! Das
Verhältniß wird widerwärtig; ich setze seine Anhänglich-
keit für mich auf's Spiel, denn vor jugendlicher Liebe
versinken alle anderen Pflichten. -- Bloß vor jugendli-
cher? -- Auch vor der meinigen; Liebe bewegt die Engel
und bewegt die Teufel, Liebe ist alles Verlangen, das
existirt, und der Haß ist nur die Kehrseite der Liebe, er
ist dasselbe Gefühl. -- Dasselbe Gefühl -- es giebt eben
nur ein Gefühl. -- Wie thöricht ist es, dagegen zu käm-
pfen; dies heißt ja gegen sein Leben kämpfen. Man kämpfe,
um zu erobern; jeder andere Kampf ist Dummheit. --
Still!

Die Bernſteinhexe.
Zwoͤlfte Scene.

Wittich (allein). (Er ſieht Zabel aufmerkſam nach, und als
dieſer eine kleine Weile hinaus iſt, geht er raſch bis an die Thuͤr
und ſpricht ganz laut wie nach der Thuͤr links.)

Hinweg denn aus einem Hauſe, das ſich vor ſeinen
Gaͤſten verſchließt!
(Er oͤffnet die Thuͤr und ſchlaͤgt ſie mit Ge-
raͤuſch wieder zu, bleibt aber innen, dann ſchleicht er nach dem
Fenſter, die Fluͤgel zudruͤckend, ohne ſie zu verriegeln. Es wird
ganz finſter. Alsdann ſchleicht er vorſichtig nach dem Stuhle zu-
ruͤck und ſetzt ſich hinein.)
Sie horcht gewiß, und wird wohl
ausſchaun kommen, ob von den Fußtapfen des geliebten
Junkers nicht ein Herzensduft aufzufangen ſei. Verliebt-
heit ſchlaͤft nicht vor Mitternacht! — Er muß fort! Das
Verhaͤltniß wird widerwaͤrtig; ich ſetze ſeine Anhaͤnglich-
keit fuͤr mich auf’s Spiel, denn vor jugendlicher Liebe
verſinken alle anderen Pflichten. — Bloß vor jugendli-
cher? — Auch vor der meinigen; Liebe bewegt die Engel
und bewegt die Teufel, Liebe iſt alles Verlangen, das
exiſtirt, und der Haß iſt nur die Kehrſeite der Liebe, er
iſt daſſelbe Gefuͤhl. — Daſſelbe Gefuͤhl — es giebt eben
nur ein Gefuͤhl. — Wie thoͤricht iſt es, dagegen zu kaͤm-
pfen; dies heißt ja gegen ſein Leben kaͤmpfen. Man kaͤmpfe,
um zu erobern; jeder andere Kampf iſt Dummheit. —
Still!

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[87/0093] Die Bernſteinhexe. Zwoͤlfte Scene. Wittich (allein). (Er ſieht Zabel aufmerkſam nach, und als dieſer eine kleine Weile hinaus iſt, geht er raſch bis an die Thuͤr und ſpricht ganz laut wie nach der Thuͤr links.) Hinweg denn aus einem Hauſe, das ſich vor ſeinen Gaͤſten verſchließt! (Er oͤffnet die Thuͤr und ſchlaͤgt ſie mit Ge- raͤuſch wieder zu, bleibt aber innen, dann ſchleicht er nach dem Fenſter, die Fluͤgel zudruͤckend, ohne ſie zu verriegeln. Es wird ganz finſter. Alsdann ſchleicht er vorſichtig nach dem Stuhle zu- ruͤck und ſetzt ſich hinein.) Sie horcht gewiß, und wird wohl ausſchaun kommen, ob von den Fußtapfen des geliebten Junkers nicht ein Herzensduft aufzufangen ſei. Verliebt- heit ſchlaͤft nicht vor Mitternacht! — Er muß fort! Das Verhaͤltniß wird widerwaͤrtig; ich ſetze ſeine Anhaͤnglich- keit fuͤr mich auf’s Spiel, denn vor jugendlicher Liebe verſinken alle anderen Pflichten. — Bloß vor jugendli- cher? — Auch vor der meinigen; Liebe bewegt die Engel und bewegt die Teufel, Liebe iſt alles Verlangen, das exiſtirt, und der Haß iſt nur die Kehrſeite der Liebe, er iſt daſſelbe Gefuͤhl. — Daſſelbe Gefuͤhl — es giebt eben nur ein Gefuͤhl. — Wie thoͤricht iſt es, dagegen zu kaͤm- pfen; dies heißt ja gegen ſein Leben kaͤmpfen. Man kaͤmpfe, um zu erobern; jeder andere Kampf iſt Dummheit. — Still!

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/93>, abgerufen am 21.11.2024.