Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.Die Bernsteinhexe. Fünfte Scene. Marie. -- Wulf. -- Die Vorigen. (Marie tritt hastig zuerst ein und geht auf ihren Vater zu.) Wittich. Marie! Schweidler. Marie! (Pause). Wulf (an der Thür). Die Jungfer wollte mündlich Antwort bringen. (Pause.) Marie. Unglücklicher Vater! Du verlässest Dein Kind in der höchsten Noth?! Du verbindest Dich mit den Feinden?! Du räthst mir zur Schande? Ein Leben in Schande ist ja dreimal schlimmer als ein Tod in Unschuld! -- Wenn Gott in der Schrift den Günderinnen vergiebt, so ge- schieht's ihrer Reue und Buße wegen. Und ich sollte sün- digen ohne Drang meiner Sinne und ohne Aussicht auf Reue und Umkehr?! Unglücklicher Vater! So hab' ich denn Niemand mehr! Niemand! Und weiß doch selbst kaum noch, was Gott, was Teufel in uns sei! -- Erin- nere Dich, Vater, was Du mir erzählt hast von den christ- Die Bernſteinhexe. Fuͤnfte Scene. Marie. — Wulf. — Die Vorigen. (Marie tritt haſtig zuerſt ein und geht auf ihren Vater zu.) Wittich. Marie! Schweidler. Marie! (Pauſe). Wulf (an der Thuͤr). Die Jungfer wollte muͤndlich Antwort bringen. (Pauſe.) Marie. Ungluͤcklicher Vater! Du verlaͤſſeſt Dein Kind in der hoͤchſten Noth?! Du verbindeſt Dich mit den Feinden?! Du raͤthſt mir zur Schande? Ein Leben in Schande iſt ja dreimal ſchlimmer als ein Tod in Unſchuld! — Wenn Gott in der Schrift den Guͤnderinnen vergiebt, ſo ge- ſchieht’s ihrer Reue und Buße wegen. Und ich ſollte ſuͤn- digen ohne Drang meiner Sinne und ohne Ausſicht auf Reue und Umkehr?! Ungluͤcklicher Vater! So hab’ ich denn Niemand mehr! Niemand! Und weiß doch ſelbſt kaum noch, was Gott, was Teufel in uns ſei! — Erin- nere Dich, Vater, was Du mir erzaͤhlt haſt von den chriſt- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb n="221" facs="#f0227"/> <fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Die Bernſteinhexe</hi>.</fw><lb/> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Fuͤnfte Scene</hi>.</head><lb/> <stage><hi rendition="#g">Marie. — Wulf. — Die Vorigen</hi>.</stage><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <stage>(Marie tritt haſtig zuerſt ein und geht auf ihren Vater zu.)</stage><lb/> <sp who="#WIT"> <speaker> <hi rendition="#b">Wittich.</hi> </speaker><lb/> <p>Marie!</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schweidler.</hi> </speaker><lb/> <p>Marie!</p> <stage>(Pauſe).</stage> </sp><lb/> <sp who="#WUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Wulf</hi> </speaker> <stage>(an der Thuͤr).</stage><lb/> <p>Die Jungfer wollte muͤndlich Antwort bringen.</p> <stage>(Pauſe.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/> <p>Ungluͤcklicher Vater! Du verlaͤſſeſt Dein Kind in der<lb/> hoͤchſten Noth?! Du verbindeſt Dich mit den Feinden?!<lb/> Du raͤthſt mir zur Schande? Ein Leben in Schande iſt<lb/> ja dreimal ſchlimmer als ein Tod in Unſchuld! — Wenn<lb/> Gott in der Schrift den Guͤnderinnen vergiebt, ſo ge-<lb/> ſchieht’s ihrer Reue und Buße wegen. Und ich ſollte ſuͤn-<lb/> digen ohne Drang meiner Sinne und ohne Ausſicht auf<lb/> Reue und Umkehr?! Ungluͤcklicher Vater! So hab’ ich<lb/> denn Niemand mehr! Niemand! Und weiß doch ſelbſt<lb/> kaum noch, was Gott, was Teufel in uns ſei! — Erin-<lb/> nere Dich, Vater, was Du mir erzaͤhlt haſt von den chriſt-<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [221/0227]
Die Bernſteinhexe.
Fuͤnfte Scene.
Marie. — Wulf. — Die Vorigen.
(Marie tritt haſtig zuerſt ein und geht auf ihren Vater zu.)
Wittich.
Marie!
Schweidler.
Marie! (Pauſe).
Wulf (an der Thuͤr).
Die Jungfer wollte muͤndlich Antwort bringen. (Pauſe.)
Marie.
Ungluͤcklicher Vater! Du verlaͤſſeſt Dein Kind in der
hoͤchſten Noth?! Du verbindeſt Dich mit den Feinden?!
Du raͤthſt mir zur Schande? Ein Leben in Schande iſt
ja dreimal ſchlimmer als ein Tod in Unſchuld! — Wenn
Gott in der Schrift den Guͤnderinnen vergiebt, ſo ge-
ſchieht’s ihrer Reue und Buße wegen. Und ich ſollte ſuͤn-
digen ohne Drang meiner Sinne und ohne Ausſicht auf
Reue und Umkehr?! Ungluͤcklicher Vater! So hab’ ich
denn Niemand mehr! Niemand! Und weiß doch ſelbſt
kaum noch, was Gott, was Teufel in uns ſei! — Erin-
nere Dich, Vater, was Du mir erzaͤhlt haſt von den chriſt-
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Zitationshilfe: | Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/227>, abgerufen am 03.03.2025. |