Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Bernsteinhexe.
Zweite Scene.
Wittich -- Die Vorigen.

Wittich (zu Wulf).
Hierher die Tafel!
Wulf.
Zu Befehl, gestrenger Herr!
(Während des Folgenden wird die Tafel und werden die Stühle
rechts an der Tafel aufgestellt unter Wulf's Beaufsichtigung.)
Rüdiger.
Jhr habt Ursache mir zu zürnen, mein Vater, und
ich bitte Euch deshalb um Verzeihung; aber ich kann
meine Ansicht und mein Verfahren nicht ändern.
Wittich.
Jch zürne Dir nicht, und Du bedarfst keiner Verzei-
hung von mir, Rüdiger. Jm Gegentheile, ich bitte
Dich, nicht voreilig über mich abzuurtheilen. Du wirst
mich am Ende gerechtfertigt sehn, wenn es mir gelingt,
Dich von der Richtigkeit meiner Gesichtspunkte zu über-
zeugen. Gelingt mir dies nicht, so werde ich darüber
hinsterben, ohne Dein volles Vertrauen wieder zu gewin-
nen, und dies wird mir ein tiefer, mein Leben untergraben-
der Schmerz sein; denn Du bist der einzige Mensch, den
Die Bernſteinhexe.
Zweite Scene.
Wittich — Die Vorigen.

Wittich (zu Wulf).
Hierher die Tafel!
Wulf.
Zu Befehl, geſtrenger Herr!
(Waͤhrend des Folgenden wird die Tafel und werden die Stuͤhle
rechts an der Tafel aufgeſtellt unter Wulf’s Beaufſichtigung.)
Rüdiger.
Jhr habt Urſache mir zu zuͤrnen, mein Vater, und
ich bitte Euch deshalb um Verzeihung; aber ich kann
meine Anſicht und mein Verfahren nicht aͤndern.
Wittich.
Jch zuͤrne Dir nicht, und Du bedarfſt keiner Verzei-
hung von mir, Ruͤdiger. Jm Gegentheile, ich bitte
Dich, nicht voreilig uͤber mich abzuurtheilen. Du wirſt
mich am Ende gerechtfertigt ſehn, wenn es mir gelingt,
Dich von der Richtigkeit meiner Geſichtspunkte zu uͤber-
zeugen. Gelingt mir dies nicht, ſo werde ich daruͤber
hinſterben, ohne Dein volles Vertrauen wieder zu gewin-
nen, und dies wird mir ein tiefer, mein Leben untergraben-
der Schmerz ſein; denn Du biſt der einzige Menſch, den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0140" n="134"/>
          <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Bern&#x017F;teinhexe</hi>.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Zweite Scene</hi>.</head><lb/>
            <stage><hi rendition="#g">Wittich</hi> &#x2014; Die <hi rendition="#g">Vorigen</hi>.</stage><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <sp who="#WIT">
              <speaker> <hi rendition="#b">Wittich</hi> </speaker>
              <stage>(zu Wulf).</stage><lb/>
              <p>Hierher die Tafel!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#WUL">
              <speaker> <hi rendition="#b">Wulf.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Zu Befehl, ge&#x017F;trenger Herr!</p><lb/>
              <stage>(Wa&#x0364;hrend des Folgenden wird die Tafel und werden die Stu&#x0364;hle<lb/>
rechts an der Tafel aufge&#x017F;tellt unter Wulf&#x2019;s Beauf&#x017F;ichtigung.)</stage>
            </sp><lb/>
            <sp who="#RUED">
              <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Jhr habt Ur&#x017F;ache mir zu zu&#x0364;rnen, mein Vater, und<lb/>
ich bitte Euch deshalb um Verzeihung; aber ich kann<lb/>
meine An&#x017F;icht und mein Verfahren nicht a&#x0364;ndern.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#WIT">
              <speaker> <hi rendition="#b">Wittich.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Jch zu&#x0364;rne Dir nicht, und Du bedarf&#x017F;t keiner Verzei-<lb/>
hung von mir, Ru&#x0364;diger. Jm Gegentheile, ich bitte<lb/>
Dich, nicht voreilig u&#x0364;ber mich abzuurtheilen. Du wir&#x017F;t<lb/>
mich am Ende gerechtfertigt &#x017F;ehn, wenn es mir gelingt,<lb/>
Dich von der Richtigkeit meiner Ge&#x017F;ichtspunkte zu u&#x0364;ber-<lb/>
zeugen. Gelingt mir dies nicht, &#x017F;o werde ich daru&#x0364;ber<lb/>
hin&#x017F;terben, ohne Dein volles Vertrauen wieder zu gewin-<lb/>
nen, und dies wird mir ein tiefer, mein Leben untergraben-<lb/>
der Schmerz &#x017F;ein; denn Du bi&#x017F;t der einzige Men&#x017F;ch, den<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0140] Die Bernſteinhexe. Zweite Scene. Wittich — Die Vorigen. Wittich (zu Wulf). Hierher die Tafel! Wulf. Zu Befehl, geſtrenger Herr! (Waͤhrend des Folgenden wird die Tafel und werden die Stuͤhle rechts an der Tafel aufgeſtellt unter Wulf’s Beaufſichtigung.) Rüdiger. Jhr habt Urſache mir zu zuͤrnen, mein Vater, und ich bitte Euch deshalb um Verzeihung; aber ich kann meine Anſicht und mein Verfahren nicht aͤndern. Wittich. Jch zuͤrne Dir nicht, und Du bedarfſt keiner Verzei- hung von mir, Ruͤdiger. Jm Gegentheile, ich bitte Dich, nicht voreilig uͤber mich abzuurtheilen. Du wirſt mich am Ende gerechtfertigt ſehn, wenn es mir gelingt, Dich von der Richtigkeit meiner Geſichtspunkte zu uͤber- zeugen. Gelingt mir dies nicht, ſo werde ich daruͤber hinſterben, ohne Dein volles Vertrauen wieder zu gewin- nen, und dies wird mir ein tiefer, mein Leben untergraben- der Schmerz ſein; denn Du biſt der einzige Menſch, den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/140
Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/140>, abgerufen am 21.11.2024.