Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Psychotomie. in seinem Leibe auseinandergegangen, und nun lag esnach allen Dimensionen gekrümmt regungslos zu den Füßen seines Herrn. Schulze hob es bedauernd auf, da sagte eine Stimme: "Laß' mal liegen, Schulze, er ist nur scheintot." Und Der Redende war Schulzes bester Freund, der Dr. "Du siehst übrigens jammervoll aus, Mensch," fuhr "Um Himmelswillen, Müller, Du hast diese Büchse "Mit dem besten Appetit; Du nimmst es doch nicht "Unseliger Mensch, das waren ja meine Gefühle, "Gefühle im Kaviar und Jdeale im Schnaps? Jhr Pſychotomie. in ſeinem Leibe auseinandergegangen, und nun lag esnach allen Dimenſionen gekrümmt regungslos zu den Füßen ſeines Herrn. Schulze hob es bedauernd auf, da ſagte eine Stimme: „Laß’ mal liegen, Schulze, er iſt nur ſcheintot.“ Und Der Redende war Schulzes beſter Freund, der Dr. „Du ſiehſt übrigens jammervoll aus, Menſch,“ fuhr „Um Himmelswillen, Müller, Du haſt dieſe Büchſe „Mit dem beſten Appetit; Du nimmſt es doch nicht „Unſeliger Menſch, das waren ja meine Gefühle, „Gefühle im Kaviar und Jdeale im Schnaps? Jhr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0182" n="176"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Pſychotomie.</hi></fw><lb/> in ſeinem Leibe auseinandergegangen, und nun lag es<lb/> nach allen Dimenſionen gekrümmt regungslos zu den<lb/> Füßen ſeines Herrn. Schulze hob es bedauernd auf,<lb/> da ſagte eine Stimme:</p><lb/> <p>„Laß’ mal liegen, Schulze, er iſt nur ſcheintot.“ Und<lb/> ſo war es. Als richtiger Philoſophenhund mußte er die<lb/> Metageometrie bald als unverdaulich wieder von ſich geben.</p><lb/> <p>Der Redende war Schulzes beſter Freund, der Dr.<lb/> Müller, ein normal entwickelter Mediziner, der es ſich<lb/> auf dem Sopha bequem gemacht hatte.</p><lb/> <p>„Du ſiehſt übrigens jammervoll aus, Menſch,“ fuhr<lb/> er fort, „es thut mir leid, daß ich Dir nicht einen<lb/> Löffel Kaviar übrig gelaſſen habe. Aber er war aus-<lb/> gezeichnet. Wer hat Dir den geſtiftet?“</p><lb/> <p>„Um Himmelswillen, Müller, Du haſt dieſe Büchſe<lb/> hier geleert?“</p><lb/> <p>„Mit dem beſten Appetit; Du nimmſt es doch nicht<lb/> übel? Jch habe auch dieſe Likörproben dazu getrunken,<lb/> etwas kräftig, aber delikat.“</p><lb/> <p>„Unſeliger Menſch, das waren ja meine Gefühle,<lb/> das waren meine Jdeale! Du haſt ſämtliche Gefühle<lb/> und Jdeale der Menſchheit verſchlungen, Kannibale, was<lb/> ſoll nun aus Dir werden?“</p><lb/> <p>„Gefühle im Kaviar und Jdeale im Schnaps? Jhr<lb/> Philoſophen ſeid praktiſcher, als man meinen ſollte.<lb/> Nun, Du ſiehſt, es hat mir nichts geſchadet. Ein richtiger<lb/> Mediziner wird von ſolchen Kleinigkeiten nicht ange-<lb/> griffen. Hier haſt Du übrigens Dein Feuerzeug wieder,<lb/> es lag auf der Treppe. Ei, laß’ doch ſehen, da iſt ja<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [176/0182]
Pſychotomie.
in ſeinem Leibe auseinandergegangen, und nun lag es
nach allen Dimenſionen gekrümmt regungslos zu den
Füßen ſeines Herrn. Schulze hob es bedauernd auf,
da ſagte eine Stimme:
„Laß’ mal liegen, Schulze, er iſt nur ſcheintot.“ Und
ſo war es. Als richtiger Philoſophenhund mußte er die
Metageometrie bald als unverdaulich wieder von ſich geben.
Der Redende war Schulzes beſter Freund, der Dr.
Müller, ein normal entwickelter Mediziner, der es ſich
auf dem Sopha bequem gemacht hatte.
„Du ſiehſt übrigens jammervoll aus, Menſch,“ fuhr
er fort, „es thut mir leid, daß ich Dir nicht einen
Löffel Kaviar übrig gelaſſen habe. Aber er war aus-
gezeichnet. Wer hat Dir den geſtiftet?“
„Um Himmelswillen, Müller, Du haſt dieſe Büchſe
hier geleert?“
„Mit dem beſten Appetit; Du nimmſt es doch nicht
übel? Jch habe auch dieſe Likörproben dazu getrunken,
etwas kräftig, aber delikat.“
„Unſeliger Menſch, das waren ja meine Gefühle,
das waren meine Jdeale! Du haſt ſämtliche Gefühle
und Jdeale der Menſchheit verſchlungen, Kannibale, was
ſoll nun aus Dir werden?“
„Gefühle im Kaviar und Jdeale im Schnaps? Jhr
Philoſophen ſeid praktiſcher, als man meinen ſollte.
Nun, Du ſiehſt, es hat mir nichts geſchadet. Ein richtiger
Mediziner wird von ſolchen Kleinigkeiten nicht ange-
griffen. Hier haſt Du übrigens Dein Feuerzeug wieder,
es lag auf der Treppe. Ei, laß’ doch ſehen, da iſt ja
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |