Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Unverwüstlich. Jm Trias und im Jura auch Und im System der Kreide Warst du nach treuer Liebe Brauch Mir Trost und Augenweide. Wir wurden endlich miocän Und Säugetier-gestaltet; Und selber in der Eiszeit Weh'n Sind wir uns nicht erkaltet. Und immer klüger wurden wir, Als Jahr' auf Jahre gingen; Jch bin gewiß, nur neben dir Konnt' ich's zum Menschen bringen. Denkst du daran, wie um und um Vor uns die Tiere zagten, Als wir noch im Diluvium Den Höhlenbären jagten? Mit meiner Axt von Feuerstein Hab' ich in jenen Tagen Rhinocerosse kurz und klein Zur Freude dir geschlagen. Jn unsrer Höhle saßen wir Aus Knochen Mark zu saugen, Und schon wie heute sah ich dir Jn die geliebten Augen. Und wo wir auch im Lauf der Zeit Noch später uns getroffen, Du warst allein in Lust und Leid Mein Sehnen und mein Hoffen, Ob wir am heil'gen Nilusstrand Zum Jsissterne blickten, Und ob wir im gelobten Land Vom Stock die Traube pflückten; Unverwüſtlich. Jm Trias und im Jura auch Und im Syſtem der Kreide Warſt du nach treuer Liebe Brauch Mir Troſt und Augenweide. Wir wurden endlich miocän Und Säugetier-geſtaltet; Und ſelber in der Eiszeit Weh’n Sind wir uns nicht erkaltet. Und immer klüger wurden wir, Als Jahr’ auf Jahre gingen; Jch bin gewiß, nur neben dir Konnt’ ich’s zum Menſchen bringen. Denkſt du daran, wie um und um Vor uns die Tiere zagten, Als wir noch im Diluvium Den Höhlenbären jagten? Mit meiner Axt von Feuerſtein Hab’ ich in jenen Tagen Rhinoceroſſe kurz und klein Zur Freude dir geſchlagen. Jn unſrer Höhle ſaßen wir Aus Knochen Mark zu ſaugen, Und ſchon wie heute ſah ich dir Jn die geliebten Augen. Und wo wir auch im Lauf der Zeit Noch ſpäter uns getroffen, Du warſt allein in Luſt und Leid Mein Sehnen und mein Hoffen, Ob wir am heil’gen Nilusſtrand Zum Jſisſterne blickten, Und ob wir im gelobten Land Vom Stock die Traube pflückten; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0142" n="136"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Unverwüſtlich.</hi> </fw><lb/> <lg n="8"> <l>Jm Trias und im Jura auch</l><lb/> <l>Und im Syſtem der Kreide</l><lb/> <l>Warſt du nach treuer Liebe Brauch</l><lb/> <l>Mir Troſt und Augenweide.</l><lb/> <l>Wir wurden endlich miocän</l><lb/> <l>Und Säugetier-geſtaltet;</l><lb/> <l>Und ſelber in der Eiszeit Weh’n</l><lb/> <l>Sind wir uns nicht erkaltet.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Und immer klüger wurden wir,</l><lb/> <l>Als Jahr’ auf Jahre gingen;</l><lb/> <l>Jch bin gewiß, nur neben dir</l><lb/> <l>Konnt’ ich’s zum Menſchen bringen.</l><lb/> <l>Denkſt du daran, wie um und um</l><lb/> <l>Vor uns die Tiere zagten,</l><lb/> <l>Als wir noch im Diluvium</l><lb/> <l>Den Höhlenbären jagten?</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Mit meiner Axt von Feuerſtein</l><lb/> <l>Hab’ ich in jenen Tagen</l><lb/> <l>Rhinoceroſſe kurz und klein</l><lb/> <l>Zur Freude dir geſchlagen.</l><lb/> <l>Jn unſrer Höhle ſaßen wir</l><lb/> <l>Aus Knochen Mark zu ſaugen,</l><lb/> <l>Und ſchon wie heute ſah ich dir</l><lb/> <l>Jn die geliebten Augen.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Und wo wir auch im Lauf der Zeit</l><lb/> <l>Noch ſpäter uns getroffen,</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Du</hi> warſt allein in Luſt und Leid</l><lb/> <l>Mein Sehnen und mein Hoffen,</l><lb/> <l>Ob wir am heil’gen Nilusſtrand</l><lb/> <l>Zum Jſisſterne blickten,</l><lb/> <l>Und ob wir im gelobten Land</l><lb/> <l>Vom Stock die Traube pflückten;</l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [136/0142]
Unverwüſtlich.
Jm Trias und im Jura auch
Und im Syſtem der Kreide
Warſt du nach treuer Liebe Brauch
Mir Troſt und Augenweide.
Wir wurden endlich miocän
Und Säugetier-geſtaltet;
Und ſelber in der Eiszeit Weh’n
Sind wir uns nicht erkaltet.
Und immer klüger wurden wir,
Als Jahr’ auf Jahre gingen;
Jch bin gewiß, nur neben dir
Konnt’ ich’s zum Menſchen bringen.
Denkſt du daran, wie um und um
Vor uns die Tiere zagten,
Als wir noch im Diluvium
Den Höhlenbären jagten?
Mit meiner Axt von Feuerſtein
Hab’ ich in jenen Tagen
Rhinoceroſſe kurz und klein
Zur Freude dir geſchlagen.
Jn unſrer Höhle ſaßen wir
Aus Knochen Mark zu ſaugen,
Und ſchon wie heute ſah ich dir
Jn die geliebten Augen.
Und wo wir auch im Lauf der Zeit
Noch ſpäter uns getroffen,
Du warſt allein in Luſt und Leid
Mein Sehnen und mein Hoffen,
Ob wir am heil’gen Nilusſtrand
Zum Jſisſterne blickten,
Und ob wir im gelobten Land
Vom Stock die Traube pflückten;
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