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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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Freude sind. Jch bin in den Staub ernie-
driget; auf der Erde liege ich, und bitte
Gott, mich nur so lange zu erhalten, bis
ich bey Jhnen bin, und den Trost ge-
nieße, daß Sie die Unschuld meines Her-
zens sehen, und eine mitleidige Thräne
über mich weinen. Alsdann, o Schick-
sal, dann nimm es, dieses Leben, wel-
ches mit keinem Laster beschmutzt, aber
seit vier Tagen durch deine Zulassung so
elend ist, daß es ohne die Hoffnung eines
baldigen Endes unerträglich wäre.



Derbey an seinen Freund.

Jch reise nach England, und komme
vorher zu dir. Sage mir nichts von
meiner letzten Liebe; ich will nicht mehr
daran denken; es ist genug an der un-
ruhigen Erinnerung, die sich mir wider
meinen Willen aufdringt. Meine halbe
Lady ist fort, aus dem Dorfe, wo ihrem
abentheuerlichen Charakter ein abentheu-
erliches Schicksal zugemessen wurde; mit

stolzem
D 3


Freude ſind. Jch bin in den Staub ernie-
driget; auf der Erde liege ich, und bitte
Gott, mich nur ſo lange zu erhalten, bis
ich bey Jhnen bin, und den Troſt ge-
nieße, daß Sie die Unſchuld meines Her-
zens ſehen, und eine mitleidige Thraͤne
uͤber mich weinen. Alsdann, o Schick-
ſal, dann nimm es, dieſes Leben, wel-
ches mit keinem Laſter beſchmutzt, aber
ſeit vier Tagen durch deine Zulaſſung ſo
elend iſt, daß es ohne die Hoffnung eines
baldigen Endes unertraͤglich waͤre.



Derbey an ſeinen Freund.

Jch reiſe nach England, und komme
vorher zu dir. Sage mir nichts von
meiner letzten Liebe; ich will nicht mehr
daran denken; es iſt genug an der un-
ruhigen Erinnerung, die ſich mir wider
meinen Willen aufdringt. Meine halbe
Lady iſt fort, aus dem Dorfe, wo ihrem
abentheuerlichen Charakter ein abentheu-
erliches Schickſal zugemeſſen wurde; mit

ſtolzem
D 3
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[53/0059] Freude ſind. Jch bin in den Staub ernie- driget; auf der Erde liege ich, und bitte Gott, mich nur ſo lange zu erhalten, bis ich bey Jhnen bin, und den Troſt ge- nieße, daß Sie die Unſchuld meines Her- zens ſehen, und eine mitleidige Thraͤne uͤber mich weinen. Alsdann, o Schick- ſal, dann nimm es, dieſes Leben, wel- ches mit keinem Laſter beſchmutzt, aber ſeit vier Tagen durch deine Zulaſſung ſo elend iſt, daß es ohne die Hoffnung eines baldigen Endes unertraͤglich waͤre. Derbey an ſeinen Freund. Jch reiſe nach England, und komme vorher zu dir. Sage mir nichts von meiner letzten Liebe; ich will nicht mehr daran denken; es iſt genug an der un- ruhigen Erinnerung, die ſich mir wider meinen Willen aufdringt. Meine halbe Lady iſt fort, aus dem Dorfe, wo ihrem abentheuerlichen Charakter ein abentheu- erliches Schickſal zugemeſſen wurde; mit ſtolzem D 3

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/59>, abgerufen am 03.12.2024.