daß man ihr satt werden sollte. Doch in kurzer Zeit werde ich dir Nachricht da- von geben können, denn die Comödie eilt zum Schlusse, weil die Leidenschaft des Fürsten so heftig wird, daß man die An- stalten zu ihrer Verwicklung eifriger be- treibt, und Feste über Feste veranstaltet.
Fräulein von Sternheim an Emilia.
Würden Sie, liebste Emilia, jemals geglaubt haben, daß es eine Stunde meines Lebens geben könnte, in der mich reuete Gutes gethan zu haben? Und sie ist gekommen, diese Stunde, in welcher ich mit dem warmen Eifer meines Herzens für das verbesserte Wohlergehen meines Nächsten unzufrieden war, und den Streit zwischen Mein und Dein empfun- den habe. Sie wissen aus meinen vori- gen Briefen, was es mich kostete den Für- sten um eine Gnade für die Familie T * zu
bitten,
daß man ihr ſatt werden ſollte. Doch in kurzer Zeit werde ich dir Nachricht da- von geben koͤnnen, denn die Comoͤdie eilt zum Schluſſe, weil die Leidenſchaft des Fuͤrſten ſo heftig wird, daß man die An- ſtalten zu ihrer Verwicklung eifriger be- treibt, und Feſte uͤber Feſte veranſtaltet.
Fraͤulein von Sternheim an Emilia.
Wuͤrden Sie, liebſte Emilia, jemals geglaubt haben, daß es eine Stunde meines Lebens geben koͤnnte, in der mich reuete Gutes gethan zu haben? Und ſie iſt gekommen, dieſe Stunde, in welcher ich mit dem warmen Eifer meines Herzens fuͤr das verbeſſerte Wohlergehen meines Naͤchſten unzufrieden war, und den Streit zwiſchen Mein und Dein empfun- den habe. Sie wiſſen aus meinen vori- gen Briefen, was es mich koſtete den Fuͤr- ſten um eine Gnade fuͤr die Familie T * zu
bitten,
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daß man ihr ſatt werden ſollte. Doch
in kurzer Zeit werde ich dir Nachricht da-
von geben koͤnnen, denn die Comoͤdie eilt
zum Schluſſe, weil die Leidenſchaft des
Fuͤrſten ſo heftig wird, daß man die An-
ſtalten zu ihrer Verwicklung eifriger be-
treibt, und Feſte uͤber Feſte veranſtaltet.
Fraͤulein von Sternheim
an
Emilia.
Wuͤrden Sie, liebſte Emilia, jemals
geglaubt haben, daß es eine Stunde
meines Lebens geben koͤnnte, in der mich
reuete Gutes gethan zu haben? Und ſie iſt
gekommen, dieſe Stunde, in welcher ich
mit dem warmen Eifer meines Herzens
fuͤr das verbeſſerte Wohlergehen meines
Naͤchſten unzufrieden war, und den
Streit zwiſchen Mein und Dein empfun-
den habe. Sie wiſſen aus meinen vori-
gen Briefen, was es mich koſtete den Fuͤr-
ſten um eine Gnade fuͤr die Familie T * zu
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/345>, abgerufen am 21.11.2024.
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