Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916.Die Forderung der gleichen Erwerbsmög- lichkeit. Noch schärfer als die Forderung der gleichen Bildung Die Forderung der gleichen Erwerbsmög- lichkeit. Noch schärfer als die Forderung der gleichen Bildung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0126" n="124"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Forderung der gleichen Erwerbsmög-<lb/> lichkeit.</hi> </head><lb/> <p>Noch schärfer als die Forderung der gleichen Bildung<lb/> von Mann und Frau betont die moderne Frauenbewegung<lb/> den Anspruch auf gleiche Erwerbsmöglichkeit und damit<lb/> auf gleiche Lebensform. Dadurch, daß die Frauenemanzi-<lb/> pation die Frau gewaltsam aus dem Hause hinausdrängt,<lb/> erschüttert sie das Fundament der Familie und unter-<lb/> gräbt <hi rendition="#g">das</hi> Werk der Frau, durch welches sie allein zu<lb/> einem wertvollen Faktor unserer Kultur wird. „Unsere<lb/> objektive Kultur ist mit Ausnahme ganz weniger Gebiete<lb/> durchaus männlich. Männer haben die Kunst und die<lb/> Jndustrie, die Wissenschaft und den Handel, den Staat<lb/> und die Religion geschaffen“, sagt Georg Simmel in<lb/> seiner Schrift über „Weibliche Kultur“ und an anderer<lb/> Stelle: „Das Haus ist <hi rendition="#g">einmal</hi> ein Lebensmoment seiner<lb/> Teilnehmer, die mit personalen und religiösen, geschäft-<lb/> lichen und geistigen Jnteressen, wie erheblich oder mini-<lb/> mal diese auch sonst seien, doch über das Haus hinaus-<lb/> reichen und aus ihm und jenen ihr Leben zusammen-<lb/> bauen, dann aber ist das Haus doch eine besondere Art,<lb/> in der die gesamten Lebensinhalte gestaltet werden, es<lb/> gibt – wenigstens innerhalb der entwickelten europäischen<lb/> Kultur – kein Jnteresse, keinen Gewinn oder Verlust<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [124/0126]
Die Forderung der gleichen Erwerbsmög-
lichkeit.
Noch schärfer als die Forderung der gleichen Bildung
von Mann und Frau betont die moderne Frauenbewegung
den Anspruch auf gleiche Erwerbsmöglichkeit und damit
auf gleiche Lebensform. Dadurch, daß die Frauenemanzi-
pation die Frau gewaltsam aus dem Hause hinausdrängt,
erschüttert sie das Fundament der Familie und unter-
gräbt das Werk der Frau, durch welches sie allein zu
einem wertvollen Faktor unserer Kultur wird. „Unsere
objektive Kultur ist mit Ausnahme ganz weniger Gebiete
durchaus männlich. Männer haben die Kunst und die
Jndustrie, die Wissenschaft und den Handel, den Staat
und die Religion geschaffen“, sagt Georg Simmel in
seiner Schrift über „Weibliche Kultur“ und an anderer
Stelle: „Das Haus ist einmal ein Lebensmoment seiner
Teilnehmer, die mit personalen und religiösen, geschäft-
lichen und geistigen Jnteressen, wie erheblich oder mini-
mal diese auch sonst seien, doch über das Haus hinaus-
reichen und aus ihm und jenen ihr Leben zusammen-
bauen, dann aber ist das Haus doch eine besondere Art,
in der die gesamten Lebensinhalte gestaltet werden, es
gibt – wenigstens innerhalb der entwickelten europäischen
Kultur – kein Jnteresse, keinen Gewinn oder Verlust
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(2017-04-13T13:51:38Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-04-13T13:51:38Z)
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